House of Night 7. Verbrannt
man es laut aussprach.
»Ich glaub, das ist nicht alles.«
Er sah mich nicht mehr an. Er blickte mir über die Schulter, und seine Augen waren groß und rund geworden. Ich drehte mich um. Die wabernden Gestalten, die alle auf unbehagliche Weise aussahen wie bizarre, unfertige Versionen von mir, wallten unruhig murmelnd in dem schwarzen Nebel herum, lösten sich daraus, tauchten wieder hinein und benahmen sich insgesamt supernervös. Dann gab es einen Lichtblitz, der sich in ein riesiges Paar gefährlich spitzer Hörner verwandelte, und mit einem schrecklichen Flattern landete etwas auf der anderen Seite der Wiese, woraufhin diese Geister? – Gespenster? –, diese unfertigen Ich-Splitter wie wahnsinnig zu schreien anfingen, auseinanderstoben und sich auflösten.
»Was passiert da?«, fragte ich Heath, während wir den Rückzug über die Wiese antraten, und versuchte vergeblich, die Panik aus meiner Stimme fernzuhalten.
Heath nahm meine Hand und drückte sie. »Weiß nicht, aber ich bleib bei dir. Ich lass dich nicht im Stich. Hör mal«, flüsterte er mir sehr angespannt zu, »schau dich nicht um, komm einfach mit mir und
renn
!«
Ausnahmsweise diskutierte ich mal nicht mit ihm herum. Ich stellte nichts in Frage. Ich tat genau, was er sagte: Ich hielt mich an ihm fest und rannte.
Stevie Rae
» D as ist keine gute Idee, Stevie Rae«, sagte Dallas, während er sich bemühte, mit ihr Schritt zu halten.
»Ich bin nich lange weg, versprochen.« Auf dem Parkplatz angekommen, stoppte sie und hielt Ausschau nach Zoeys kleinem blauen VW Käfer. »Ha! Da isser, und die Schlüssel lässt sie immer drin, weil sich die Türen eh’ nicht abschließen lassen.« Stevie Rae lief zu dem Auto, öffnete die knarrende Tür und stieß einen Triumphschrei aus, als sie die Schlüssel neben dem Lenkrad baumeln sah.
»Ehrlich, ich fänd’s besser, wenn du mit ins Ratszimmer kämst und den Vampyren sagen würdest, was du vorhast, wenn du’s schon mir nicht erzählen willst. Hör dir doch ihre Meinung dazu an, was in deinem Kopf abgeht, Mädel.«
Sie sah ihn an. »Pass auf, das ist das Problem. Ich bin mir nich so sicher, was ich gerade tue. Und Dallas, eins ist klar: Wenn ich dir was nich erzähle, dann doch erst recht keiner Horde Lehrer!«
Dallas rieb sich das Gesicht. »Das war mir mal klar, aber in letzter Zeit ist viel passiert, und du benimmst dich komisch.«
Sie legte ihm die Hand auf die Schulter. »Ich hab nur so ’n Gefühl, dass es was gibt, was ich tun könnte, um Zoey zu helfen, aber das find ich nich raus, indem ich mich mit ’nem Haufen verklemmter Vampyre da oben im Ratszimmer einschließe. Ich muss hier draußen sein.« Stevie Rae breitete die Arme aus, um die Weite der Erde um sich herum anzudeuten. »Mein Element muss mir beim Denken helfen. Ich hab das Gefühl, ich hab was übersehen, aber ich komm einfach nich darauf. Ich hoffe, die Erde wird mir den letzten Denkanstoß geben.«
»Kannst du das nicht hier tun? Das ganze Schulgelände besteht aus Unmassen toller Erde.«
Sie zwang sich, ihn anzulächeln. Sie hasste es, Dallas was vorzulügen, aber im Prinzip war es ja keine richtige Lüge. Sie wollte wirklich versuchen, etwas zu finden, was Zoey helfen konnte, und im House of Night ging das wirklich nicht. »Hier ist zu viel Ablenkung.«
»Okay, pass auf, ich kann dich nicht daran hindern, aber versprich mir eins, oder ich mach mich doch total lächerlich, wenn ich versuch, dich zu stoppen.«
Stevie Rae blickte ihn aus großen Augen an, und diesmal musste sie ihr Lächeln nicht erzwingen. »Du würdest echt versuchen, mich zu verdreschen?«
»Na ja, wir wissen beide, dass es beim erfolglosen Versuch bleiben würde, und da wären wir dann beim Lächerlichmachen.«
Noch immer grinsend fragte sie: »Was soll ich dir denn versprechen?«
»Dass du nicht zum Bahnhof gehst. Die haben dich fast umgebracht, und du siehst zwar wieder einigermaßen gesund aus und so, aber
die haben dich fast umgebracht
. Und zwar erst gestern. Also versprich mir, dass du heute Nacht nicht schon wieder da runtergehst und sie dir vorknöpfst.«
»Ich versprech’s«, sagte sie ernst. »Da geh ich nich hin. Ich hab doch gesagt, ich will ’ne Möglichkeit finden, Z zu helfen. Wenn ich mich mit den Kids im Bahnhof rumschlage, hilft ihr das garantiert nich.«
»Hoch und heilig?«
»Hoch und heilig.«
Er stieß einen erleichterten Seufzer aus. »Gut. Und was soll ich jetzt den Lehrern erzählen, warum du weg bist?«
»Genau
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