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Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Regierungspräsident Würtenberger waren Wasser auf diese Mühlen gewesen.
Die Befürworter hingegen argumentierten, es sei alternativlos,
Speicherkapazitäten für Strom zu schaffen und allemal besser als der Bau neuer
Kohlekraftwerke. Da war wohl was dran. Andererseits war die ganze Geschichte ein
Geschäft. Mit der Energiewende hatte ein Rennen eingesetzt, in dem jeder
versuchte, sich bestmöglich zu positionieren. Es gab viele Aktionäre, die um
ihre fetten Renditen fürchteten. Dem mussten die Stromkonzerne Rechnung tragen.
Und die Medien bauten derweil das »Öko gegen Öko«-Szenario auf. Das klang
knackig, ließ sich gut vermarkten.
    Peter Zweig und Iris waren schnell tief ins Gespräch versunken.
Zweig war ein gelernter Apotheker und ehemaliger Pharmareferent, der auf den
Hotzenwald gezogen war, um an seinem Lebensabend die Natur des Schwarzwaldes zu
genießen. Er wirkte jedoch keineswegs wie ein behäbiger Rentner oder zumindest
so, wie sich Max Rentner immer vorgestellt hatte, sondern drahtig, rege und
voller Energie. Frührentner, vermutete Max. Ein weiterer wichtiger Mitstreiter
der Bürgerinitiative war neben dem evangelischen Pfarrer von Bad Säckingen, der
einen Leserbrief nach dem anderen verfasste, ein ehemaliger Berufspilot aus dem
Ruhrpott, dessen Name ihm gerade nicht einfiel. Beide waren also Zugezogene,
und Letzterer hatte nicht wirklich einen energieökologisch korrekten Beruf
gehabt, was die Medienvertreter nicht ohne eine gewisse Häme registrierten.
Doch sie kämpften wacker weiter und ließen sich davon nicht irritieren, was Max
einen gewissen Respekt abnötigte.
    Was hatte Iris mit diesem Zweig nur zu besprechen? Bahnte sich da
etwa ein Techtelmechtel an? Quatsch. Er sah schon Gespenster. Vermutlich
horchte sie ihn aus, versuchte herauszufinden, ob er etwas mit dem Wächter zu tun haben könnte. Und er sollte sich
vielleicht auch besser etwas umtun. Deswegen hatte sie ihn schließlich
mitgenommen. Ganz ausgeschlossen war eine Verbindung des einen oder anderen
hier auf dem Platz zum Wächter natürlich
nicht. Wächter und Mahnwache ,
das würde passen, zumindest vom Wortstamm her.
    Nun gesellte sich ein alter Mann zu Iris und Peter Zweig. Er kam ihm
bekannt vor. Max schloss zu dem Trio auf und hörte, wie sie sagte: »Herr
Kohlbrenner, das ist aber eine Überraschung, Sie hier zu treffen. Zurzeit
begegnen wir uns ja dauernd. Ich dachte, nach dem Brand gestern in Ihrem
Altenheim richten Sie es sich erst einmal gemütlich bei Herrn Forstweiler ein.«
    »An dieser alten Socke ischt nix gemütlich«, näselte der alte Mann.
»Schnarcht wie ein Dampfross. Bin scho sitem Afang bi dene Mahnwache dabi. Da
werd ich jetzt nicht schlappmachen. Zu Pfingschten isches eh umme. Interessiert
ja koiner meh, was mit den Leuten in Japan ischt.« Er schob seine
Prinz-Heinrich-Mütze ein wenig nach hinten, sodass der vordere Teil seines kahl
geschorenen Kopfes sichtbar wurde, und kniff die Augen zusammen. »Und was
wollet Sie do? Han Sie no nie do g’sehe.«
    »Das ist aber schade. Ich meine, wenn Sie die Mahnwachen beenden«,
mischte sich Max ein.
    »Ah, Sie also au. Hät der Örtler Sie g’schickt?«
    Iris sah interessiert von einem zum anderen. »Wieso fragen Sie das?«
    »Ha, soweit ich weiß, verschtandet sich der Herr Detektiv und der
Franz ganz prima.«
    Iris schaute noch interessierter.
    »Ich erkläre Ihnen das später«, knurrte Max. »Was sagt denn Ihr Schwiegersohn
dazu, dass Sie hier demonstrieren?«
    »Des isch koi Demo, des isch eine Mahnwache. Und Fred Malzacher isch
ein Depp. Denkt, weil er einen Vize-Abteilungsleiter im Schtuttgarter
Wirtschaftsministerium kennt, hat er die Weisheit mit Löffeln gefressen. Elena,
meine superschlaue Tochter, denkt das sowieso. Denen wär’s am liebschten, ich
hielte die Klappe und tät im Altenheim schterben. Des hän se sich so denkcht.
Denen versalz ich die Suppe schon noch.«
    »Elena? Elena Malzacher ist Ihre Tochter?«, erkundigte sich Max
erstaunt.
    »Ja, und ein missratenes Balg dazu. Au wenn sie sich noch so
aufpluschtert mit ihren Franzosen, die ja ach so toll sind.«
    »Aber sie ist doch Französischlehrerin«, meinte Iris.
    »Muss sie aber so tun, als wär sie Mutter Theresa, ich mein, als wär
sie eine Wohltäterin und würd das für andere machen? Die will bloß mitme
Artikel in d’ Zittig kcho. Sie kapieren nix. Die tut nur so selbschtlos, wenn
sie die Fahrten nach Le Croisic organisiert. Dabei isch sie nix als ein
eingebildetes,

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