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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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Street will und drei Tage später verdutzt in Detroit landet, hatte ich weder Vergangenheit noch Zukunft. Ich war ganz einfach da. Ich hatte Angst. Einen Monat lang sollte ich die Verantwortung für die Betreuung jener übernehmen, die bedenklich an der Kante jener Bob-Bahn hockten, die hinunter in den Tod führt. Abwechselnd mit dem
Resident
sollte ich jede zweite Nacht Dienst haben. Eine bronzene Tafel an der Wand fing meinen Blick ein:
    ERBAUT MIT DER GROSSZÜGIGEN UNTERSTÜTZUNG VON MR . UND MRS . G. L. ZOCK , 1957 .
    Zock vom Zock-Flügel? Wann würde ich wohl einem lebendigen Zock begegnen? Mit der technokratischen Nüchternheit eines Astronauten trat ich durch die Doppeltür und schloß mich hermetisch ein.
    Das Innere war ultra-leise, ultra-sauber, ultra-ungeschäftig. Hintergrundmusik kräuselte die frische Atmosphäre so sanft wie ein französischer Koch ein verschlafenes Ei für einen frühen Gast umrühren würde. Ich ging durch die verlassene Acht-Betten-Station und suchte nach intensiver Pflege. Die Patienten lagen in ihren Betten, still, in Frieden, vertraut mit allem, was sie in dieser ruhigen See berührten, zufriedene, dahintreibende Fische, schwebend. Glücklich summte ich die Melodie mit:
Some enchanted eeee-veniiiinng …
und blieb schließlich vor einer Computerkonsole stehen, die mich mit einer Mischung aus ehrfurchtsgebietenden Kindheitserinnerungen an Cape Canaveral und jugendlichen Ängsten, aufgerührt von dem Film
2001 ,
erfüllte. Ich betrachtete die blinkenden, hellen Lichter, das Flackern der Kathodenröhren, das aussah wie Reihen von Herzschlägen. Plötzlich kam ein unangenehmes Summen aus der Säule, Lichter blitzten auf, eine der zuckenden Reihen gefror in Raum und Zeit, und wie ein Fernschreiberband wurde die blaulinierte, rosa Zunge eines EKG -Streifens ausgespuckt. Sofort tauchte aus einem nahegelegenen Raum eine Schwester auf. Sie schaute sich das EKG an, sah nicht auf den Patienten, sondern auf den Bildschirm, und sagte in einer Mischung aus Ärger und gutem Zureden zu dem Computer:
    »Scheiße, Ollie, wach auf und bring das um Himmelswillen in Ordnung, ja?«
    Als wollte sie ihn bestrafen, drückte sie
fortissimo
einige Tasten, worauf das Ding wieder lossummte, fast synkopisch zu der neuen Melodie der Berieselungsanlage, einer Samba:
When they begin, the bee-geeene …
    Erleichtert, in diesem monströsen Reptilienlabor einen Warmblüter anzutreffen, wandte ich mich an sie und sagte:
    »Hallo, ich bin Roy Basch.«
    »Der neue
Tern?
« fragte sie mißtrauisch.
    »Genau. Was ist das da für ein Ding?«
    »Ein ›Ding‹? Wohl kaum. Das ist Ollie, der Computer. Ollie, sag Roy Basch, dem neuen Tern, guten Tag.« Und nach ein paar kurzen Stößen in die vitalen Teile spuckte Ollie eine blaulinierte rosa Zunge eines EKG -Streifens aus, auf dem stand: HALLO , ROY , HERZLICH WILLKOMMEN , ICH BIN OLLIE .
    Ich fragte die Schwester, wohin ich meine Sachen bringen könne, und sie sagte, ich solle mitkommen. Sie trug einen grünen, baumwollenen OP -Kittel, hinten offen vom Hals bis zum vierten Lendenwirbel, jener Gegend des Rückens, wo die Wirbelsäule eine wundervolle
contrapunto-
Kurve in das macht, was einst der Schwanz gewesen war und was jetzt beginnt, der Beginn jener Fülle des oberen Ansatzes des
gluteus maximus,
des Hinterns, zu sein. Beim Gehen beschrieb ihre Wirbelsäule imaginäre Kurven im Raum der IIS . Wie passend, dachte ich, daß diese festen, jungen, in Hintergrundmusik gebadeten Muskeln so perfekt in neurophysiologischem Gleichtakt tanzten.
    … es gibt nichts Großartigeres als den menschlichen Körper und du bist jetzt ein Experte im Umgang damit …
    Das kleine Personalzimmer war mit Schwestern, Doughnuts und Geschwätz angefüllt. Als ich erschien, platzte die Schwatzblase und Schweigen rann heraus. Dann stand Angel auf, die Angel des Kleinen, kam auf mich zu, umarmte mich und sagte:«
    Ich möchte euch« gestikulierend zu mir, »Roy Basch vorstellen, den
Intern
von der Inneren. Ich hab« gestikulierend zu den Schwestern »ihnen von« Gesten zu mir »dir erzählt. Wir freuen« Gesten gen Himmel »uns, daß du« Gesten zur Erde »hier bist. Willst du« Gesten zu den Doughnuts »ein Doughnut?«
    Ich nahm eins mit Sahnefüllung. Ich vergaß die Arbeit und setzte mich zu diesen freundlichen Menschen, erleichtert, daß alles so entspannt war. Ich stellte meine Gedanken auf AUS .
    Der Klatsch drehte sich um den diensthabenden
Resident
der Station, um Jo. In den Wochen,

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