House of Night 7. Verbrannt
Erinnerung an den glitzernden roten Nebel angehaucht, den der Sohn eines Unsterblichen zu Stevie Rae gesandt hatte, um sie zu trösten und zu sich zu rufen.
»Nun, auch für mich ergibt es keinen Sinn.« Seine Stimme war tief und weich und zögernd. »Ich weiß nicht, wie eine Prägung funktioniert. Du musst es mich lehren.«
Stevie Rae spürte ihre Wangen rot werden.
Er sagt die Wahrheit
, erkannte sie.
Unsere Prägung führt dazu, dass er Sachen über mich weiß. Dass er das nicht versteht, ist nur natürlich – ich versteh’s ja selber kaum.
Sie räusperte sich. »Du meinst also, du wusstest, dass was passiert ist, weil du’s von mir erfahren hast?«
»Nicht erfahren. Gespürt«, berichtigte er. »Ich habe deine Qual gespürt. Nicht wie damals, als du von mir getrunken hast. Diesmal war es keine körperliche, sondern eine geistige Qual.«
Sie konnte sich nicht zurückhalten, ihn anzustarren. Der Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben. »Ja. War es. Ist es immer noch.«
»Erzähl mir, was geschehen ist.«
Statt seiner Bitte zu folgen, fragte sie: »Warum hast du mich hergerufen?«
»Du hast gelitten. Ich habe es gespürt.« Er verstummte, offensichtlich von seinen eigenen Worten verwirrt. Dann sagte er: »Ich wollte es nicht mehr spüren müssen. Daher habe ich dir Kraft gesandt und dich zu mir gerufen.«
»Wie? Was war das für rotes Zeug?«
»Beantworte meine Frage, dann werde ich die deine beantworten.«
»Okay. Die Sache ist, dass dein Daddy Heath umgebracht hat, den Typen, der Zoeys Gefährte war. Zoey hat das mit angesehen und konnte es nich verhindern, und da ist ihre Seele zerborsten.«
Rephaim starrte sie weiter an, bis es Stevie Rae vorkam, als blicke er durch ihren Körper hindurch mitten in ihre Seele. Sie konnte nicht wegschauen, und je länger sie seinen Blick erwiderte, desto schwerer wurde es, ihre Wut aufrechtzuerhalten. Seine Augen waren einfach so menschlich. Nur die Farbe stimmte nicht, aber Stevie Rae war das Scharlachrot darin nicht so fremd, wie es eigentlich hätte sein müssen. In der Tat war es ihr erschreckend vertraut; einst hatte es auch in ihren Augen geglommen.
»Hast du nichts dazu zu sagen?«, stieß sie schließlich hervor, wandte gewaltsam den Blick von ihm ab und starrte hinaus in die leere Nacht.
»Das ist doch nicht alles. Was verschweigst du mir noch?«
Sie raffte ihre ganze Wut zusammen und sah ihn wieder an. »Es heißt, dass auch die Seele von deinem Daddy zerborsten ist.«
Rephaim blinzelte. In seinen blutfarbenen Augen stand Entsetzen. »Das glaube ich nicht.«
»Ich auch nich, aber Neferet hat seinen leblosen Körper dem Rat vorgelegt, und der glaubt die Story anscheinend. Weißt du, was ich denk?« Ohne eine Antwort abzuwarten, fuhr sie fort. Vor Zorn, Frust und Angst wurde ihre Stimme lauter. »Ich denk, dass Kalona Zoey in die Anderwelt gefolgt ist, weil er total besessen ist von ihr.« Sie wischte sich die Tränen, von denen sie geglaubt hatte, dass sie längst versiegt seien, von den Wangen.
»Das ist unmöglich.« Rephaim klang fast so durcheinander, wie sie sich fühlte. »Mein Vater kann nicht in die Anderwelt zurückkehren. Dieses Reich ist ihm auf ewig verschlossen.«
»Tja, offenbar hat er ’nen Schleichweg gefunden.«
»Einen Weg um den Bann herum, den die Göttin der Nacht ihm für immer auferlegt hat? Wie soll das möglich sein?«
»Nyx hat ihn aus der Anderwelt gestoßen?«
»Es war meines Vaters Wahl. Einst war er Nyx’ Krieger. Als er fiel, brach das Band der Treue zwischen ihnen.«
»Achdu
liebe
güte, Kalona war mal auf Nyx’ Seite?« Ohne dass es ihr bewusst wurde, trat Stevie Rae einen Schritt auf ihn zu.
Rephaim starrte in die Nacht hinaus. »Ja. Er hat sie gegen die Finsternis beschützt.«
»Was ist passiert? Warum ist er gefallen?«
»Vater spricht niemals darüber. Ich weiß nur, dass der Vorfall ihn mit einem Zorn erfüllte, der viele Jahrhunderte lang in ihm loderte.«
»Und daraus wurdet ihr erschaffen. Aus diesem Zorn.«
Er wandte ihr wieder den Blick zu. »Ja.«
Sie konnte nicht anders als zu fragen: »Ist er auch in dir? Dieser Zorn und die Finsternis?«
»Würdest du es nicht wissen, wenn es so wäre? So, wie ich deine Qual gefühlt habe? Ist nicht das die Bewandtnis der Prägung zwischen uns?«
»Na ja, die ist ’n bisschen kompliziert. Schau, du bist sozusagen zwangsweise zu meinem Gefährten geworden, weil ich in der Geschichte der Vampyr bin. Und für ’nen Gefährten ist es leichter zu
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