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Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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eines
vorsintflutlichen Weckers. Sie wissen schon, einer von denen mit zwei Glocken
oben drauf, die sogar den Teufel aus der Hölle holen würden, wenn sie
schrillen. Der Wächter hatte die Bombe zudem ziemlich
schlecht versteckt: fast direkt neben dem Haupteingang der Schluchseewerke,
zwischen den Steinen in diesem künstlichen Wasserlauf im Vorgarten. Ein Passant
hat den Wecker ticken hören. Angestellte sind heute, am Samstag, ja nicht im
Gebäude.«
    »Woher wissen Sie, dass die Bombe vom Wächter stammt?«
    Der Glückliche lachte freudlos. »Er hat es uns leicht gemacht. Im
Turbinenrad des Wasserlaufs steckte ein Zettel.«
    »Komisch.«
    »Wieso komisch?«
    »Na, wenn die Bombe hochgegangen wäre, dann hätte die Explosion auch
das Turbinenrad zerrissen und den Zettel in die Luft geblasen. Das bedeutet,
dass der Wächter entweder nichts von Sprengstoff
versteht. Oder dass er es mit einkalkuliert hat und die Menge des Sprengstoffs
so genau bemessen war, dass das Rad nicht in Mitleidenschaft gezogen worden
wäre. Was war das denn für ein Sprengstoff?«
    »Dynamit. Sehr altes Dynamit, um genau zu sein, nicht die
gelatinierte Variante und auch keiner von den inzwischen verwendeten
gelatinösen Ammoniumnitrat-Sprengstoffen.«
    »Wie kommt jemand denn an so was?«
    »Keine Ahnung, werte Kollegin.«
    »Was meinen Sie, kennt der Wächter sich damit aus?«
    »Wieso fragen Sie?«
    »Na, die Verwendung dieser alten Dynamitform ist doch bemerkenswert.
Im Internet kann heutzutage jeder nachlesen, wie man mit den richtigen
chemischen Zutaten eine Bombe basteln kann. Aber er wählt einen veralteten,
sicher schwer zu beschaffenden Sprengstoff. Also vermute ich, der Wächter wollte uns damit etwas sagen –
genau wie mit der Stelle, an der die Bombe deponiert wurde. Vielleicht wollte
er ja überhaupt nicht, dass sie hochgeht. Und das ganze Arrangement sollte nur
eine Warnung sein, um uns zu zeigen, dass wir die Drohung ernst nehmen müssen.«
    Er kniff die Augen zusammen. »Vermutlich haben Sie recht. Das ist
übrigens auch die Meinung des Sprengstoffexperten. Das Ding lag ja zwischen den
Steinen in diesem künstlichen Bachlauf. Feuchtes oder gar in Wasser getauchtes,
nicht gelatiniertes Dynamit verliert seiner Auskunft nach langsam seinen
Nitroglyzerinanteil. Das Nitroglyzerin kann sich dann auf Grund seiner Dichte unbemerkt
in Senken, Pfützen oder was auch immer sammeln und unvorhergesehen explodieren.
Aber Senken gibt es vor dem Gebäude des Schluchseewerks nicht. Nur diese offene
und derzeit leere Attrappe eines Wasserlaufs, da kann sich nix sammeln wie in
einer Senke.«
    Iris nickte. »Das spricht alles dafür, dass der Wächter überhaupt
nicht wollte, dass das Ding hochgeht.«
    »Denke ich auch. Zumal wir das schriftlich haben, sogar vom
Bombenleger selbst. Der Wächter hat übrigens
einen ziemlich eigenartigen Sinn für Humor.«
    »Was soll das nun wieder heißen?«
    »Na ja, auf dem Zettel stand: ›Mit
herzlichen Grüßen vom Wächter. Beim nächsten Mal wird es ernst. Die Zeit läuft.
In memoriam Bruno Manser.‹«
    »Ziemlich makaber. Habt ihr schon was über diesen Zettel
herausgefunden?«
    »Es war wieder ein Computerausdruck. In Verdana-Typografie. Und mit
großer Wahrscheinlichkeit auf einem Epson-Tintenstrahldrucker gedruckt, einem
Modell von 1995, meinen die Kollegen von der Kriminaltechnik. Aber mehr wissen
wir nicht. Keine Fingerabdrücke. Ich fürchte fast, wenn das so weitergeht,
müssen wir alle Haushalte der Region abklappern.«
    »Hm. Und die verwendete Menge an Dynamit? Könnte die uns etwas über
den Wächter sagen?«
    »Vielleicht. Es war tatsächlich sehr wenig. Aber ob das Absicht war
oder Unkenntnis … wir drehen uns im Kreis, bis wir den Typen selbst fragen
können.«
    »Gibt es sonst irgendwelche Hinweise?«
    »Nichts, null, niente. Die Kollegen von der Kriminaltechnik haben
den Sprengsatz selbstredend gründlich untersucht. Keine Fingerabdrücke, auch
nicht am Wecker. Es ist ein altes Modell, der könnte von irgendeinem Flohmarkt
stammen. Oder von Ebay. Das Papier ist übrigens dasselbe gängige Druckerpapier
wie beim letzten Mal. Auch das lässt sich einfach im Internet bestellen. Was
waren das noch für Zeiten, als die Menschen nur in ihrer Umgebung eingekauft
haben, und das persönlich. Was die Suche nach der Herkunft des Dynamits
betrifft … na ja.«
    »Ihr sucht nur in der Region?«
    Er seufzte. »Irgendwo müssen wir ja anfangen. Und wenn es für das
Dynamit auch nicht gelten muss,

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