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Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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egoistisches, hinterfotziges, geldgieriges Weibsbild. Saubande.
Und ihren Sohn macht sie zu genau so eim Trottel, wie es ihr Mann isch.« Joseph
Kohlbrenners Gesicht war inzwischen hochrot.
    »Aber das ist doch … Autsch!« Iris hatte Trautmann in die Wade
getreten. Max sah sie an, dann richtete er den Blick wieder auf den spillerigen
alten Mann, der höchstens um ein, zwei Zentimeter größer war als Iris und neben
ihr wie ein halbes Hemd wirkte. Wieso wollte sie nicht, dass er weiterfragte?
Hatte sie von Zweig etwas erfahren? Weil er genau wusste, dass er auf diese
Fragen nicht sofort eine Antwort bekommen würde, falls überhaupt, rieb er sich
erst einmal mit demonstrativ schmerzverzerrtem Gesicht die Wade.
    Iris schaute sich um. Die ersten beiden Mahnwächter hatten genug und
gingen. Zwei weitere rollten ihr Transparent ein, auf dem »Atomkraft? Nein
danke!« stand. »Eine Bullenhitze ist das heute«, sagte sie. »Ich denke, ich
gehe jetzt auch. Es gibt nicht mehr viel zu sehen. Herr Kohlbrenner, sollen wir
Sie mit zurück nach Laufenburg nehmen?«
    »Nai, merci«, knarzte dieser. »Ich han no öbbis vor. ‘s gibt Taxis.
Und den Bus. Oder den Zug.« Damit kniff er die Lippen zusammen und trollte
sich.
    Max Trautmann begriff, dass sie über Kohlbrenners Pläne nicht mehr
erfahren würden. Es erfüllte ihn sogar mit großer Erleichterung. Denn er wollte
nicht weiter zuhören. Nach der letzten Viertelstunde in der prallen Sonne hatte
er das Gefühl, dass sich der Inhalt seines Kopfes langsam in gekochte Suppe
verwandelte. Der Schweiß lief ihm in Strömen den Rücken hinunter, seine Zunge klebte
am Gaumen. »Was halten Sie davon, wenn wir noch zusammen ein Bier trinken?«,
fragte er Iris hoffnungsvoll.
    »Ein Bier. Mit Ihnen ?«
    Da waren sie wieder, die Stacheln, an denen er sich regelmäßig
verletzte. Er kannte diesen Ton zur Genüge.
    Sein schlechtes Gewissen meldete sich. Er musste unbedingt die
Geschichte mit dem PC mit ihr ins Reine bringen.
Aber er wusste, in sie zu dringen, war vergebliche Liebesmüh. Er konnte ja
sogar verstehen, dass sie sauer war, weil er versucht hatte, sie
auszuspionieren. Das wäre er auch gewesen. Aber immerhin redete sie noch mit
ihm. Das war doch schon was. Momentan bekam er ohnehin keinen klaren Gedanken
zusammen. Das war von einem durstigen Mann einfach zu viel verlangt. Sein Blick
wanderte die Fassaden der Restaurants und Kneipen entlang, die den Bad Säckinger
Münsterplatz säumten. Das »Flora«, der »Walfisch«, der »Adler« und dann die
»Krone«, die direkt neben der Badischen Zeitung lag. Dort standen einladend
einige Stühle draußen. Seine Leidensfähigkeit, was Iris Terheyde betraf, war
für heute erschöpft. »Ich bleibe noch hier. Fahren Sie nur.«
    »Ich habe ohnehin noch etwas vor«, erklärte sie plötzlich ganz
friedlich. Dann machte sie sich auf den Weg zum Auplatz, wo ihr gelber Twingo
stand. Er schaute ihr hinterher und stellte wieder einmal fest: Er mochte es,
wie sich ihre barocken Pobacken unter der weißen Sommerhose bewegten, die sie
heute trug. Zumindest wie sie sich zu bewegen schienen. Er konnte es eher ahnen
als sehen. Denn natürlich hatte sie wieder eines ihrer Schlabber-Oberteile mit
dreiviertellangem Arm an. Heute war es eine geblümte Bluse. Sein Gänseblümchen.
Was hatte sie nur mit diesem Zweig gehabt? Was hatten die beiden besprochen?
Und wieso hatte sie die Fotos gemacht? Natürlich, sie würde sie dem Glücklichen
mailen, und der hatte dann die schöne Aufgabe herauszufinden, wer die Leute
waren, die sich auf dem Münsterplatz zur Mahnwache versammelt hatten, um zu
ermitteln, ob ein Verdächtiger dabei gewesen sein könnte. Trotz der Hitze lief
ihm ein Schauer den Rücken hinunter. Nicht auszuschließen, dass sie heute den Wächter getroffen hatten. War sie deshalb so
geheimnisvoll?
     
    Westernheld John Benson saß um zwanzig Uhr noch immer in der
Schmollecke. Im übertragenen Sinn. Seit einer Stunde und mit vom Bier gut
gekühltem, aber auch leicht vernebeltem Geist versuchte Max alias der
Westerngroschenromanschreiber Peter West nun vergeblich, Benson mit Hilfe
seiner Phantasie und Bildern von weiten sandigen Ebenen, vertrockneten Büschen,
die der Sturm darüber trieb, und einem feurigen Rappen daraus hervorzulocken.
West blieb beleidigt. Da war nichts von dem strahlenden Helden, der er zu sein
hatte. Max suchte sich das Bild einer besonders attraktiven Blondine namens
Scarlett Johansson aus der Fernsehzeitung und schickte es zu

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