How to be really bad (German Edition)
etwas überrumpelt und sehr zögerlich ins Telefon, bevor ich es ihr wieder entriss.
«Was gibt’s noch?», fragte ich.
«Ich möchte dich gern wiedersehen.»
Ich sagte nichts.
«An dieser Stelle müsstest du jetzt entweder: ‹Ja gerne, ich dich auch› sagen, oder etwas dezenter: ‹Von mir aus›, oder aber, und das bitte nur, wenn du sicher bist, dass es der Wahrheit entspricht: ‹Auf gar keinen Fall.›»
Mir rauschte das Blut in den Ohren, ich schwitzte mit einem Mal, und mein Puls schlug Purzelbäume. Ich war verwirrt. Was war nur los mit mir? Drei alternative Antworten konnten mich doch nicht derart aus der Fassung bringen?
Was hatte Sam noch gleich gesagt? Verflixt! Ich erinnerte mich schon nicht mehr daran. Er wollte unbedingt Zeit mit mir verbringen. Darum ging’s.
Ich brachte nur ein erneutes «Wozu?» raus und konnte nicht einmal verhindern, dass es etwas verblüfft klang.
Sam lachte: «Du hältst dich nicht an die Vorgaben. Eine von den drei Antworten. Keine Gegenfragen. Aber ich beantworte dir deine Frage: Du gefällst mir, ich finde dich super, ich möchte mehr Zeit mit dir verbringen.»
Ich schwieg.
«Greta? Bist du noch dran? Hallo! Reagier doch!»
«Ich hab genickt.»
«Sorry, das muss ich wohl übersehen haben. Also? Treffen wir uns morgen?»
«Ich muss darüber nachdenken, ich ruf dich an.»
«Okay, tschüs, Greta.»
«Nenn mich nicht Greta.»
«Wieso nicht?»
«Weil ich nicht so heiße.»
Schweigen am anderen Ende.
Und nach einer Weile: «Wie denn?»
«Lilith.»
«Lilith. Aha, ja, das passt besser. Erklärst du mir morgen, warum du dich mal Greta und mal Lilith nennst?»
«Kann sein», sagte ich und legte auf.
Ich war völlig erschöpft. Im Ernst, schwerste körperliche Ermüdung setzte ein. Nur durch ein Telefonat. Wow! Das muss an der Luft hier liegen. Oder die tun was ins Wasser. Echt merkwürdig.
Ich lief wie in Trance neben Greta her, die mich besorgt ansah. Die Apfelmus-Aktion hatte ich völlig vergessen, ich war ziemlich durch den Wind.
Kurz bevor wir zu Hause angelangt waren, stellte Greta schließlich die Frage, auf die ich vorbereitet war: «Ist alles in Ordnung?»
«Ja, total. Alles bestens», nickte ich.
Und verfiel wieder in Schweigen.
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Kapitel 5
Unser Schulbesuch am nächsten Tag – und ich hatte vor, das mit dem «Besuch» sehr wörtlich zu nehmen, also erst mal nur vorbeizuschauen, ob es sich lohnte, öfter hinzugehen – startete sehr vielversprechend.
Gretas Verwandlung im Klo des Burger-Ladens war ein voller Erfolg. Gut, auf Dauer würden wir das Prozedere etwas verfeinern müssen, es war ein bisschen entwürdigend, sich auf einem Klo umziehen zu müssen. Aber sie sah in normaler Kleidung tatsächlich sehr gut aus. Wenn sie in den nächsten Tagen auch noch Make-up einsetzen und die Walle-Haare zähmen würde, wäre sie sehr attraktiv. Aber für den Anfang waren die neuen Klamotten schon ein großer Schritt.
Gretas Wangen hatten sich gerötet, vor Aufregung und auch weil sie mit dem Ergebnis trotz aller Vorbehalte und Jammerei sehr zufrieden war. Gerötete Wangen helfen nur, wenn die Röte hoch auf den Wangenknochen sitzt und höchstens zwei Finger breit ist, wenn jedoch das ganze Gesicht puterrot ist, verliert es an Wirkung. Aber gut, zumindest kleidertechnisch konnte man sich mit ihr sehen lassen.
Kaum hatten wir den Schulhof betreten, stand plötzlich Carlo neben uns.
«Hi Lilith. Na, alles klar?»
Ich wollte ihn direkt in die Wüste schicken, da sah ich, dass Gretas Röte sich noch steigerte. Es schien, als würden selbst ihre Haare röter als normal leuchten. Vielleicht war sie ja doch in ihn verliebt? Na gut, dann würde ich ihn für sie einfangen. Also setzte ich ein bezauberndes Lächeln auf. Hatte ich von der Dame am Empfang von Paps’ Firma, wenn sie die Neuankömmlinge begrüßte.
«Hi. Selber alles klar?»
«Klar.»
«Gut.»
«Und sonst?»
«Alles klar.»
Konnte dieses Gespräch intellektuell noch überboten werden?
Ich schob Greta vor mich. «Sag auch mal was, Greta!»
«Hi.»
«Greta?» Er musterte sie erstaunt. Er schaute genauer hin und sagte fragend: «Greta Birkenstock?»
«Nein, Birnstein. Greta Birnstein», korrigierte ich.
«Siehst ja ganz anders aus», brummte er. Carlo war wirklich eine Intelligenzbestie.
Greta wollte so sehr in den Boden versinken, dass ich glaubte, bereits einen kleinen Riss im Asphalt des Schulhofs zu entdecken.
Irritiert sah Carlo sie noch eine Weile an, dann
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