House of Night 7. Verbrannt
Aphrodite, die mit elegant übereinandergeschlagenen Beinen in einem der cremefarbenen Sessel saß und an einer Tasse dampfendem Tee nippte. »Was machst du hier?«
Statt einer Antwort sah sie zu Zoey hinüber. »Sie hat sich die ganze Zeit überhaupt nicht bewegt, hm?«
Stark stand auf. Er breitete die Decke sanft wieder über Zoey, berührte mit den Fingerspitzen ihre Wange und küsste das einzige Mal, das ihr noch geblieben war, den ganz gewöhnlichen Umriss einer Mondsichel mitten auf ihrer Stirn.
Kein Problem, wenn du als normaler Jungvampyr zurückkommst. Hauptsache, du kommst überhaupt zurück
, dachte er, während seine Lippen über das Mal strichen. Dann richtete er sich auf und sah Aphrodite an. »Nein. Hat sie nicht. Sie kann nicht. Sie ist nicht da. Und wir haben noch sieben Tage, um uns zu überlegen, wie wir sie zurückkriegen.«
»Sechs«, berichtigte Aphrodite.
Stark schluckte schwer. »Ja, stimmt. Jetzt nur noch sechs.«
»Okay, du siehst, wir haben keine Zeit zu verlieren. Also komm mit.« Sie stand auf und wollte das Zimmer verlassen.
Stark eilte ihr nach, blickte aber immer wieder über die Schulter auf Zoey zurück. »Wohin?«
»Hey, lass das Träumen. Du hast es selbst gesagt:
Zoey ist nicht da
, also hör auf, sie anzustarren wie ein verlorenes Hündchen.«
»Ich liebe sie! Weißt du verdammt nochmal überhaupt, was das heißt?«
Aphrodite blieb abrupt stehen und drehte sich zu ihm um. »Liebe hat damit einen Scheiß zu tun. Du bist ihr Krieger. Das bedeutet mehr als ›ich hab Zoey lieb‹.« Sie versah die spöttischen Worte in der Luft mit Anführungszeichen. »Das weiß ich, weil ich auch einen Krieger habe, und nur dass du’s weißt: Wenn meine Seele zerschmettert wäre und ich in der Anderwelt festsäße, wollte ich auf keinen Fall, dass Darius triefäugig mit gebrochenem Herzen in der Gegend rumschlurft. Ich wollte, dass er sich verdammt nochmal einen Arschtritt gibt und seinen Job macht, und das heißt: am Leben bleiben und
mich beschützen, damit ich einen Weg zurückfinden kann
. Kommst du jetzt oder nicht?« Sie warf ihre blonde Mähne zurück, wandte sich ab und stöckelte den Gang entlang.
Stark schloss den Mund und stapfte ihr nach. Eine Weile marschierten sie schweigend durch den Palast, eine Treppe hinunter, kreuz und quer durch immer schmaler werdende Flure und dann noch eine Treppe hinunter.
»Wohin gehen wir?«, fragte Stark noch einmal.
»Ins Verlies – sollte man meinen. Es riecht nach ’ner aparten Mischung aus Schimmel und altem Schweiß, das Dekor hat was von Knast oder Irrenhaus, und Damien fühlt sich, als wär er gestorben und im siebten Nerd-Himmel gelandet. Dreimal darfst du raten.«
»Zurück in eine Menschen-Highschool?«
Ihre Lippen verrieten den Hauch eines Lächelns. »Fast. Wir sind auf dem Weg in eine echt alte Bibliothek, die gerade von der wie wild recherchierenden Streberclique bevölkert wird.«
Stark stieß einen langen Seufzer aus, um ein Auflachen zu unterdrücken. Manchmal war ihm Aphrodite fast sympathisch – nicht dass er das jemals zugegeben hätte.
Stark
Aphrodites Beschreibung war zutreffend – der Keller des Palastes erinnerte an die geschmacklos eingerichtete Bibliothek einer staatlichen Schule, es fehlten nur die Kippfenster mit den billigen, zerfledderten Jalousien. Stark war ziemlich erstaunt, weil der Rest von San Clemente so im Luxus schwelgte. Aber hier im Keller gab es nur abgewetzte Holztische, harte Bänke, kahle weiße Backsteinwände und Milliarden von Bücherregalen, bestückt mit Abermilliarden von Büchern in allen Größen, Farben und Formen.
Zoeys Freunde scharten sich um einen großen Tisch, der von Büchern, Getränkedosen, zerknüllten Chipstüten und einer gigantischen Packung roter Lakritzschnüre überquoll. Sie sahen total müde, aber irgendwie high von Zucker und Koffein aus. Als Stark und Aphrodite sich näherten, hielt Jack gerade ein großes ledergebundenes Buch in die Höhe und zeigte auf eine Illustration.
»Schaut mal – das ist die Kopie eines Gemäldes der griechischen Hohepriesterin Kalliope. Da steht, dass sie die Nachfolgerin von Sappho als Meisterpoetin war. Sieht sie nicht ganz genauso aus wie Cher?«
»Wow, verrückt. Sieht wirklich aus wie Cher in jung«, sagte Erin.
»Ja, ohne die komischen weißen Perücken, die sie später immer aufhatte. Und, was ist damit?«, fragte Shaunee.
Damien sah die Zwillinge finster an. »Habt ihr was gegen Cher? Oder was?«
»Oh-oh«, machte
Weitere Kostenlose Bücher