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Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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einen Saftsack.
    Sie sah sich um. Der Glückliche schien noch nicht da zu sein. Er gehörte zur Soko Wächter. Sie nicht, sie war nur noch die Zuträgerin. Da
war er wieder, der bittere Geschmack im Mund.
    »Naaa, so nachdenklich?« Martin Felix bog um die Ecke der Turnhalle,
trotz des Drucks, unter dem er und die anderen nach dem Bombenfund stehen
mussten, immer noch proper, immer noch nach der neuesten Mode gekleidet und gut
aussehend. Scheinbar ungerührt, versehen mit dieser aufreizenden Ruhe, die sie
anfangs immer wieder auf die Palme getrieben hatte. Inzwischen wusste sie, dass
er keineswegs der Typ mit der Lotusschutzschicht war, an der alles abperlte.
Noch immer aber war er nicht ihr Typ, dazu war er
viel zu sehr Yuppie, doch … gut aussehend. Er hatte offenbar den Weg durch
den Leimenacker und dann über den Hof der Hebelschule genommen.
    »Was ist los? Wo habt ihr die Bombe gefunden? Hat es Verletzte
gegeben? Tote?«
    Er schüttelte den Kopf. Wie er sie so anschaute, hatte sie den Eindruck,
dass er in den letzten Tagen älter geworden war. Die Falten um die Augen
wirkten tiefer, ebenso die Linien um den sinnlichen Mund. Vielleicht, weil er
die Augen zusammenkniff, denn er musste gegen die Sonne schauen. Möglicherweise
war es aber einfach nur der Stress. Zu wenig Schlaf machte alt. Sonst sah er
aus wie immer, die Nase war beinahe griechisch, die Augen dunkel, das Kinn
markant und der Hintern in der immer sehr eng sitzenden Jeans ausgesprochen
knackig. Felix, der Glückliche, lange Zeit ihr Assistent – und inzwischen
irgendwie ein Freund.
    Er war zum Kriminalhauptkommissar
aufgestiegen. Er hatte geschafft, wovor sie sich immer
gefürchtet hatte, als sie noch seine Vorgesetzte gewesen war. Er war an ihr
vorbeigezogen, hatte seine Aussichten ausgebaut. Sie hatte keine derartigen
Aussichten auf eine Polizei-Karriere mehr. Seltsamerweise empfand sie das in
diesem Moment fast wie eine Erleichterung. Als sei eine Last von ihren
Schultern genommen. Felix war ein guter Ermittler. Ihre Schule. Und nun so
etwas wie ihr »Verbindungsmann« zur Soko Wächter. So änderten sich die Zeiten.
    Ihre innere Ungeduld brachte sie fast um, aber nein, sie würde nicht
noch einmal fragen. »Ich dachte gerade darüber nach, dass Sie wahrscheinlich zu
spät kommen würden. Sie sind ja nicht gerade berühmt für Ihre Pünktlichkeit.
Aber dieses Mal haben Sie es tatsächlich geschafft, die Uhr zu lesen«, raunzte
sie stattdessen. Dann hielt sie es doch nicht mehr aus. »Also was ist jetzt?
Spannen Sie mich nicht so auf die Folter.«
    Er feixte. »Was habe ich Ihre kleinen Gemeinheiten vermisst. Ich
wüsste gar nicht, was ich tun sollte, wenn ich nicht hin und wieder von Ihnen
gepiesackt würde.«
    Sie betrachtete ihn interessiert. »Tatsächlich? Dabei haben wir uns
doch erst vor zwei Tagen gesehen. Nun, Ihre Entzugserscheinungen sind derzeit
mein kleinstes Problem. Bekomme ich jetzt endlich eine Antwort?«
    »Ist ja schon gut. Die Bombe war beim Verwaltungsgebäude der
Schluchseewerk  AG in Laufenburg-Rhina
deponiert.«
    Iris stockte der Atem. Damit musste sie die Drohungen wohl endgültig
ernst nehmen, der Wächter hatte begonnen, wahr zu machen,
was er angekündigt hatte. »Sucht dort: Energieunternehmen,
Regierungspräsidium, Autobahn.« Die Schluwe war ja nun ganz
sicher ein Energieunternehmen.
    »Um Himmels willen«, sagte sie tonlos. »Das heißt, dass wir jetzt
die gesamte Autobahntrasse nach Bomben absuchen müssen, Kilometer um Kilometer.
Und sämtlichen Mitarbeitern im Regierungspräsidium Leibwächter verpassen? Ein
Ding der Unmöglichkeit.«
    Der Glückliche nickte. »Allerdings. Mit der Autobahn haben wir schon
begonnen. Bisher nichts. Was das Regierungspräsidium betrifft, haben wir es
vorerst Regierungspräsident Würtenberger überlassen, wen er von der Drohung in
Kenntnis setzen will. Er selbst hat Personenschutz bekommen. Aber wir können
unmöglich alle Mitarbeiter beschützen. Vielleicht ist es dann sogar besser, sie
wissen nichts.«
    Iris stöhnte. »Das stimmt. Na, da können wir uns warm anziehen. Ich
hätte allerdings getippt, dass der Wächter was
beim Besuch von Oettinger im Bad Säckinger Infocenter der Schluwe inszeniert.
Nun sagen Sie schon: Ist jemand verletzt worden, hat es Tote gegeben?«
    »Nein, es gab keine Toten. Wir haben den Sprengsatz unschädlich
gemacht, ehe er hochgehen konnte. Er bestand aus einer laienhaft gebastelten
Bombe, altem Sprengstoff und einer Zeitschaltuhr in Form

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