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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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We’re off to see the Wizard, the wonderful Wizard of Ozzz …«
    Es war schwierig, ihn zu unterbrechen. Ich fand es merkwürdig, daß er sich für etwas so Verspieltes wie den Zauberer von Oz begeistern konnte, fand aber rasch heraus, daß sein Interesse, wie viele seiner anderen Interessen, ziemlich abgedreht war.
    »Mach’s ihr«, murmelte Dickie, »gib’s der Dorothy mit der Ölkanne. Dreh sie auf deinem Hut, Ray, dreh sie auf deinem Hut.«
    »Ich muß Ihnen was sagen«, sagte ich.
    »Schießen Sie los.«
    »In der Notaufnahme ist ein Patient, eine Aufnahme.«
    »Gut. Gehen Sie hin. Sie sind jetzt ein Arzt, erinnern Sie sich? Ärzte sehen sich Patienten an. Mach schon, Ray Bolger, mach’s ihr,
stat!
«
    »Ja, ich weiß«, druckste ich herum, »aber ich … verstehen Sie …, da unten stirbt wahrscheinlich jemand, und ich …«
    Dickie löste seinen Blick vom Bildschirm, sah mich an und sagte freundlich: »Oh, ich verstehe. Angst, was?«
    Ich nickte und sagte, alles, woran ich denken könne, sei Olafs große Kartoffel.
    »Richtig. OK , Sie haben also Angst. Wer hat das nicht in seiner ersten Nacht im Dienst. Ich hatte auch Angst. Gehen wir. Wir müssen uns beeilen. Wir haben nur eine halbe Stunde bis zum Zehn-Uhr-Essen. Aus welchem Pflegeheim kommt sie?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich, als wir zum Fahrstuhl gingen.
    »Das wissen Sie nicht? Verdammt. Wahrscheinlich hat man ihr Bett schon wieder belegt, so daß wir sie nicht zurückschicken können. Wenn im Pflegeheim das Bett eines Gomers neu belegt wird, ist das ein echter medizinischer Notfall.«
    »Woher wissen Sie, daß es ein Gomer ist?«
    »Wahrscheinlichkeitsrechnung, ganz einfache Wahrscheinlichkeitsrechnung.«
    Der Fahrstuhl ging auf, und Motorrad-Eddie, der
Intern
von 6 -Nord, stand da mit einer Trage, auf der seine erste Notaufnahme aufgetürmt lag: Dreihundert Pfund Fleisch, nackt bis auf eine schmutzige Unterhose. Große Hernien ragten aus der Bauchwand hervor, der Kopf glich einem Medizinball mit kleinen Schlitzen für Augen, Nase und Mund. Der kahle Schädel war mit einem Netz rosafarbener Operationsnarben überzogen und sah aus wie ein Paket Porina Hundefutter. Das Ganze wand sich in Krämpfen.
    »Roy«, sagte Motorrad-Eddie, »das ist Max.«
    »Hallo, Max«, sagte ich.
    »Hallo Jon Hallo Jon Hallo Jon«, sagte Max.
    »Max wiederholt sich gern«, sagte Motorrad-Eddie. »Man hat ihm den Frontallappen ausgehakt.«
    »Parkinson, seit dreiundsechzig Jahren«, sagte der Dicke. »Ein Rekord im
House.
Max kommt immer dann zu uns, wenn sich sein Darm verschließt. Seht ihr, wie die Eingeweide sich ihren Weg durch die Narben auf seinem Leib bahnen? Diese Beulen?«
    Wir sahen sie.
    »Wenn man die röntgt, sieht man, daß da Exkremente drin sind. Als Max das letzte Mal hier war, hat es neun Wochen gedauert, seinen Darm leer zu kriegen. Und das einzige, was schließlich geholfen hat, war eine japanische Cellistin mit sehr kleinen Händen, eine mit besonders langen gynäkologischen Handschuhen ausgestattete BMS , der man das
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ihrer Wahl versprochen hatte, wenn sie Max manuell ausräumt. Wollt ihr mal, ›Klumpen raus‹ hören?«
    Wir wollten.
    »Max«, sagte Dickie, »was sollen wir mit Ihnen machen?«
    »Klumpen raus Klumpen raus Klumpen raus«, sagte Max. Motorrad-Eddie und sein BMS stemmten sich gegen die Trage, und Max setzte sich in Bewegung, rollte davon in den Neonsonnenuntergang. So zusammengespannt sahen die drei aus, als drängten sie sich um einen Ring des Fegefeuerbergs. Als ich im Fahrstuhl wieder zu mir kam, fragte ich den Dicken, wieso er alle Patienten kannte. Max, Ina, Mr. Rokitansky …
    »Es gibt nur eine begrenzte Anzahl
House-
Gomers«, sagte er.
    Und weil Gomers nicht sterben, rotieren sie mehrmals im Jahr durchs
House.
Es ist fast so, als bekämen sie genau wie wir im Juli ihren Jahresplan. Sie werden irgendwann lernen, sie an ihren speziellen Schreien zu erkennen. Aber, was hat Ihr Gomer?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe sie ja noch nicht gesehen.«
    »Macht nichts. Nehmen Sie irgendein Organ.«
    Ich war so verängstigt, daß ich Schwierigkeiten hatte, mir irgendein Organ vorzustellen.
    »Na, was ist? Wie sind Sie denn hierhergekommen? Auf Quote? Gibt es eine Sonderregelung für Juden? Was sitzt im Brustkorb und klopft?«
    »Das Herz.«
    »Gut. Ihr Gomer hat ’ne Herzinsuffizienz. Was noch?«
    »Lunge.«
    »Phantastisch. Das sprudelt ja richtig. Pneumonie. Ihr Gomer hat Herzinsuffizienz und Pneumonie, sie hat eine

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