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Hotel

Hotel

Titel: Hotel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hailey
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Ihnen versprechen, daß wir im neuen Gebäude eine Tafel zur Erinnerung an das ursprüngliche Hotel und, wenn möglich, auch an Ihr Wirken anbringen.«
    »Eine Gedenktafel!« Der Besitzer des St. Gregory schnaubte verächtlich. »Wo würden Sie sie denn hinhängen – in die Herrentoilette?«
    Dodo kicherte plötzlich. Als die zwei Männer ihr unwillkürlich den Kopf zuwandten, sagte sie: »Vielleicht gibt’s keine mehr. Ich meine, wer braucht so was noch bei all den Transportanlagen?«
    Curtis O’Keefe musterte sie scharf. Es gab immer wieder Augenblicke, wo er sich fragte, ob Dodo nicht vielleicht gescheiter war, als sie zugab.
    Warren Trent war vor Verlegenheit rot angelaufen. Nun sagte er höflich: »Bitte, entschuldigen Sie meine höchst unpassende Bemerkung, meine Gnädigste.«
    »Herrje, lassen Sie sich durch mich nicht stören«, antwortete Dodo verblüfft. »Jedenfalls finde ich das Hotel fabelhaft.« Sie richtete ihre großen, unschuldig dreinschauenden Augen auf Curtis O’Keefe. »Warum mußt du’s abreißen, Curtie?«
    Er entgegnete gereizt: »Ich habe davon lediglich als von einer Möglichkeit gesprochen. Auf jeden Fall ist es an der Zeit, daß Sie sich aus dem Hotelgeschäft zurückziehen, Warren.«
    Im Vergleich zu dem bissigen Seitenhieb vor ein paar Minuten war die Antwort erstaunlich maßvoll. »Selbst, wenn ich dazu bereit wäre, müßte ich doch, außer an mich, auch an andere denken. Die meisten meiner alten Angestellten vertrauen mir genauso wie ich ihnen immer vertraut habe. Sie sagen mir, Sie hätten die Absicht, Menschen durch Maschinen zu ersetzen. Diese Vorstellung macht es mir unmöglich, aus dem Geschäft auszusteigen. So viel wenigstens schulde ich meinem Personal für die Loyalität, die es mir stets bewiesen hat.«
    »Sind Hotelangestellte jemals loyal? Würden denn nicht alle oder fast alle Sie noch in diesem Moment verkaufen, wenn sie sich einen Vorteil davon versprächen?«
    »Aber nein, ausgeschlossen. Ich leite dieses Haus seit über dreißig Jahren, und ein solcher Zeitraum schafft ein enges Loyalitätsverhältnis. Aber vielleicht haben Sie in dieser Richtung nicht so viele Erfahrungen gesammelt wie ich.«
    »Ich habe mir darüber meine eigene Meinung gebildet«, sagte O’Keefe geistesabwesend. Er ging in Gedanken den Bericht von Odgen Bailey und Sean Hall durch, den er am Vormittag gelesen hatte. Zwar hatte er Hall ermahnt, sich nicht zu sehr in Einzelheiten zu verlieren, aber nun kam ihm ein Detail, das in dem Gutachten angeführt war, zustatten. Er dachte angestrengt nach und sagte schließlich: »Sie haben doch einen alten Angestellten, der die Pontalba-Bar verwaltet, nicht wahr?«
    »Ja. Tom Earlshore. Er ist beinahe genauso lange im Hotel wie ich.« In gewissem Sinne verkörperte Tom Earlshore den Typ des alten Angestellten, den er nicht im Stich lassen konnte. Als er Earlshore engagierte, waren sie beide junge Männer, und heute gehörte der ältliche Barkeeper, obwohl er mit den Jahren krumm und bei der Arbeit langsamer geworden war, zu den Angestellten, die Warren Trent als persönliche Freunde betrachtete. Und wie einem Freund hatte er Tom Earlshore geholfen. Als Toms jüngste Tochter mit einer deformierten Hüfte geboren wurde, sorgte Warren Trent dafür, daß sie in die Mayo-Klinik geschickt und operiert wurde. Danach bezahlte er stillschweigend die Rechnungen, was Tom Earlshore zu Beteuerungen ewiger Dankbarkeit und Treue veranlaßte. Earlshores Jüngste war nun eine verheiratete Frau mit eigenen Kindern, aber das Band zwischen ihrem Vater und dem Hotelbesitzer bestand unverändert weiter. »Wenn es einen Menschen gibt, dem ich blind vertraue«, sagte er zu Curtis O’Keefe, »dann ist es Tom.«
    »Sie wären ein Narr, wenn Sie das täten«, antwortete O’Keefe beißend. »Ich weiß positiv, daß er Sie bis zum Weißbluten betrügt.«
    Als Trent entsetzt schwieg, begann O’Keefe auszupacken. Es gab unendlich viele Möglichkeiten für einen unredlichen Barkeeper, seinen Arbeitgeber zu bestehlen – indem er schlecht ausschenkte und bei jeder Flasche ein bis zwei Drinks gutmachte; indem er nicht jede Bestellung über die Registrierkasse laufen ließ; indem er seine eigenen, unter der Hand gekauften Vorräte in die Bar einschmuggelte, so daß eine Bestandsaufnahme zwar kein Defizit aufweisen würde, die Einnahmen jedoch – mit erheblichem Profit – in die Tasche des Bartenders wanderten. Tom Earlshore schien sich aller drei Methoden bedient zu haben.

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