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Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Peter West in die
Muffelecke. Der sah noch nicht einmal auf. Also gut, dann heute Abend kein
schriftstellerisches Wirken.
    Wie sollte ein Autor unter so verwirrenden Umständen auch kreativ
sein? Er konnte einfach nicht denken, wenn sie wütend auf ihn war oder ihn auf
diese gewisse Weise zappeln ließ wie vorhin auf dem Münsterplatz. Wut. Er
öffnete die Datei mit den Haikus.
     
    Das Echo der Wut
    des Herbststurms zaust im Frühling
    die neuen Triebe.
     
    Wieder ein Haiku für sie, das er ihr niemals zu lesen
geben konnte.
    Der Trojaner! Er musste schnellstens den Hackern Bescheid geben,
dass sie entdeckt waren, damit sie die Spuren der Online-Hilfe für ihn
verwischen konnten. Falls es denn überhaupt welche gab. Er griff zum Telefon
und wählte die Nummer seines Schweizer Bekannten.
    Er hielt sich nicht lange mit Small Talk auf. »Sie haben mich
erwischt.«
    »Bisch mängisch au en dumme Siach«, war die unfreundliche Antwort
des Spiderbugs.
    »Sie wissen aber nichts von euch«, meinte er schnell. »Iris hat
gesagt, dass sie den Trojaner entdeckt hat. Könntest du das bitte mal
überprüfen?«
    »Isch bereits g’macht. Ich han alles killt, was eus betrifft. Alles
suuber.«
    Max war ziemlich perplex, als er hörte, was ihm der Spiderbug
mitteilte: Iris hatte sich über die Spiderbug-Homepage bei ihm gemeldet und
darum gebeten, ihr eine Anleitung zu schicken, wie sie ihren Netzanschluss
unsichtbar machen konnte. Außerdem hatte sie sich für das nächste
Spiderbug-Treffen angekündigt. Was sollte das, was plante sie? Wollte sie jetzt
etwa selbst das Hacken lernen? Wie war sie drauf gekommen, dass die Spiderbugs
etwas mit seinem Eindringen in ihren PC zu tun
haben könnten? Oder war sie gar nicht draufgekommen und das Ganze nur ein
Zufall? Max Trautmann spürte leichte Panik in sich aufkommen. Was, wenn die
Polizei draufgekommen war? Oder der Bundesnachrichtendienst? Saßen die jetzt
etwa in seinem Computer? Hatten die Schweizer auch Bundestrojaner? Warum hatte
Iris sich in der Angelegenheit nicht an die Kollegen von der Online-Fahndung
gewandt? Die wussten doch, wie man den eigenen Anschluss versteckt.
    Auf diese Fragen hatte der Bug keine Antwort, dafür aber eine
weitere überraschende Neuigkeit. »Mir hän bi dr Überprüefig no öbber g’funde,
der sich bi ihr inegh’äkcht hät.«
    Trautmann war ganz Ohr. »Wer? Konntet ihr das herausfinden?«
    »Logisch. Dä Ma hät zwar offesichtlich ä Smartphone mit
Prepaid-Charte, doch eimol isch er au vu sim eigene PC us ine. Viellicht war bim Phone grad dä Akku lähr. Aber bloß dasses kchlar
isch: So öbbis mache mir nüm. Wenn du wodsch häcke, muesches schon selber
mache.«
    »Ja, ist ja gut«, gab Max geknickt zurück. »Passiert nicht wieder.
Kann ich auch mal zu euch in die monatlichen Versammlungen kommen?«
    »Kchlaro.«
    »Und wer ist nun dieser zweite Hacker?«
    »Dä Anschluss g’hört einem, dä heißt Forstweiler. Wohnt ganz in dr
Nähe vu dinra Liebschte. Isch selles dä Ma, vu dem du glaubsch, dass sie dich
mitenem betrüegt?«
    Trautmann stand einen Moment der Mund offen. »Forstweiler, bist du
dir da sicher?«, fragte er dann.
    »Kchlar bin i mir sicher. Ischn Afänger im Häcke, war
kchinderliicht.«
    »Der alte Sack.«
    »Hä?«
    »Ach nix. Danke. Das werd ich dir nie vergessen.«
    »Scho guet. Aber wie g’sait, des isch des letzschte Mol gsi, du
Superdetektiv.«
    Trautmann beendete das Gespräch und dachte nach. So, so, der alte
Forstweiler war also der zweite Mann. Was sollte das nun wieder? Die
Angelegenheit wurde immer rätselhafter. Was wollte der von Iris? Direkt
ansprechen konnte er ihn wohl nicht. Wie hätte er auch erklären sollen, woher
er von dem Hackversuch wusste?
    Da fiel ihm Franz Örtler sein. Und er war sich plötzlich ganz
sicher, dass er ihn noch an diesem Abend im Krankenhaus besuchen musste. Sie
waren ja am Morgen nicht mehr dazu gekommen, miteinander zu reden. Örtler hatte
ihm etwas sehr Wichtiges mitteilen wollen und angekündigt, dass er die Herren
Kohlbrenner und Forstweiler dazubitten würde. Die wüssten über alles Bescheid.
Die letzte Bemerkung hatte Max seltsam gefunden. Was bitte schön hieß das, »alles«?
Hatten die im Krankenhaus noch offen? Es war schon bald einundzwanzig Uhr. Nun,
er würde es wenigstens versuchen. Sicherheitshalber erkundigte er sich
telefonisch, in welchem Zimmer der alte Mann lag. Innere, Zimmer 219.
     
    Als Max ins Bad Säckinger Kreiskrankenhaus kam, war es
schon still in den

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