Hotel
Lehrer und Forscher. Er soll uns einen äußerst wichtigen Vortrag halten.«
Gibt es wirklich keinen Ausweg, fragte sich Peter wütend.
»Ich frage mich, ob Sie einen Vorschlag in Erwägung ziehen würden«, sagte er. »Falls sich Dr. Nicholas mit der Unterbringung in einem anderen Hotel einverstanden erklärt, will ich dafür sorgen, daß er hier an den Sitzungen teilnehmen kann.« Es war ein leichtsinniges Versprechen, darüber war sich Peter im klaren. Es würde schwer durchzudrücken sein und einen harten Kampf mit Warren Trent kosten. Aber soviel wollte er wenigstens fertigbringen – oder selbst seiner Wege gehen.
»Und die geselligen Zusammenkünfte – die Dinner- und Lunchveranstaltungen?« Der Neger blickte ihn gerade an.
Peter schüttelte langsam den Kopf. Es war zwecklos, Zugeständnisse zu machen die er nicht erfüllen konnte.
Dr. Nicholas zuckte mit den Schultern; seine Miene verhärtete sich. »Dann hätte das Ganze doch keinen Sinn. Ich werde meinen Bericht mit der Post verschicken, Dr. Ingram, damit er auf diese Art die Runde macht. Ich glaube, Sie werden einiges darin finden, das Sie interessiert.«
»Jim!« Der kleine weißhaarige Mann war heftig bewegt. »Jim, ich weiß nicht, was ich Ihnen sagen soll. Aber verlassen Sie sich darauf, in dieser Sache ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.«
Als Dr. Nicholas sich nach seiner Reisetasche umsah, sagte Peter: »Ich rufe einen Boy.«
»Nein!« Dr. Ingram drängte ihn beiseite. »Den Koffer trage ich! Das ist ein Privileg, das ich mir nicht nehmen lasse.«
»Gestatten Sie, Gentlemen«, sagte eine Stimme hinter ihnen. Als sie sich umwandten, klickte eine Kamera. »Danke. Und jetzt noch mal.« Der Mann in der Tweedjacke spähte durch den Sucher seiner Rolleiflex und knipste wieder. Den Apparat senkend, bemerkte er: »Diese hochempfindlichen Filme sind phantastisch. Früher hätte ich blitzen müssen.«
»Wer sind Sie?« fragte Peter heftig.
»Meinen Sie wer oder was?«
»Egal! Auf jeden Fall ist das hier privates Gebiet …«
»Ach, hören Sie schon auf damit! Immer dieselbe alte Leier.« Der Mann mit der Kamera verstellte die Blende. Als Peter auf ihn zutrat, blickte er hoch. »Immer sachte, Kumpel. Ihr Hotel wird ganz schön sinken, wenn ich mit ihm fertig bin. Das Verprügeln eines Fotografen macht sich in so einem Bericht immer gut.« Er grinste breit, als Peter zögerte. »Sie denken schnell, das muß ich Ihnen lassen.«
»Sind Sie ein Zeitungsmann?« warf Dr. Ingram ein.
»Gute Frage, Doktor.« Der Mann mit der dicken Brille grinste wieder. »Mein Boß ist gelegentlich anderer Meinung. Aber wenn ich ihm diesen kleinen Knüller aus meinem Urlaub schicke, wird er seine Meinung revidieren, schätz’ ich.«
»Welche Zeitung?« Peter hoffte, daß es sich um irgendein obskures Blatt handelte.
»New York Herald Tribune.«
»Fein!« Der Präsident des Zahnärztekongresses nickte beifällig. »Die wird die Sache groß herausbringen. Ich hoffe, Sie haben gesehen, was hier passiert ist.«
»Sicher, ich bin im Bilde«, erwiderte der Zeitungsmann. »Ich brauche nur noch ein paar Auskünfte von Ihnen, damit ich die Namen richtig hinkriege. Vorher möchte ich draußen noch ein Foto machen – mit Ihnen und dem anderen Doktor.«
Dr. Ingram faßte seinen farbigen Kollegen am Arm. »Das ist die richtige Art, die Sache auszufechten, Jim. Wir werden den Namen dieses Hotels durch sämtliche Zeitungen der Staaten zerren.«
»Darauf können Sie Gift nehmen«, pflichtete der Zeitungsmann bei. »Die Agenturen werden sich um die Story reißen; und um meine Fotos auch, wenn mich nicht alles täuscht.«
Der Neger nickte bedächtig.
Da konnte man nichts machen, dachte Peter finster. Gar nichts.
Curtis O’Keefe war, wie er bemerkte, stillschweigend verschwunden.
Als die drei auf den Ausgang zusteuerten, sagte Dr. Ingram: »Ich möchte die Angelegenheit möglichst schnell abwickeln. Sobald Sie Ihre Fotos haben, werde ich die Verlegung unseres Kongresses einleiten. Man muß die Hotelleute da treffen, wo es sie am meisten schmerzt – am Geldbeutel.« Seine polternde, ehrliche Stimme entfernte sich aus der Halle.
6
»Ist die Polizei bei ihren Nachforschungen weitergekommen?« erkundigte sich die Herzogin von Croydon.
Es war kurz vor elf Uhr vormittags. In der Abgeschiedenheit der Präsidentensuite saßen die Herzogin und ihr Gatte dem Hausdetektiv ängstlich gegenüber. Ogilvies fetter unförmiger Körper quoll über den Rand des
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