How to be really bad (German Edition)
fuhr mir der Schreck in die Glieder. «Der Teilnehmer ist zurzeit nicht zu erreichen.»
Sollte das ein Witz sein? Seit wann …?
Verflixt. Hatte er das ernst gemeint, dass er sein Handy ausschaltete, um mir «totale Freiheit» zu geben? Was war denn das für eine alberne Trotzreaktion? Ich brauchte ihn. Jetzt! Er konnte doch nicht einfach …
Er konnte.
Und er hatte.
Und nun?
Sollte ich mein Problem googeln? Haha.
Ich rief Sam an.
Ohne nachzudenken.
Als er sich meldete, sagte ich sofort: «Ich finde es unmöglich von dir, dass du mich nicht anrufst.»
Statt einer Antwort lachte er.
«Hey, ich meine das ernst.»
«Also erst mal: Ich freue mich riesig, dass du mich anrufst.»
«Ja, ja, blabla. Jetzt sag schon.»
«Ähm, also sehr charmant bist du nicht.»
«Hab ich auch nie behauptet. Also?»
«Du hast doch gesagt, wir können uns nicht mehr sehen.»
«Na und?»
«Na also … okay. Treffen wir uns. Wann?»
«Morgen? Nach der Schule?»
«Vergiss die Schule, da geh ich eh nicht hin.»
«Du hältst nicht viel von Regeln, Disziplin und so?»
«Absolut nicht. Hab’s probiert, ist nicht mein Ding.»
«Hast du wirklich?»
«Nein, aber es klingt besser, wenn ich sage, ich hätte es probiert.»
«Verstehe.»
«Also, was ist jetzt? Wann treffen wir uns?»
«Wie wär’s mit morgen um zwei beim Chinesen in der Fußgängerzone? Wir könnten dort zusammen mittagessen.»
«Geht klar.»
«Ich freue mich auf dich.»
«Okay.»
«Lilith?»
«Ja.»
«Freust du dich auch, mich zu sehen?»
«Könnte sein. Fühlt sich jedenfalls so an.»
Sam lachte. «Lilith, du bist wirklich das ungewöhnlichste Mädchen, das ich je getroffen habe.»
Da hat er zu hundert Prozent recht! Und er hatte keine Ahnung, was auf ihn zukam.
Ich allerdings auch nicht.
Ich legte auf und atmete tief durch.
Und dann durchströmte mich ein Glücksgefühl, das eigentlich reserviert war für gelungene Coups, für Dinge, die man nicht tun sollte, für wirklich schlimme Sachen.
Fiel bei mir Liebe darunter?
Hm.
[zur Inhaltsübersicht]
Kapitel 11
Frau Birnstein hatte für die Zwillinge Buchstabensuppe gemacht. Als ich durch die Küche lief, rief eine der Kröten: «Lilith, lies mal, was hier steht.»
«Lies doch selber.» Die Nummer kannte ich schon, gleich würden mir Buchstabennudeln um die Ohren fliegen.
Sybille sah mich an. «Die Kleinen können noch nicht lesen.»
Ich zog ein Gesicht, das aussehen sollte wie eine Entschuldigung, und beugte mich über den Teller von Lotta. Entsetzt riss ich die Augen auf, als ich sah, wie sich die Buchstaben formierten. Und zwar zu einem Satz: « Lilith, halte dich an die Regeln. »
Mein Vater!
Was meinte er damit? War das eine seiner routinemäßigen väterlichen Anweisungen?
Oh Boy, ich musste dringend mit dieser Suppe alleine sein.
«Kann ich den Teller haben?», fragte ich.
«Eigentlich essen wir erst in zwei Stunden zu Abend. Aber wenn du schon Hunger hast, kann ich dir auch gerne Suppe geben, es ist genug da.»
«Nein, ich hätte gerne diesen Teller.»
Ich wartete die Antwort nicht ab, nahm den Teller und sagte zu Lotta: «Deine Mutter gibt dir einen neuen.»
Jetzt nichts wie in mein Zimmer.
Ihr müsst euch vorstellen, wie ich alleine in Gretas Zimmer an ihrem Schreibtisch über einen Teller Suppe gebeugt sitze und darauf einrede.
«Hey, was soll das?», rief ich dem Teller zu.
Nichts.
«Paps! Nun melde dich doch!»
Ich stupste ein paar Buchstaben mit den Fingern an, nichts tat sich.
Erst wurde ich ungeduldig, dann ärgerlich.
«Kannst du nicht einfach anrufen wie andere Väter auch?», schimpfte ich die Suppe an.
Die Suppe schien leicht zu brodeln, und – hurra – die Buchstaben begannen sich zu formieren. Perfekt.
« Bist du in Schwierigkeiten? », stand da.
Wie kam er darauf? Und wieso sagte ich jetzt nicht einfach ja und fragte, was mit verliebten Teufelstöchtern passierte?
Ich biss mir auf die Lippen und sagte schließlich: «Alles okay hier. Und bei dir?»
« Lüg mich nicht an. –––. »
Sorry, das war der Lieblingsfluch meines Vaters, den kann ich hier nicht wiedergeben.
Er war nicht gut drauf. Und ich hatte auch keine Lust mehr, mit ihm zu reden. Aber wie beendete man ein Suppengespräch? Ich konnte ja schlecht auflegen. Vielleicht sollte ich die Suppe einfach aufessen. Aber auf der anderen Seite war sie so etwas wie ein Nottelefon. Ich sollte sie lieber in meinem Zimmer stehen lassen.
«Paps, ich muss jetzt Hausaufgaben machen, und dann hab ich
Weitere Kostenlose Bücher