Hotel
aufzeigt.«
»Das ist eine Illusion, die er nicht braucht«, sagte O’Keefe bissig. »Ein Hotel gewährt Gastlichkeit, weil es dafür bezahlt wird, das ist alles. Heute durchschauen die Leute Unaufrichtigkeit und Gefühlsduselei. Aber sie respektieren Fairness – einen fairen Profit für das Hotel; einen fairen Preis für den Gast, und genau das gebe ich ihnen. Oh, ich leugne durchaus nicht, daß es stets ein paar Tusculums für solche Gäste geben wird, die auf individuelle Bedienung Wert legen und bereit sind, sich das was kosten zu lassen. Aber dabei handelt es sich um kleine Hotels für einige wenige Außenseiter. Große Häuser, wie Ihres, müssen sich – wenn sie die Konkurrenz, die ich ihnen mache, überleben wollen – zu meiner Anschauung bekehren.«
»Sie haben hoffentlich nichts dagegen, wenn ich noch eine Weile unbekehrt bleibe«, sagte Warren Trent trocken.
O’Keefe schüttelte ungeduldig den Kopf. »Es war nichts Persönliches in dem, was ich sagte. Ich sprach von der Entwicklung im allgemeinen.«
»Zum Teufel damit! Mein Instinkt sagt mir, daß sehr viele Menschen noch immer gern erster Klasse fahren und sich ein bißchen mehr davon versprechen als eine Box mit einem Bett drin.«
»Der Vergleich hinkt.« O’Keefe lächelte kühl. »Aber ich will ihn trotzdem anfechten. Außer für einige wenige ist die erste Klasse erledigt, tot.«
»Warum?«
»Weil der Düsenverkehr den Erster-Klasse-Reisen und zugleich damit einer bestimmten Geisteshaltung den Garaus gemacht hat. Davor war die erste Klasse von einer Aura der Vornehmheit umgeben. Aber der Düsenverkehr hat den Leuten bewiesen, wie albern und verschwenderisch die alten Einrichtungen gewesen waren. Die Flugverbindungen wurden immer besser und schneller, so daß sich die erste Klasse einfach nicht mehr lohnte. Folglich zwängten sich die Leute in die Touristenklasse und hörten auf, sich über Rangunterschiede den Kopf zu zerbrechen – der Preis war zu hoch. Ziemlich bald wurde die Touristenklasse sogar ausgesprochen gesellschaftsfähig. Die feinsten Leute benutzten sie und erzählten einander über ihren Lunchkartons, die erste Klasse wäre nur noch etwas für Narren und Verschwender. Die Leute wissen ganz genau, was ihnen der Düsenverkehr liefert, nämlich ein leistungsfähiges, wirtschaftliches Programm. Und das gleiche fordern sie auch vom Hotelgeschäft.«
Dodo suchte vergebens ein Gähnen hinter der Hand zu verbergen und drückte dann ihre Zigarette aus. Sofort stand Aloysius Royce neben ihr, bot ihr eine neue an und reichte ihr ein brennendes Streichholz. Sie lächelte warm, und der junge Neger lächelte zurück; es war ein Lächeln, das diskret sein Mitgefühl zum Ausdruck brachte. Gewandt und unauffällig ersetzte er die gebrauchten Aschenbecher auf dem Tisch durch neue, schenkte Dodo und danach den beiden Männern Kaffee nach und schlüpfte leise hinaus. »Sie haben da einen guten Mann, Warren«, bemerkte O’Keefe.
»Er ist schon sehr lange bei mir«, erwiderte Warren Trent zerstreut. Auch er hatte Royce beobachtet und sich dabei gefragt, wie sein Vater auf die Nachricht, daß die Leitung des Hotels demnächst in andere Hände übergehen würde, reagiert hätte. Vermutlich mit einem Schulterzucken. Geld und Gut hatten dem kleinen alten Mann wenig bedeutet. Warren Trent konnte ihn fast mit seiner rauhen lebhaften Stimme sagen hören: Sie haben so lange Ihren Kopf durchgesetzt, daß ein paar schlechte Jahre vielleicht nur zu Ihrem Besten sind. Gott beugt unseren Rücken und demütigt unseren hochfahrenden Sinn, damit wir nicht vergessen, daß wir trotz unserer großmächtigen Ideen nur seine ungeratenen Kinder sind. Und dann hätte der alte Mann vielleicht in bewußter Inkonsequenz hinzugefügt: Aber wenn man an etwas glaubt, muß man dafür kämpfen. Wer tot ist, erschießt niemanden mehr, denn er kann nicht mehr zielen.
Die Mahnung seines alten Freundes beherzigend, kämpfte Warren Trent weiter. »Wenn man Ihnen zuhört, bekommt alles, was mit einem Hotel zu tun hat, einen verdammt antiseptischen Beigeschmack. Ihren Hotels fehlt Wärme und Menschlichkeit. Sie sind für Automaten mit Lochkartenhirn und Schmieröl statt Blut.«
O’Keefe hob die Schultern. »Sie werfen Dividenden ab.«
»Finanziell mögen sie ein Erfolg sein, in menschlicher Beziehung betrachte ich sie als ein Unglück.«
Die letzte Bemerkung ignorierend, sagte O’Keefe: »Bisher war nur vom derzeitigen Stand unseres Geschäfts die Rede. Gehen wir noch
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