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Hotel

Hotel

Titel: Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hailey
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hatte.
    Aber er sagte sich warnend: Frauen waren schon zweimal sein Verderben gewesen. Was immer zwischen Christine und ihm entstehen mochte, es mußte sich langsam entwickeln, und er mußte vorsichtig sein.
    Das Taxi raste auf den Elysian Fields stadteinwärts. Als sie die Stelle passierten, wo Christine und er auf der Hinfahrt angehalten worden waren, bemerkte er, daß die Absperrung entfernt und die Polizei verschwunden war. Aber die Erinnerung daran rief wieder das vage Unbehagen wach, das er schon früher verspürt hatte, und es bedrückte ihn auf dem ganzen Weg bis zu seinem eigenen Appartement, ein oder zwei Blocks vom St. Gregory entfernt.

 

    DIENSTAG

    1
    Wie alle Hotels erwachte das St. Gregory frühzeitig und erhob sich gleich einem kampferprobten alten Frontsoldaten aus kurzem leichtem Schlummer. Lange bevor die ersten Gäste verschlafen vom Bett ins Bad torkelten, war sacht das Räderwerk eines neuen Hoteltages angelaufen.
    Gegen fünf Uhr begannen müde nächtliche Reinmachetrupps, die während der vergangenen acht Stunden in den Gesellschaftsräumen, auf den unteren Treppen, im Küchentrakt und in der Halle schwer gearbeitet hatten, ihre Gerätschaften einzusammeln und sie für den Tag zu verstauen. Nach ihrem Abzug glänzten die Böden, schimmerten Holz- und Metallwerk, und sämtliche Räume rochen angenehm nach frischem Bohnerwachs.
    Eine Putzfrau, die alte Meg Yetmein, die seit nahezu dreißig Jahren im Hotel gearbeitet hatte, schleppte sich mühsam vorwärts, und jeder zufällige Beobachter hätte ihre unbeholfenen Bewegungen ihrer Müdigkeit zugeschrieben. Der wirkliche Grund war jedoch ein dreipfündiges Lendensteak, das an der Innenseite ihres Oberschenkels befestigt war. Vor einer halben Stunde, als sie für einige Minuten unbeaufsichtigt war, hatte Meg das Stück Fleisch aus der Kühltruhe in der Küche entwendet. Aus langjähriger Erfahrung wußte sie genau, wo sie nachsehen mußte und wie sie ihre Beute, in einen alten Putzlappen eingehüllt, unbemerkt bis zum Waschraum schaffen konnte. Dort, hinter einer verriegelten Tür vor Entdeckung geschützt, befestigte sie das Steak mit Heftpflaster. Obwohl sie fast eine Stunde lang mit ihrer kalten, klammen Last herumlaufen mußte, nahm sie die Unbequemlichkeit gern in Kauf, im Bewußtsein, daß sie unbefangen am Hausdetektiv vorbeimarschieren konnte, der den Personaleingang überwachte und ausgehende Päckchen und angeschwollene Taschen mißtrauisch untersuchte. Dies von ihr selbst ersonnene Verfahren war, wie sie schon oft zuvor erprobt hatte, absolut narrensicher.
    Zwei Stockwerke über Meg, hinter einer unmarkierten, gut versperrten Tür im Zwischengeschoß, legte eine Telefonistin ihr Strickzeug beiseite und erledigte den ersten morgendlichen Weckruf. Die Telefonistin war Mrs. Eunice Ball, Witwe, Großmutter und Seniorin der drei Frauen, die heute die Frühschicht hatten. Zwischen halb sechs und sieben Uhr würde das Trio in der Zentrale vereinzelt weitere Gäste wecken, deren Anweisungen vom Abend zuvor, auf Karten vermerkt und nach Viertelstunden geordnet, sich in Reichweite in einem Karteifach befanden. Nach sieben Uhr würde sich das Tempo erhöhen.
    Mit geübten Fingern blätterte Mrs. Ball die Karten durch. Sie stellte fest, daß sieben Uhr 45, wo fast hundertachtzig Anrufe fällig waren, wie immer der kritische Zeitpunkt war. Selbst bei größter Schnelligkeit würden die drei Telefonistinnen das Pensum kaum in weniger als zwanzig Minuten bewältigen, was bedeutete, daß sie früh, und zwar um 7 Uhr 35, beginnen mußten – sofern sie rechtzeitig mit den Anrufen um halb acht fertig geworden waren –, bis fünf vor acht zu tun haben und damit in das Acht-Uhr-Pensum hineingeraten würden.
    Mrs. Ball seufzte. Heute war es unvermeidlich, daß sich Gäste bei der Geschäftsleitung beschwerten, weil angeblich irgendeine stupide, vorm Klappenschrank eingedöste Telefonistin sie entweder zu früh oder zu spät geweckt hatte.
    Die Frühschicht hatte aber auch ihre Vorteile. Wenige Gäste waren zu so früher Stunde zum Reden aufgelegt oder hatten verliebte Anwandlungen, wie es nachts manchmal der Fall war – daher auch die unmarkierte versperrte Tür. Außerdem traf um acht Uhr die Tagschicht ein – fünfzehn insgesamt zur Hauptgeschäftszeit –, und die drei von der Frühschicht würden um neun glücklich zu Haus sein und im Bett liegen.
    Wieder war ein Weckruf fällig. Mrs. Ball steckte einen Stöpsel ein, betätigte den Umschalter,

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