House of Night 7. Verbrannt
ihr.
»Frohes Treffen, Sgiach.«
»Nenn mir den Grund, weshalb ich dir Zutritt zu meiner Insel gewähren sollte«, sagte sie ohne Vorrede.
Stark holte tief Luft, hob das Kinn und sah Sgiach ebenso unbeirrt an wie zuvor ihren Krieger. »Es ist mein angestammtes Recht. In mir fließt das Blut der MacUallis. Ich gehöre Ihrem Clan an.«
»Nicht dem ihren, Junge. Dem meinen«, sagte der Vampyr, und seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, das eher gefährlich als einladend wirkte.
Stark war völlig überrascht. »Ihrem? Ich gehöre Ihrem Clan an?«, fragte er den Krieger verdattert.
»Ich habe dich als klüger in Erinnerung, als du so jung warst«, bemerkte Sgiach zu ihrem Krieger.
Der Vampyr schnaubte. »Aye. Jung oder nicht, ich war verständiger.«
»Ich bin jedenfalls so klug, um zu wissen, dass mein Blut mich mit Ihnen beiden und dieser Insel verbindet«, begehrte Stark auf.
»Du liegst ja beinah noch in den Windeln, Bursche«, sagte der Krieger sarkastisch. »Kehre zurück zu deinen Knabenspielen, hier find’st du dergleichen nicht!«
Stark wurde erstaunlicherweise nicht wütend. Stattdessen weckten die Worte des Vampyrs etwas in seinem Gedächtnis, und ihm war, als sähe er wieder Damiens Notizen vor sich. »Wissen Sie, warum ich das Recht hab, die Insel zu betreten?«, fragte er. »Ich hab keine Ahnung, ein wie großer Krieger ich sein muss, um Zoey zu retten, aber ich kann Ihnen sagen, dass sie mehr ist als eine einfache Hohepriesterin. Bevor ihre Seele zerbarst, war sie dabei, sich in etwas zu verwandeln, was bisher keinem Vampyr bekannt war.« Die Erinnerung stieg weiter in ihm hoch, und während er weitersprach und sah, wie sich Erstaunen auf Sgiachs Zügen ausbreitete, fügten sich die Teile des Puzzles ineinander, und sein Bauchgefühl sagte ihm, dass er in der richtigen Richtung argumentierte. »Zoey war auf dem besten Weg, eine Königin der Elemente zu werden. Ich bin ihr Krieger – ihr Wächter –, und sie ist meine Eine. Ich bin hier, um zu lernen, meine Eine zu beschützen. Ist es nicht das, worum es Ihnen geht? Krieger auszubilden, damit sie ihre Eine beschützen können?«
»Sie kommen nicht mehr hierher«, sagte Sgiach.
Stark fragte sich, ob er sich die Traurigkeit in ihrer Stimme nur einbildete, aber da trat der Krieger dichter an seine Königin heran, als hätte er ein so feines Gefühl für ihre Stimmungen entwickelt, um selbst den leisesten Hauch von Kummer an ihr zu bemerken, und Stark wusste ohne jeden Zweifel, dass er die Antwort gefunden hatte. Still sandte er ein ›Danke, Nyx‹ an seine Göttin.
»Doch, wir sind wiedergekommen. Ich stehe genau vor Ihnen«, erklärte er der uralten Königin. »Ich bin ein Krieger vom Blut der MacUallis. Ich bitte um Ihre Hilfe, um meine
Eine
zu beschützen. Bitte, Sgiach, lassen Sie mich Ihre Insel betreten. Bringen Sie mir bei, wie ich meine Königin am Leben erhalten kann.«
Sgiach zögerte nur so lange, wie es dauerte, einen Blick mit ihrem Krieger zu wechseln. Dann hob sie die Hand. »
Failte gu ant Eilean nan Sgiath …
Willkommen auf der Insel Sgiachs. Meine Insel steht dir offen.«
»Eure Majestät.« Beim Klang von Darius’ Stimme schienen alle zu erstarren. Der Sohn des Erebos hatte sich außen vor dem Torbogen auf ein Knie niedergelassen, Aphrodite blieb ein Stück hinter ihm stehen.
»Sprich, Krieger«, sagte Sgiach.
»Ich bin nicht vom Blut Eures Clans, doch auch ich beschütze eine
Eine
; daher erbitte auch ich Einlass auf Eure Insel. Obgleich ich nicht als frisch berufener Krieger vor Euch stehe, glaube ich, dass hier vieles liegt, was ich noch nicht weiß – vieles, was ich gerne lernen würde, während ich meinem Kriegerbruder beistehe, der nach Heilung für Zoey sucht.«
»Dies ist ein Menschenweib, keine Hohepriesterin. Wie willst du ihr eidgebunden sein?«, fragte der Krieger.
Aphrodite trat an Darius’ Seite und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Verzeihung, ich hatte Ihren Namen nicht ganz verstanden. War es Shawnus?«
»Seoras!
Teufel auch, bist du taub?«, gab der Krieger sehr langsam und deutlich zurück. Stark sah mit Erstaunen, dass seine Lippen sich bei Aphrodites biestigem Ton zu einem Lächeln kräuselten.
»Okay,
Seoras
.« Geradezu gespenstisch perfekt machte sie seinen Tonfall nach. »Ich bin kein Mensch. Ich war eine Jungvampyrin, die Visionen hatte. Dann wurde ich wieder ent-jungvampyr-t. Dabei beschloss Nyx aber, aus Gründen, die mir immer noch ein totales Rätsel sind, mir meine
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