House of Night 7. Verbrannt
Sicherheit, auch wenn Dallas verschwunden ist. Ich hole dich dann sofort ab.«
Nach einem Zögern fügte sie mit gesenkter Stimme hinzu:
»Sie hat mir auch erzählt, was mit den anderen roten Jungvampyren passiert ist. Ich habe zu Nyx für ihre Seelen gebetet. Sei gesegnet, Stevie Rae.«
Sie lächelte Rephaim an. »Hui, das ist nett von ihr.«
»Dallas hat sie noch nicht erreicht.«
Ihr Lächeln erlosch. »Nein. Definitiv nich.« Dann wandte sie sich wieder dem Telefon zu. »Fünf Anrufe, aber Aphrodite hat nur einmal auf die Mailbox gesprochen. Ich hoff bloß, es ist nichts Schlimmes.« Sie drückte auf PLAY . Aphrodites Stimme klang blechern und schien von weit her zu kommen, war aber zickig wie immer.
»Oh, verfickt nochmal, geh endlich an dein Scheiß-Handy! Oder bist du gerade in deinem Sarg? Göttin, Zeitzonen sind so ätzend! Aber egal, hier dein Update: Z ist immer noch auf Standby, und Stark ist weggetreten und wird tranchiert. Soweit die gute Nachricht. Hier kommt die schlechte, nämlich meine neuste Vision. Drei der Hauptrollen darin haben du, ein knackiger Indianer und der Oberböse der Rabenspötter, Rephaim. Wir müssen dringend reden, denn ich hab ein ganz, ganz schlechtes Gefühl deswegen. Also komm in die Puschen und ruf mich so schnell wie möglich an. Ob du’s glaubst oder nicht – falls ich schlafe, werde ich tatsächlich aufwachen und ans Telefon gehen.«
»War ja klar, dass sie nich tschüs sagt, bevor sie auflegt«, brummte Stevie Rae. Irgendwie wollte sie nicht im selben Raum bleiben, in dem die Worte
und der Oberböse der Rabenspötter, Rephaim
noch in der Luft hingen. Daher wirbelte sie herum, steckte sich das Handy in die Tasche und machte sich auf den Weg die Treppe hinauf. Sie musste sich nicht umschauen, um zu wissen, dass er ihr folgte. Sie wusste es auch so.
Die Nacht war kühl, aber nicht eisig, hart an der Grenze zwischen Frost und Matschwetter. Stevie Rae taten die armen Leute in den Häusern rund um das Gilcrease-Museum leid, und sie freute sich, als sie sah, dass wieder ein paar Lichter brannten. Aber gleichzeitig bekam sie dabei ein blödes Gefühl, beobachtet zu werden, und sie blieb zögernd auf der Frontveranda stehen.
»Niemand ist in der Nähe. Sie werden zuerst alles daransetzen, die Elektrizität wieder zu den Wohnhäusern zu bringen. Dies wird der letzte Ort sein, zu dem sie kommen werden, vor allem in der Nacht.«
Erleichtert nickte Stevie Rae, verließ die Veranda und ging aufs Geratewohl zu dem stillen, kalten Brunnen in der Mitte des Hofes hinüber.
»Deine Leute werden das mit mir herausfinden«, sagte Rephaim.
»Manche haben’s schon.« Sie beugte sich vor, brach einen Eiszapfen vom Rand des oberen Brunnenbeckens ab und ließ ihn ins Wasser des unteren fallen.
Rephaim trat neben sie. »Was wirst du tun?« Beide starrten auf das dunkle Wasser hinunter, als läge die Antwort dort verborgen.
Schließlich sagte Stevie Rae: »Ich glaub, die Frage ist eher, was wirst du tun?«
»Was möchtest du, das ich tun soll?«
»Rephaim, frag mich doch nich zurück, wenn ich dich was frag.«
Er gab einen sarkastischen Laut von sich. »Du hast es auch getan.«
»Ach, hör auf, Rephaim. Sag mir bitte, was – na ja – mit
uns
passieren soll.«
Und sie sah ihm in die veränderten Augen und wünschte, sein Gesichtsausdruck wäre leichter zu lesen. Er sagte so lange nichts, dass sie schon dachte, er würde gar nicht antworten, und der Frust nagte an ihr. Sie musste zurück zum House of Night. Sie musste den Schaden abwenden, bevor Dallas alles ins Chaos stürzte.
»Ich möchte bei dir bleiben.«
Ganz schlichte, ehrliche, hastig gesprochene Worte. Zuerst begriff Stevie Rae sie nicht mal richtig. Zuerst sah sie ihn fragend an, unfähig, ganz zu erfassen, was er damit gesagt hatte. Und dann erfasste und verstand sie es wahrhaftig, und eine unerwartete, ungefragte Woge der Freude überkam sie.
»Das wird nich einfach«, sagte sie. »Aber ich will auch, dass du bei mir bleibst.«
»Sie werden versuchen, mich zu töten. Das muss dir klar sein.«
»Das lass ich nich zu!« Sie ergriff seine Hand. Langsam, sehr langsam verschränkte er die Finger mit ihren, und sie zog ihn sachte näher heran. »Das lass ich nich zu«, wiederholte sie. Sie sah ihn nicht an. Sie hielt nur seine Hand und genoss diesen kleinen Augenblick der Gemeinsamkeit. Sie versuchte, nicht zu viel nachzudenken. Nichts zu hinterfragen. Sie blickte auf das schwarze, unbewegliche Wasser im Brunnenbecken
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