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Hotzenwaldblues

Hotzenwaldblues

Titel: Hotzenwaldblues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Gabriel
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erklären.
Trotzdem. Sie konnte es sich einfach nicht vorstellen. Seine Sorge um den
Freund hatte ehrlich gewirkt.
    Aber es passte alles zusammen. Er war bei der Demo spurlos
verschwunden, hätte also Zeit genug gehabt, nach Herrischried zu fahren und den
Brand im Speisezimmer des Altenheims zu legen. Er hatte sich in ihren PC eingeloggt. Doch warum hatte er das getan und dazu
noch versucht, in den Polizeicomputer zu kommen? Da gab es nur eine Erklärung:
Er hatte wissen wollen, welche Spuren die Polizei verfolgte.
    Aber ein Pfarrer als Wächter ? Als Mörder?
    Warum eigentlich nicht? Gottesmänner waren auch nur Menschen, manche
sogar mit sehr abartigen Verhaltensweisen. Das hatte die katholische Kirche bei
all den Fällen von Kindesmissbrauch, die in den letzten Monaten auch hier in
der Gegend, im Kolleg St. Blasien ans Licht gekommen waren, gewaltig zu
spüren bekommen. Und predigte die Bibel nicht den Schutz und den Erhalt von
Gottes Schöpfung? Der Schutz der Umwelt, der Zorn auf jene, die sie zerstörten,
war also für ihn schon ein schlüssiges Motiv.
    Was war eigentlich mit der Familie des ehemaligen Sulzer Pfarrers?
Hatte er eine? Wenn ja, wo war die? Wieso hatte er sich hier in Laufenburg im
ehemaligen Altenheim »Auf der Halde« einquartiert? Wirklich nur, weil es
kostengünstiger war als ein Schweizer Altenheim, wie sie bisher vermutet hatte?
    Was sollte sie tun? Die Kollegen alarmieren?
    Au! Jetzt hatte sie das Nagelfleisch des Ringfingers erreicht. Sie
ließ die Hand sinken. Sollte sie den Glücklichen noch einmal anrufen? Nein, der
steckte bis über beide Ohren in Arbeit. Es gab nur eine Lösung. Sie musste sich
unauffällig bei Forstweiler umtun. Iris sah auf die Uhr. Neun Uhr fünfzehn. Um
diese Zeit war er regelmäßig in Lindas Buchladen zu finden, trank einen Kaffee,
aß einen der Donuts, die Linda immer für ihn vorrätig hielt, und las Zeitung.
    Moment. Neun Uhr fünfzehn? Ups, sie hatte heute
ja Dienst als Aushilfe. Sie musste bei Linda anrufen und ihr erklären, warum
sie nicht kam. Aber wie? Schreckliche Kreislaufstörungen. Schwindelanfälle. Die
konnten schnell weggehen, oder? Nur falls jemand die angeblich malade Iris auf
der Straße treffen sollte und Linda davon erzählte. Sie lebten nun mal in einer
Kleinstadt. Gesagt, getan. Iris versprach, sie werde in den Laden kommen und
ihren Aushilfsjob antreten, sobald sie sich etwas besser fühle.
    Linda war nicht glücklich, aber verständnisvoll. Besonders die
detailreich beschriebenen Schwindelanfälle schienen sie zu beeindrucken. Iris
solle besser im Bett bleiben, gesund werden. Sie komme schon zurecht. Sie werde
Tanja Gerber bitten, die Vertretung zu übernehmen. Die habe ohnehin angeboten,
öfter auszuhelfen.
    Iris ihrerseits bot an, das entsprechende Telefonat zu übernehmen,
telefonieren könne sie ja. Linda nahm das dankend an. Da fiel Iris ein: Saß
Tanja nicht noch bei der Polizei? Sie rief Buchmann an. Sie hätten die Ehefrau
laufen lassen, erklärte dieser, die Kollegen der Soko Wächter hätten sie auf
der Liste ihrer wichtigsten Verdächtigen inzwischen weiter hinten eingestuft.
Ob er wisse, wo Tanja Gerber jetzt sei, erkundigte sich Iris. Ja, antwortete
Buchmann, sie habe gesagt, dass sie in Lindas Buchladen gehen wolle.
    Iris wählte die Nummer. Linda meldete sich. »Ist Tanja schon da?«
    »Ja, eben eingetrudelt. Stell dir vor, sie kommt gerade von einer Vernehmung
bei der Polizei. Sie ist völlig aufgelöst, wollte aber nichts Näheres dazu
sagen. Weißt du da was?«
    »Keine Ahnung«, schwindelte Iris. »Kann sie mich vertreten?«
    »Moment, ich frag sie mal.«
    Iris konnte hören, wie Linda den Hörer weglegte. Nach einigen
Sekunden hörte sie ihre Stimme wieder. »Sie sagt, sie kann.«
    »Oh gut, dann lege ich mich jetzt hin.« Iris hatte ein schlechtes
Gewissen, Linda so anzuschwindeln, aber was sollte sie machen? Leute zu belügen
gehörte nun mal zum Job einer Undercoveragentin. Apropos: War sie als verdeckte
Ermittlerin berechtigt, ein Zimmer zu durchsuchen? Eher nicht. Iris beschloss,
sich dennoch darüber keine Gedanken zu machen.
     
    Die Haustür des ehemaligen Seniorenstiftes »Auf der Halde«
war nicht abgeschlossen, sie ließ sich leicht aufdrücken. Und so marschierte
Iris hindurch und die Treppe hinauf, wo sie einer freundlichen älteren Dame
begegnete, die mit ihrem Rollator im Gang ihre Bahnen zog.
    »Frühsport. Ich muss üben«, wurde sie aufgeklärt, ganz ohne zu
fragen. Iris gab sich als die Nichte von

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