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Hotel

Hotel

Titel: Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hailey
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reden wollen und der ihn bleiben läßt –«, Jakubiec zuckte mit den Schultern –, »ist das natürlich was anderes.«
    Christine schüttelte den Kopf. »Ich möchte W.T. nicht damit belästigen. Aber ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir Bescheid sagen, bevor Sie etwas unternehmen.«
    »Gern, Miss Francis.« Der Kreditmanager nickte und stapfte dann mit kurzen, energischen Schritten den Korridor hinunter.
    Gleich darauf klopfte Christine an die Tür des Zimmers 1410.
    Eine uniformierte Pflegerin mittleren Alters mit ernstem Gesicht und Hornbrille öffnete. Christine nannte ihren Namen, und die Krankenschwester sagte: »Warten Sie bitte einen Moment. Ich werde Mr. Wells fragen, ob er sie sehen möchte.«
    Christine hörte aus dem Inneren des Zimmers Schritte und mußte lächeln, als eine Stimme nachdrücklich sagte: »Natürlich möchte ich sie sehen. Lassen Sie sie nicht warten.«
    Als die Pflegerin zurückkehrte, schlug Christine ihr vor: »Falls Sie eine Weile weggehen wollen, könnte ich Sie solange vertreten.«
    »Also, ich weiß nicht recht …« Sie zögerte, taute aber sichtlich auf.
    Die Stimme aus dem Zimmer sagte: »Gehen Sie ruhig. Miss Francis kennt sich aus. Wenn sie nicht gewesen wäre, hätte’s mich gestern nacht erwischt.«
    »Nun gut«, sagte die Pflegerin. »Ich bleibe nur zehn Minuten weg, und sollten Sie mich in der Zwischenzeit brauchen, können Sie mich in der Cafeteria erreichen.«
    Albert Wells strahlte über das ganze Gesicht, als Christine hereinkam. Der kleine Mann saß zurückgelehnt in einem Berg von Kissen und sah winzig aus. Seine äußere Erscheinung, die gebrechliche, in ein altmodisches Nachthemd gehüllte Gestalt, erinnerte noch immer an einen Sperling, aber im Vergleich zu seiner beinahe hoffnungslosen Schwäche in der vergangenen Nacht an einen recht munteren Sperling. Seine Gesichtsfarbe war noch blaß, aber nicht mehr grau. Er atmete, von einem gelegentlichen Keuchen abgesehen, regelmäßig und anscheinend mühelos.
    »Es ist nett von Ihnen, daß Sie mich besuchen, Miss«, sagte er.
    »Mit Nettigkeit hat das nichts zu tun. Ich wollte wissen, wie es Ihnen geht.«
    »Viel besser, und das hab’ ich Ihnen zu verdanken.« Er zeigte auf die Tür, die sich gerade hinter der Pflegerin schloß. »Aber die da, die ist ein regelrechter Drachen.«
    »Sie tut Ihnen aber gut, scheint mir.« Christine sah sich anerkennend im Zimmer um. Alles darin, auch die persönlichen Habseligkeiten des alten Mannes, war sorglich aufgeräumt. Auf einem Tisch neben dem Bett stand ein Tablett mit Medikamenten. Der Sauerstoffzylinder, den sie in der vergangenen Nacht benutzt hatten, war noch da, aber der Plastikbeutel war durch eine zünftige Maske ersetzt worden.
    »Oh, sie kennt sich aus«, gab Albert Wells zu. »Das nächstemal hätte ich aber gern eine hübschere Schwester.«
    Christine lächelte. »Es geht Ihnen wirklich besser.« Sie fragte sich, ob sie etwas über ihr Gespräch mit Sam Jakubiec verlauten lassen sollte, entschied dann aber dagegen. Statt dessen sagte sie: »Gestern nacht sprachen Sie davon, daß die Anfälle anfingen, als Sie Bergmann waren.«
    »Damals holte ich mir die Bronchitis; das stimmt.«
    »Waren Sie sehr lange Bergmann, Mr. Wells?«
    »Länger als ich denken mag, Miss. Aber es gibt immer was, das einen dran erinnert … mal ist es die Bronchitis, mal die hier …« Er legte die gespreizten Hände mit dem Handteller nach oben auf die Decke, und Christine sah, daß sie hart und knorrig waren von der schweren körperlichen Arbeit vieler Jahre.
    Impulsiv streckte sie den Arm aus und streichelte sie. »Darauf können Sie stolz sein, finde ich. Wollen Sie mir nicht davon erzählen? Ich würde gern mehr darüber hören.«
    Er schüttelte den Kopf. »Vielleicht ein andermal. Dazu braucht man Zeit und viel Geduld. Das meiste sind sowieso bloß Altmännergeschichten, und alte Männer finden kein Ende, wenn man ihnen eine Chance gibt.«
    Christine setzte sich auf einen Stuhl neben dem Bett. »Ich habe sehr viel Ausdauer, und ich glaube einfach nicht, daß Ihre Geschichten langweilig sind.«
    »Es gibt ein paar Leute in Montreal, die Ihnen da nicht beistimmen würden«, sagte er schmunzelnd.
    »Ich war schon immer neugierig auf Montreal. Ich war noch nie dort.«
    »Die Stadt ist eine Mischung aus allem Möglichen – in gewisser Weise ähnelt sie New Orleans.«
    »Kommen Sie deshalb jedes Jahr hierher?« fragte sie neugierig. »Weil es Sie an zu Hause erinnert?«
    Der kleine

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