House of Night 7. Verbrannt
Hier mag Nyx zu deiner Rettung herbeigeeilt kommen, aber außerhalb ihres Reichs ist das nicht so.«
»Je weiter ich von dir entfernt bin, desto besser.«
Kalona breitete die Schwingen aus, aber bevor er in den Himmel aufsteigen konnte, krochen aus den Wänden der Arena und dem pechschwarzen Grund zu seinen Füßen klebrige, messerscharfe Fäden aus Finsternis. Während er mich noch wütend ansah, wickelten sie sich um seinen Körper und fraßen sich in seine Haut. Jeden Zoll seines Körpers bedeckten sie, schnitten sich in sein Fleisch, bis nur noch wogende Finsternis, Blut und bernsteinfarbene Augen zu sehen waren. Dann erreichten die Tentakel auch seine Augen und bohrten sich hinein. Ich schrie vor Grauen auf, als sie aus seinem Innern etwas herausrissen, was so hell und leuchtend war, dass ich die Augen schließen musste. Als ich sie wieder öffnete, war Kalona mitsamt der Arena verschwunden, und Stark und ich lagen mitten in Nyx’ Hain.
Zoey
» Z oey! Was ist? Was ist passiert?« Mühsam versuchte Stark, seinen zerschmetterten Körper zu bewegen.
»Psst, alles okay. Alles ist in Ordnung. Kalona ist weg. Wir sind in Sicherheit.«
Er sah mich an, und alle Spannung wich von ihm. Er erschlaffte und ließ zu, dass ich seinen Kopf auf meinem Schoß hielt. »Du bist wieder du. Du bist nicht mehr zersplittert.«
»Ich bin wieder ich.« Ich berührte seine Wange an einer der wenigen Stellen, wo er keine offenen Wunden, blauen Flecken oder Knochenbrüche hatte. »Dafür siehst du ein bisschen zersplittert aus.«
»Nein. Solange es dir gut geht, geht’s auch mir gut, Z.« Da musste er husten, und aus der klaffenden Wunde in seiner Brust schoss Blut. Er schloss die Augen, und sein Gesicht verkrampfte sich vor Schmerz.
Oh Göttin, er ist schwer verletzt!
Ich bemühte mich, ruhig zu sprechen. »Okay, schön, aber aussehen tust du nicht so. Also, wie wär’s, wenn wir beide zurück in unsere Körper fahren. Sie warten ja auf uns, nicht?«
Ein zweiter Schmerzkrampf überkam ihn. Er atmete jetzt flach und hastig, öffnete aber wieder die Augen und blickte mich an. »Geh du schon mal zurück. Ich folg dir, ich will mich nur noch ’n bisschen ausruhen.«
In mir keimte Panik auf. »O nein. Ich lass dich ganz bestimmt nicht hier. Sag mir einfach, was nötig ist, damit du wieder in unsere Welt zurückkehren kannst.«
Er blinzelte ein paarmal, dann verzogen sich seine aufgeplatzten Lippen zu einem Hauch seines frechen Grinsens. »Ich weiß nicht genau, wie ich zurückkomme.«
»Du weißt was? Bitte, Stark, mach keine Scherze.«
»Wirklich. Ich hab keine Ahnung.«
»Wie bist du hergekommen?«
Seine Lippen verzogen sich wieder. »Durch Schmerz.«
Ich schnaubte. »Na, dann sollte es dir eigentlich nicht schwerfallen, zurückzukehren. Das hier sieht auch verdammt schmerzhaft aus.«
»Schon, aber da drüben ist ein alter Wächter damit beschäftigt, mich auf der Schwelle zwischen Leben und Tod zu halten. Ich weiß nicht genau, wie ich ihm sagen soll, dass es Zeit für mich ist, aufzuwachen. Wie kommst du zurück?«
Ich musste nicht einmal darüber nachdenken – die Antwort war so natürlich wie zu atmen. »Ich folge dem Geist zu meinem Körper – dahin, wohin ich gehöre.«
»Dann tu das.« Er musste wieder innehalten, weil ihn eine neue Woge des Schmerzes überkam. »Und wenn ich mich ausgeruht hab, tue ich das Gleiche.«
»Nein, bei dir wird das nicht klappen, weil du keine Geistaffinität hast wie ich.«
»Schön, dass deine Elemente noch da sind. Ich hatte mich schon gefragt, wie es damit ist, weil deine Tattoos weg sind.«
»Weg?« Ich drehte meine Hand um, und tatsächlich, meine Handflächen waren leer, ohne das kleinste Saphirmuster. Dann blickte ich auf meine Brust hinab. Die lange rosa Narbe war noch da, aber auch an ihr lief kein Tattoo entlang. »Sind alle weg? Auch die in meinem Gesicht?«
»Alle bis auf die Mondsichel.« Wieder verzog er vor Schmerz das Gesicht und schloss die Augen, sichtlich am Ende seiner Kraft. »Geh schon, folg dem Geist nach Hause. Ich werd mir schon was ausdenken. Wenn ich nicht mehr so müde bin. Mach dir keine Sorgen. Ich verlass dich nicht – ganz sicher.«
»O nein. Ich will nicht noch einen Typen mit nichts als ’ner vagen
wir-sehen-uns-wieder-Zoey-
Aussicht verlieren. So was passiert mir nie,
nie
wieder.«
Er öffnete die Augen. »Dann sag mir, was ich tun soll, meine Königin, und ich werde es tun.«
Ich ignorierte dieses ›meine Königin‹. Ich meine,
Weitere Kostenlose Bücher