House of Night 7. Verbrannt
dich einfach und leg dich so hin, dass dein Hals hier liegt.«
Mit geweiteten Augen betrachtete ich Starks übel zugerichtetes Gesicht und seinen zerschmetterten Körper.
»Ja, ich weiß, du bist nervös, aber so groggy wie ich bin, brauchst du das nicht.« Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. »Oder ist es was anderes? Hast du deine Meinung geändert – willst du nicht mehr?«
»Doch«, sagte ich schnell. »Ich änder meine Meinung nicht. Ich werd meine Meinung über dich niemals ändern. Auf immer und ewig.«
So vorsichtig ich konnte, rutschte ich ganz nahe an ihn heran und nach oben, bis meine Halsbeuge dicht vor seinem Mund war. Dann strich ich mir das Haar zurück und beugte mich über ihn, angespannt, bereit dafür, dass er mich biss.
Aber er überraschte mich. Statt seiner Zähne fühlte ich nur die Wärme seiner Lippen, als er mir zart den Hals küsste. »Entspann dich, meine Königin.«
Sein Atem ließ mir die Härchen im Nacken zu Berge stehen. Ich erzitterte. Wie lange war es her, dass mich jemand wirklich berührt hatte? In der echten Welt konnte es nur wenige Tage her sein, aber hier, in der Anderwelt, kam es mir vor, als wäre ich schon seit Jahrhunderten unberührt und unberührbar gewesen.
Wieder küsste Stark mich. Seine Zunge berührte mich am Hals, und er stöhnte. Diesmal nicht vor Schmerz, vermutete ich. Und dann zögerte er nicht länger, sondern schlug die Zähne in meinen Hals. Es piekste, aber sobald sich seine Lippen um die kleine Wunde schlossen, verwandelte sich der Schmerz in Ekstase, so intensiv, dass jetzt ich mit dem Stöhnen dran war.
Ich wollte die Arme um ihn schließen und mich eng an ihn schmiegen, aber ich hielt still und tat mein Bestes, um ihm nicht noch mehr Schmerzen zuzufügen.
Viel zu schnell löste sich sein Mund von meiner Haut. Seine Stimme klang schon kräftiger, als er sagte: »Weißt du, wann mir zuerst klarwurde, dass ich zu dir gehöre?« Wieder hauchte sein Atem gegen meine Haut und ließ mich erzittern.
»Wann?«, fragte ich atemlos.
»Als du dich in der Krankenstation mit mir anlegen wolltest, damals im House of Night, in der Nacht, bevor ich mich gewandelt hab. Weißt du noch?«
»Ja.« Natürlich wusste ich es noch – ich war splitternackt gewesen, hatte mich zwischen ihn und Darius gestellt und ihm angedroht, die Elemente auf ihn loszulassen.
Seine Lippen kitzelten wieder meine Haut. »Du hast ausgesehen wie eine Kriegerkönigin, vom Zorn der Göttin erfüllt. Ich glaube, damals wurde mir klar, dass ich immer zu dir gehören würde, weil du mich durch all die Finsternis hindurch erreicht hast.«
»Stark.« Überwältigt von dem, was ich für ihn fühlte, flüsterte ich seinen Namen. »Diesmal hast du
mich
erreicht. Danke. Tausend Dank, dass du mich holen gekommen bist.«
Mit einem wortlosen Laut setzte er den Mund wieder an meinen Hals, und diesmal biss er fester zu und trank richtig von mir.
Wieder wich das Pieksen des Bisses bald Genuss und Begehren. Ich schloss die Augen und konzentrierte mich auf die feine Wärme, die meinen Körper durchströmte. Ich konnte nicht anders als ihn zu berühren und ließ eine Hand um seine Taille gleiten, um die festen Muskeln dicht unter der Haut seines Rückens zu spüren. Ich wollte mehr von ihm. Ich wollte ihn näherziehen.
Er löste die Lippen von meinem Hals und stützte sich tatsächlich auf einen Ellbogen. Seine Augen waren dunkel vor Leidenschaft, er atmete schwer. »Also, Zoey, wirst du mir mehr geben als nur dein Blut? Nimmst du mich als deinen Wächter an?«
Ich starrte ihn an. In seinen Augen lag etwas, was ich noch nie darin gesehen hatte. Der Junge, der mich in Venedig eifersüchtig und wütend im Streit verlassen hatte, war verschwunden. Der Mann, der an seine Stelle getreten war, war mehr als ein Vampyr, mehr als ein Krieger. Selbst jetzt, da er verwundet in meinen Armen lag, konnte ich spüren, welche Kraft in ihm ruhte: fest, verlässlich, ehrenhaft.
»Wächter?«, fragte ich forschend und berührte sein Gesicht. »Dazu hast du dich also gewandelt?«
Sein Blick ruhte auf mir. »Ja, wenn du mich annimmst. Ohne die Zustimmung seiner Königin ist ein Wächter gar nichts.«
»Aber ich bin keine richtige Königin.«
Die aufgeplatzten Lippen hielten ihn nicht davon ab, dreist zu grinsen. »Du bist
meine
Königin, und wer was anderes behauptet, kann mich mal.«
Ich lächelte. »Ich hab doch schon deinen Kriegereid angenommen.«
Sofort war seine Flegelhaftigkeit verschwunden. »Das
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