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Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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Dieser Name
am frühen Morgen dämmte ihren Versuch zur Höflichkeit sofort ein.
    »Weil Sie vu dr Polizei sin. Oder gsi sind. Aber s’isch bloß halb
offiziell. Also, min Kumpel, der Franz Örtler, dä wo im Kchrankehuus isch …«
    »Jemand versucht, meinen Opa zu vergiften! Ich hab heute Morgen mit
ihm telefoniert, über das Handy der Station. Eine Krankenschwester war so nett …
egal. Ich wollte ihn fragen, ob ich nach der Schule vorbeikommen kann. Da hat
er es mir erzählt.«
    »Jo, und denn hät selles Maidli sofort mit mir telefoniert. Kchönntet
Sie bitte amol diskret froge, ob die bi der Polizei scho öbber in Verdacht hän?
Mir zahlet auch die Spese. Luege Sie, die Nicole isch ganz usser sich. Ich
mein, solang niemand weiß, wer des gsi si kchönnt …«
    »… weiß sie nicht, ob es vielleicht jemand aus der Familie
war«, vollendete Iris den Satz.
    Nicole stiegen die Tränen in die Augen.
    Die arme Kleine. Die war ja völlig durcheinander. Kein Wunder. Sie
musste sich furchtbar fühlen bei dem Gedanken, dass jemand ihren Großvater
hatte vergiften wollen. Und dass dieser Jemand möglicher Weise in der eigenen
Familie zu suchen war. Aber wieso hatte Franz Örtler seine Enkelin überhaupt in
diese Lage gebracht? Andererseits, es war ja bekannt, dass der alte Mann unter
Demenz litt. Vielleicht war das ja alles nur seine Einbildung. Ja,
wahrscheinlich. Sie hatte schon von Fällen gehört, in denen alte Menschen
bösartig wurden, glaubten, sie würden bestohlen oder bedroht, Stimmen hörten
oder irgendwelche anderen Wahnvorstellungen hatten. Möglicherweise war das auch
hier der Fall. Da war es wirklich besser, die Sache wurde nicht offiziell.
    »Ich kümmere mich darum. Machen Sie sich keine Sorgen«, versprach
Iris. »Ich melde mich bestimmt.«
    »Und was kostet das?«, fragte Nicole.
    »Nichts. Das tue ich doch gerne.«
    »Merci vielmol. Und Gott vergelt’s«, meinte Forstweiler.
    Sie sah den beiden hinterher, wie sie mit hängenden Schultern bergab
in Richtung Rhein trotteten.
    Da kam Trautmann aus der Haustür. »Sie gehen wieder nicht ans
Telefon«, erklärte er vorwurfsvoll.
    »Na, das ist ja eine freundliche Begrüßung. Wenn ich gewusst hätte,
dass es in der Laufenburger Hauptstraße um diese Uhrzeit zugeht wie auf dem
Zürcher Flughafen, wäre ich noch im Bett geblieben. Ich wollte gerade schwimmen
gehen.«
    »Schwimmen? Das geht nicht.«
    »Wieso geht das nicht?«
    »Weil ich Ihnen etwas zu erzählen habe.«
    Er erklärte, dass Johannes Forstweiler derjenige gewesen war, der
sich in ihren Computer gehackt hatte.
    »Die Alten sind auch nicht mehr das, was sie mal waren«, meinte Iris
nach einer geschockten Pause. »Ich hätte Ihnen über Forstweiler aber auch noch
etwas zu erzählen.« Sie berichtete ihm vom Verdacht des ehemaligen Pfarrers und
der Enkelin von Franz Örtler.
    »Ich weiß.«
    »Wie, Sie wissen?«
    »Ich war gestern im Krankenhaus. Franz Örtler hat mir selbst davon
erzählt. Die Ärzte haben inzwischen wahrscheinlich die Polizei benachrichtigt.
Ja, ja, schauen Sie nicht so. Er hat klare Momente.«
    »Und weiß die Polizei auch schon von Forstweilers Hackversuch?«
    Trautmann schüttelte den Kopf. »Ich wollte es zuerst Ihnen sagen.«
    Iris griff in die Tasche mit den Badesachen und zog die Hand wieder
zurück. Nein, das Handy lag noch oben in der Wohnung. Sie hatte es absichtlich
nicht mit ins Schwimmbad genommen. Nicht dass die morgendlichen Gäste, eine
Riege älterer Damen und Herren, zum Diebstahl neigten, aber sicher war sicher.
Und nass werden konnte so ein Handy in einem Schwimmbad auch schnell.
    »Suchen Sie Ihr Mobiles? Nicht dabei, das dachte ich mir schon.
Hier, nehmen Sie meins.«
    »Immer diese spitzen Bemerkungen. Das geht nicht.«
    »Wieso geht das nicht?«
    »Weil ich Felix anrufen muss. Und dessen Anschluss ist per Kurzwahl
in meinem Handy gespeichert. Ich weiß die Nummer nicht auswendig.«
    Trautmann schaute sie an mit Sehnsucht im Blick. Als wünschte er
sich, dass seine Telefonnummer auch irgendwann per Kurzwahl in ihrem Handy
gespeichert sein würde.
    »Ich warte hier.«
    »Sie warten nirgends.«
    »Ich bin schließlich Ihr Partner«, protestierte er.
    »Sie sind gar nichts. Seien Sie froh, dass ich nicht Anzeige gegen
Sie erstatte wegen … Hausfriedensbruch im PC oder so.«
    Als sie seinen verletzten Blick sah, tat ihr ihre harsche Bemerkung
schon wieder leid. Aber was sollte sie machen? Wenn sie sich nicht hinter ihrer
Mauer verschanzte, bekam sie das

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