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Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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mal
her.«
    »Ich lese sie besser vor. Die Namen sind geordnet nach der Frage,
womit unser Wächter die größte Wirkung erzielen, die
meiste Aufmerksamkeit auf sein Anliegen lenken und außerdem die Planungen zu
Atdorf oder den Weiterbau der A98 am wirkungsvollsten stoppen kann. Wir haben
uns an dem Text des Wächters orientiert. ›Sucht dort: Energieunternehmen, Regierungspräsidium,
Autobahn.‹ Nummer eins ist demnach wie gesagt Oettinger. Als er
noch Ministerpräsident von Baden-Württemberg war, hat er nicht nur den Bau der
A98 gefördert, sondern auch die Pläne des Schluchseewerks für den Bau eines
weiteren Pumpspeicherwerks massiv unterstützt. Sein Nachfolger im Amt, Stefan
Mappus, seit März ebenfalls Exministerpräsident, lag auf derselben Linie und
steht ebenfalls auf der Liste. Dann wäre da noch Regierungspräsident
Würtenberger als Leiter der Planfeststellungsbehörde. Er gilt bei Umweltschützern
nicht gerade als ein Ausbund von Objektivität, was die Schluwe-Pläne betrifft.«
    Iris nickte. »Mappus hat klammheimlich und am Landtag vorbei Aktien
von E n BW für das
Land zurückgekauft, als noch von der Verlängerung der AKW -Laufzeiten
die Rede war. Betreibt E n BW nicht selbst zwei AKW s? Beziehungsweise betrieb,
bis die Energiewende kam? Wenn ich mich nicht täusche, sollte der Atomstrom
fürs Hochpumpen von Wasser ins neue Speicherbecken genutzt werden. Hab ich
jedenfalls mal gehört. Ein Schelm, der Böses dabei denkt, meinen Sie nicht?«
    Der Glückliche lachte bitter. »Mappus haben wir eine niedrigere
Gefährdungsstufe zugeordnet als Würtenberger und Oettinger, weil er nicht mehr
im Amt ist. Wir haben aber in Wahrheit einfach nicht genügend Leute.«
    »Wer hat denn zugeordnet?«
    »Na, der Verfassungsschutz, das sagte ich doch.«
    »Und warum erfahre ich von dieser Liste erst jetzt? Wir haben uns
zuletzt vor zwei Tagen getroffen, da wussten Sie doch sicher schon davon.«
    Der Glückliche schaute unglücklich. »Anweisung von oben. Außerdem
waren sich die Experten noch nicht ganz einig, wer alles draufsollte«, erklärte
er unglücklich.
    Falls er die Bitterkeit in ihrer Stimme mitbekommen hatte, ließ er
es sich nicht anmerken. Aber es wäre wohl auch müßig, darauf einzugehen.
    »Was ist mit dieser Tante, die demnächst den Runden Tisch moderiert,
der die Gegner der Pumpspeicherpläne befrieden soll? Diese Michaela Hustedt?
Steht die auch drauf?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, die ist ja selbst eine Grüne. Sie war
von 1994 bis 2005 Bundestagsabgeordnete, soweit ich weiß. Angeblich will sie
vierzig Teilnehmer aus Politik, Parteien, Verbänden und der Bürgerinitiative
versammeln. Heiner Geißler und Stuttgart 21 lassen grüßen. Sie wird
übrigens vom Schluchseewerk bezahlt. Aber diese Information ist nicht
öffentlich. Deswegen gehört sie in den Augen des LKA vorerst noch nicht zu den besonders gefährdeten Personen.«
    Iris stöhnte. »Sollte sie aber. Das ist zumindest meine Meinung.
Vielleicht ist ja der Runde Tisch der eigentliche Grund, warum unser Wächter gerade jetzt aus seiner Höhle kriecht,
und der Hinweis auf Manser soll uns nur ablenken. Vielleicht will er einfach
nur Panik verbreiten und damit die Diskussion am Runden Tisch beeinflussen.
Oder er nimmt sogar die Grünen aufs Korn.«
    »Wenn Sie mich fragen: Könnte sein. Aber mich fragt ja keiner. Oder
besser, niemand will es hören. Die Kollegen fanden das zu weit hergeholt. Ich
glaube aber, wir sollten den Gedanken nicht einfach so abtun. Vielleicht will
der Wächter auch unter den Umweltschützern die
ausmerzen, die er für Verräter hält, oder diejenigen, die in Sachen Atdorf nach
und nach einknicken.«
    »Das werden wirklich immer mehr. Selbst das Freiburger Ökoinstitut
hat sich inzwischen für das Pumpspeicherprojekt ausgesprochen.«
    Martin Felix brummte zustimmend. »Meines Erachtens ist es durchaus
denkbar, dass da irgendwo ein Fundamentalist sitzt, der fürchtet, dass die
veränderte politische Lage den Bau eher begünstigt als verhindert.
Möglicherweise hat genau das seine Wut derart
geschürt, dass er in Aktion getreten ist. Vom Zeitpunkt könnte das hinkommen.
Denn es stimmt schon: Warum gerade jetzt und nicht schon früher? Zum Beispiel
während des Raumordnungsverfahrens für Atdorf? Vielleicht, vielleicht,
vielleicht …«
    Iris schluckte. »So wie es aussieht, könnte sich der Hotzenwald zum
Austragungsort eines politischen Grundsatzkampfes entwickeln. Eine neue Allianz
von Schwarzen, Grünen

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