Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
Vom Netzwerk:
habe. Ihr Bett ist für immer verkauft. Sie hat fünf Serien Elektroschock-Therapie gegen Depression bekommen, die letzte 1947 .«
    Der Gomer kreischte auf:
    »Reee-Reee-Reeeee …«, und ich lag auf den Fliesen und lachte. Die anderen starrten mich an.
    »Ihr Hals ist so steif, daß sie ohne Schmerzen und ohne Kissen mit dem Kopf über die Bettkante hinaus liegen kann«, sagte der Dicke.
    »Sie reagiert auf nichts, was auch immer wir versucht haben.«
    »Reee-Reee-Reeeee …«
    Und ich lag auf dem Boden und lachte.
    »Ich habe ihr einen Spatel in den Mund gesteckt, und sie hat so stark daran gesaugt, daß weder ich noch ein anderer ihn wieder rausziehen konnten. Sie hat den stärksten Saugreflex in der Geschichte, das bedeutet natürlich, daß es überhaupt keine Frontallappen-Funktion gibt. Und wissen Sie warum? Weil sie 1948 eine Lobotomie hatte. Ho! Ho! Hoo!«
    Und ich lag am Boden und lachte und lachte.
    »Der ultimative Gomer und Sie, Sie ABI , Sie. Sie gehört Ihnen, ganz und gar Ihnen! Hooo!«
    »Reee-Reee-Reeeee …«
    Die Tränen rannen mir über die Wangen, und ich konnte nur noch feststellen, daß die Gomers gewonnen hatten. Sie hatten mich überdauert und würden in Gomer-City überleben, auch wenn ich in zwei Wochen gegangen war und sie alle verlassen hatte, und sie würden versuchen, meinen Nachfolger, Howie, zu brechen. Und ich konnte nur weinend in der Scheiße liegen und lachen.
    Ich konnte allerdings nicht lachen, wenn ich daran dachte, daß Potts nicht mehr da war und Dr. Sanders und Saul auch nicht, und daß Molly mit Howie ging, und Motorrad-Eddie ausgerastet war und Hyper Hooper mehr oder weniger auch, daß Teddy fort war und die Hälfte seines Magens auch, und daß der Dicke bald wirklich sehr weit fort sein würde in seinem
Fellowship,
wo auch immer das war, und daß einzig und allein die Gomers blieben. Ich hatte im
House of God
nur einen Gomer mit Hilfe von Hyper Hoopers Nadelstich sterben sehen, oder durch die Dusselei der Leute von der Dialyse, die das Hirn der flotten Tina auf die Größe einer Erbse schrumpfen ließen, und durch weiß der Teufel welche Fehler, die schließlich vorkommen können. So gut wie alle, die ich gemocht hatte, waren fort, in Milliarden Korpuskularteilchen explodiert, wie eine amerikanische Granate in Vietnam, deren Schrapnells wie Konfetti runterregneten, nur daß es eben überhaupt kein hübsches, weiches, rot-weiß-blaues Konfetti war, weil es dich umwarf und dich brach und dich verletzte und Wunden hinterließ und vergiftetes, wäßriges Blut, das nicht gerann und nie mehr aus deinen weißen Hosen herauszuwaschen war, und Bilder, die nicht verblassen, wie die Verfärbung auf dem Parkplatz, die einmal Wayne Potts gewesen war. Wir waren fast alle fort, in einem Netz aus Schweigen und Schmerz gefangen, in dem womöglich die ruhelosen Toten lagen und selbst im Tod einen schlimmeren Tod fürchteten oder etwas noch Schlimmeres.
    Ich lag auf meinem Bett. Berry kam herein. Ich schwieg. Berry setzte sich zu mir, sprach zu mir, aber ich schwieg. Ich war nicht müde oder traurig oder böse. Sie wiegte meinen Kopf in ihrem Schoß und sah mir in die Augen und begann zu weinen. Sie wollte gehen, kam auf dem Weg zur Tür aber mehrmals zurück, und schließlich zögerte sie an der Tür wie ein Trauernder zögern mag, bevor er zuläßt, daß man den Sarg schließt. Dann ging sie hinaus. Ihre traurigen Schritte hallten die Treppe hinunter und erstarben, und ich war nicht traurig. Ich war nicht müde oder böse. Ich lag auf meinem Bett und schlief nicht. Ich stellte mir vor, ich könnte fühlen, was die Gomers fühlen: eine totale Abwesenheit jeglicher Gefühle. Ich hatte keine Vorstellung davon, wie schlecht es mir ging, aber ich wußte, ich konnte nicht tun, was Dr. Sanders gesagt hatte. Ich konnte anderen nicht »beistehen«. Ich konnte nicht bei ihnen sein, denn ich war weit fort, an irgendeinem kalten Ort, schlaflos unter Träumern, weit, weit entfernt vom Land der Liebe.

[home]
    III . DER ZOCK - FLÜGEL
    Wo und wie soll aber der Arme sich je ideale Eignung erwerben, die er in seinem Berufe brauchen wird?
     
    Sigmund Freud,
Die endliche und die unendliche Analyse

18
    Ich war bereit, den Apparaten die Regie zu überlassen. Am Morgen des ersten April stand ich vor den hermetisch verschlossenen Doppeltüren der IIS , der Internistischen Intensiv Station, die der Dicke »das Mausoleum am Ende des Korridors« nannte. Wie ein Vorstädter im Dämmerzustand, der zur Wall

Weitere Kostenlose Bücher