House of Night 7. Verbrannt
dass wir uns trennen müssen.«
Stevie Rae war matt und trübe zumute. »Nein, Rephaim. Nur, wenn du das zulässt.«
»Sieh mich an!«, schrie er. »Ich bin nicht der Mensch im Wasser. Ich bin ein Monster. Ich gehöre nicht zu dir.«
»Dein Herz sagt was anderes!«, schrie sie zurück.
Seine Schultern sanken nach vorn, und er wandte sich ab. »Aber mein Herz hat niemals gezählt, Stevie Rae.«
Sie trat dicht hinter ihn. Automatisch drehte er sich zu ihr um. Ihre Blicke trafen sich, und mit schrecklicher Verzweiflung sah sie, dass das Scharlachrot wieder in seinen Augen loderte.
»Na ja, vielleicht hast du doch mal das Gefühl, dass dein Herz so viel zählt wie meines für mich, und kommst zurück zu mir. Müsste leicht sein. Folg einfach deinem Herzen.« Ohne zu zögern legte sie die Arme wieder um ihn und zog ihn an sich. Sie ignorierte die Tatsache, dass er die Umarmung nicht erwiderte. Stattdessen flüsterte sie: »Ich werd dich vermissen.« Und dann ging sie.
Als sie schon auf der Gilcrease Road war, trug ihr der Nachtwind ein Flüstern zu.
Ich dich auch …
Zoey
»Der ist echt schön«, sagte ich und betrachtete den Baum und die unzähligen daran geknüpften Tücher. »Wie heißt der nochmal?«
»Wunschbaum«, sagte Stark.
»Das ist aber kein besonders romantischer Name für so was Cooles.«
»Ja, dachte ich zuerst auch, aber inzwischen mag ich ihn irgendwie.«
»Ooh! Schau mal, das da. Wie das glitzert.« Ich deutete auf ein schmales goldenes Band, das plötzlich in der Krone aufgetaucht war. Anders als die übrigen Bänder war es mit keinem anderen verknüpft, sondern hing lose herab, bis dicht über unsere Köpfe.
Stark streckte die Hand aus, zog es heraus und hielt es mir hin. Ich berührte die weiche glitzernde Oberfläche. »Dem bin ich gefolgt, um dich zu finden.«
»Wirklich? Es ist wie aus Gold.«
»Ja, mich hat’s auch an Gold erinnert.«
»Und als du dem gefolgt bist, hast du mich gefunden?«
»Jep.«
»Okay, dann lass uns mal schauen, ob’s auch zum zweiten Mal funktioniert.«
»Sag mir einfach, was ich tun soll. Ich stehe dir zu Diensten.« Mit übermütig blitzenden Augen verbeugte sich Stark vor mir.
»Hör auf zu witzeln. Das hier ist ernst.«
»Oh, Z, merkst du’s nicht? Ich denke doch nicht, dass das hier nicht ernst ist! Ich vertraue dir nur vollkommen. Ich weiß, dass du mich mit zurücknehmen wirst. Ich glaube an dich,
mo bann ri
.«
»Du hast ’n paar komische Wörter gelernt, während ich weg war.«
Er grinste. »Wart erst mal ab. Du hast noch gar nichts gehört.«
»Weißt du was, Junge? Ich hab keine Lust mehr zu warten.« Ich schlang ihm ein Ende des goldenen Bandes ums Handgelenk. Das andere behielt ich fest in der Hand. »Schließ die Augen.« Ohne nachzufragen tat er, worum ich ihn bat. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. »Bis gleich, Wächter.«
Dann wandte ich mich von dem Wunschbaum und dem Hain und all der zauberhaften Mystik in Nyx’ Reich ab und stellte mich vor die gähnende Schwärze, die sich bis ans Ende von Raum und Zeit zu erstrecken schien. Mit weit ausgebreiteten Armen sagte ich: »Geist, komm zu mir.« Da erfüllte mich das letzte der fünf Elemente, dasjenige, dem ich mich immer am nächsten gefühlt hatte, und ließ meine geheilte Seele vor Freude und Mitgefühl, Kraft und – endlich – Hoffnung erbeben. »Und jetzt bring mich bitte nach Hause!« Mit diesen Worten rannte ich los und sprang ohne jede Angst in die Schwärze hinein.
Ich dachte, es würde so sein wie von einer Klippe zu springen, aber da irrte ich mich. Es war weicher, sanfter. Eher, als ob ich mit dem Aufzug vom obersten Stockwerk eines Wolkenkratzers hinunterfahren würde. Dann fühlte ich, wie ich aufkam, und
wusste
, dass ich zurück war.
Ich öffnete nicht gleich die Augen. Ich wollte mich ganz auf alles konzentrieren, jede Empfindung auskosten. Ich fühlte, dass ich auf etwas Hartem, Kühlem lag. Ich holte tief Luft und war überrascht, dass die Luft nach der Zeder duftete, die an der Straßenecke neben dem Haus meiner Mom in Broken Arrow stand. Zuerst hörte ich nur das sanfte Murmeln leiser Stimmen, aber nach ein paar Atemzügen löste sich daraus Aphrodites spitzes Schimpfen: »Oh, verdammt nochmal, machst du vielleicht mal die Augen auf? Ich weiß, dass du da drin bist!«
Da öffnete ich die Augen. »Himmel, bist du in ’nen Trailerpark umgezogen, oder warum schreist du so?«
»Trailerpark? Hör mal, du sollst doch nicht fluchen, und
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