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Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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ist es doch zumindest naheliegend, dass der Wächter aus der Region kommt. Dieser Irre hat
sich in seinem Drohbrief schließlich ausdrücklich auf zwei Bauvorhaben hier in
der Gegend bezogen.«
    »Das klingt logisch.«
    »Zustimmung aus Ihrem Munde, wow! Klar ist eigentlich nur eins: Er
ist sauer aufs Schluchseewerk. Aber mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit eben auch auf andere.«
    »Da dürften Sie recht haben. Die möglichen Opfer sitzen überall. Es
verschandelt ja dauernd jemand die Umwelt. Abgeholzte Hänge, abgehackte Bäume …«
    Felix lachte halbherzig. »Sie und Ihr Naturfimmel. Es ist wirklich
wie die Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Wir haben als einzigen wenigstens
etwas konkreten Hinweis den Namen dieses Vermissten Bruno Manser und sind
dabei, dessen Umfeld abzuklopfen. Der Bundesnachrichtendienst ist auch dran.
Bisher kein Ergebnis. Aber wir haben einen Basler Journalisten aufgetrieben,
einen Ruedi Suter, der ein Buch über Bruno Manser geschrieben hat. Den checken
wir gerade. Es gibt da nämlich eine zeitliche … Koinzidenz.
    »So, Koinzidenz. Sie können neuerdings auch Ausländisch?«
    Er ging nicht darauf ein. »Das letzte schriftliche Lebenszeichen von
Bruno Manser erhielt seine damalige Lebensgefährtin Charlotte Bélet im Juni
2000 in den Schweizer Jura geliefert. Der Postbote überbrachte ihr einen Brief
aus Malaysia. Mit Marke, aber ohne Stempel. Er trug das Datum 24. Mai.
Seit dem 25. Mai 2000 gilt Manser offiziell als vermisst, fünf Jahre
später wurde er für verschollen erklärt. Niemand weiß, was aus ihm geworden
ist. Sicher ist wohl nur, dass er im wörtlichen Sinne auf der Abschussliste von
Leuten gestanden haben muss, die daran interessiert waren, ihn mundtot zu
machen. Damit sie weiter ungestört den Regenwald von Borneo ausbeuten können.
Das Datum seines Verschwindens jährt sich in der kommenden Woche zum elften
Mal. Was ist, wenn ›in memoriam Bruno Manser‹ bedeutet, dass die angekündigten
Anschläge am 24. oder am 25. Mai stattfinden werden?«
    Iris schaute ihn erschrocken an. »Wenn es das bedeutet, hätten wir
nur noch bis Dienstag, um den Wächter zu finden,
bevor es kracht. Vielleicht bis Mittwoch. Himmelherrgott, das sind nur noch
knapp drei, maximal vier Tage! Das ist so gut wie nicht zu schaffen. Aber wir
müssen. Es muss uns gelingen, wenn wir eine Katastrophe verhindern wollen.
Halleluja, das kann ja heiter werden.«
    »So ist es. Manser selbst war für seine ebenfalls sehr radikalen Protestansätze
bekannt. Das soll uns wohl zusätzlich kirre machen.«
    Iris schüttelte den Kopf. »Ich finde das alles sehr seltsam. Was
sollen der Autobahnbau und die Planungen für das Pumpspeicherwerk Atdorf mit
einem verschwundenen Regenwaldschützer zu tun haben? Es sei denn, der Wächter will manche Leute auf dem Hotzenwald
mit Mansers Schützlingen vom Stamm der Penan vergleichen. Nach dem Motto: alles
Ureinwohner.«
    Sein Mund verzog sich zu einem bemühten Lächeln. »Beten Sie lieber,
dass uns hier nicht bald alles um die Ohren fliegt. Wer auch immer sich hinter
dem Namen Wächter verbirgt, hat meiner Ansicht
nach nicht alle Tassen im Schrank, ist also unberechenbar. Lassen Sie uns mal
nachdenken, vielleicht haben wir gemeinsam einen Geistesblitz. Zum Beispiel, wo
wir mit unserer Suche beginnen könnten.« Er hob abwehrend die Hände, als Iris
etwas erwidern wollte. »Nein, bitte, nicht schon wieder eine Ihrer Frotzeleien
über meine Denkfähigkeit. Jetzt nicht.«
    Iris runzelte die Stirn. Wer immer ihnen diese Briefe schrieb,
wusste genau, was er tat. Da war sie sich inzwischen sicher. Denn das
behauptete ihr Bauch. Sie hatte sich damit abgefunden, dass dieser Körperteil
manchmal mehr wahrnahm als ihr Kopf.
    »Wir fühlen uns derzeit wie Sisyphos, klopfen neben unseren anderen
Ermittlungen das Umfeld aller Entscheider in den Behörden ab, von der
Landesebene bis hinunter zum Landkreis«, fuhr der Glückliche fort. »Und
natürlich das der Verantwortlichen beim Schluchseewerk und bei den Müttern E n BW und RWE . Priorität hatte heute der Schutz von Günther
Oettinger. Unser ehemaliger Landesvater wollte ja trotz Drohbrief seinen Besuch
beim Schluchseewerk nicht absagen. Aber da ist nichts passiert, wie wir
inzwischen wissen. Vielleicht, weil er seine eigenen Leibwächter im Schlepptau
hatte. Der Verfassungsschutz hat zudem eine Liste von besonders gefährdeten
Personen aufgestellt.«
    Iris sackte der Magen vollends nach unten. »Geben Sie die Liste

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