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House of Night 7. Verbrannt

House of Night 7. Verbrannt

Titel: House of Night 7. Verbrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.C. Cast
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dabei.
    »Was ist das für ein Baum? So einen hab ich noch nie gesehen. Und warum hängen all die Tücher daran?«
    Seoras bremste den Wagen und blieb mitten auf der Straße stehen. »Was das ist? Weißdorn und Eberesche, vereint zum Wunschbaum.«
    Als er nichts weiter sagte, fragte Stark verärgert: »Wunschbaum?«
    »Was hat man dich gelehrt im Leben, Bursche? Ei wohl, ein Wunschbaum ist ein Baum der Wünsche. Jeder Knoten – jedes Tuchband – steht für einen Wunsch. Sei’s von Eltern, die das Wohl ihres Kindes ersehnen; sei’s von Freunden, die einem der Ihren gedenken, der ins Jenseits entschwunden ist. Doch meist sind’s Liebende, die ihre Leben in eins verknüpfen wollen und sich Glück wünschen. ’s ist das Gute Volk, das solche Bäume pflanzt, und die Wurzeln nährt’s mit den guten Wünschen, die’s von ihrer Welt in die Unsrige sendet.«
    Stark wurde allmählich verzweifelt. »Das Gute Volk?«
    »Die Fey – die Feen. War dir nicht bekannt, dass es hiervon kommt, wenn man sagt ›das Band der Liebe knüpfen‹?«
    »Klingt romantisch«, sagte Aphrodite, ausnahmsweise ohne jeden Sarkasmus.
    »Aye, Weib. Was wahrhaft romantisch ist, muss schottisch sein«, sagte der Krieger, startete den Range Rover wieder und fuhr langsam von dem mit Wünschen behängten Baum fort.
    Stark war so sehr von dem Gedanken in Anspruch genommen, wie gern er gemeinsam mit Zoey einen Wunsch in den Baum knüpfen würde, dass er die Burg erst bemerkte, als Seoras wieder anhielt. Als er aufsah, erfüllte das Flackern vieler Lichter, gespiegelt von Fels und Wasser, sein Blickfeld. Die Burg lag ein paar hundert Meter abseits der Straße am Ende einer schmalen Zufahrt, die auf einem Damm durch mooriges Gelände führte. Wie die Brücke vom Festland hierher war diese von Fackeln beleuchtet, nur waren es hier locker dreimal so viele, und auch rund um die hohen steinernen Burgmauern flackerten Lichter.
    Zwischen den Fackeln auf dem Damm waren Pfähle aufgestellt, jeder so dick wie ein Männerarm. Auf jedem davon stak ein Kopf – die Haut zu Leder getrocknet, mit leeren Augenhöhlen und grinsenden Mündern. Zuerst schien es Stark, als bewegten sie sich, bis er begriff, dass das nur an dem langen dünnen Haar lag, das von jedem der vertrockneten Schädel geisterhaft im Wind flatterte.
    »Igitt«, wisperte Aphrodite hinter ihm.
    »Die ›Große Mordklinge‹«, sagte Darius ehrerbietig.
    »Aye, Sgiach«, war alles, was Seoras sagte, aber ein Lächeln umspielte seine Lippen, das den Stolz in seinem Ton widerspiegelte.
    Stark sagte nichts. Sein Blick wanderte von dem gespenstischen Zufahrtsweg in die Höhe – immer weiter. Sgiachs Festung stand ganz oben auf einer Felsklippe, die steil zum Meer hin abfiel. Obwohl er nur die dem Land zugewandte Seite sehen konnte, war es nicht schwer, sich vorzustellen, was für einen abweisenden Anblick sie nach außen bieten musste – zu der Welt hin, der sie nie und nimmer Zutritt zu diesem kleinen Territorium gewähren würde, selbst wenn der Schutzzauber Neugierige nicht bereits abgewehrt hätte. Die Burg bestand aus grauem Fels, zwischen dem gelegentlich der weiße Marmor aufglänzte, den es überall auf der Insel gab. Das massive zweiflügelige Eingangstor lag hinter einem schmalen brückenartigen Überweg und war durch einen gewaltigen Torturm geschützt.
    Als er aus dem Range Rover stieg, hörte Stark ein Geräusch, das seinen Blick noch höher lenkte. Im Licht der Fackeln wehte auf der Spitze des höchsten Turmes eine Flagge im Wind. In der kühlen, kräftigen Brise schlug sie fortwährend Wellen, aber Stark erkannte deutlich die kühne Gestalt eines mächtigen schwarzen Stiers, auf dessen Leib das Bildnis einer Göttin – vielleicht auch einer Königin – zu sehen war.
    Dann öffnete sich das Burgtor, und daraus hervor strömten Krieger, männlich wie weiblich, überquerten die Brücke und kamen im Eilschritt auf sie zu. Stark trat automatisch zurück, während Darius neben ihm in Verteidigungsstellung ging.
    Seoras hob beschwichtigend die schwielige Hand. »Sucht keinen Hader, wo keiner ansteht. Sie möchten deiner Königin die Ehr’ erweisen, wie’s rechtens ist.«
    Die Krieger, die alle ähnlich gekleidet waren wie Seoras, kamen zügig, aber ohne Anzeichen der Aggression auf Stark zu, immer zwei nebeneinander. Zwischen sich trugen sie eine lederne Trage.
    »’s ist Brauch bei uns, Respekt zu zeigen, wenn einer von uns fällt, Bursche. Dem Clan obliegt es, ihn oder sie heim

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