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Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Titel: Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Walbrecker
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sie in die Hütte schmuggeln.“
    Wie ich schon geahnt hatte – das mit der Pastete wurde eine mehr als komplizierte Sache. Erst mal mussten wir unsere Gerätschaften und Zutaten „borgen“, wie das mein Alter früher genannt hatte. Dann schleppten wir mindestens drei große Waschschüsseln voll Mehl in den Wald. Dann musste eine Feuerstelle bereitet werden. Und dann hieß es ewig warten, bis das Riesending fertig gebacken war. Aber das erste Exemplar und auch die nächsten fielen allesamt in sich zusammen, sobald wir versuchten, sie auszuhöhlen, um die Strickleiter reinzuquetschen.
    â€žWozu eigentlich diese blöde Strickleiter, wenn wir 'nen Tunnel graben?“, fragte ich irgendwann genervt.
    â€žFür alle Fälle – falls wir einen anderen Fluchtweg wählen müssen“, erklärte Tom, „Ist doch logisch!“
    Da gab's keine Widerrede. Tom Sawyer war eben jemand, der alles perfekt plante.
    Jedenfalls dauerte es Tage, bis wir mit unserem Backwerk fertig waren. Die Lösung war, dass wir schließlich die Strickleiter gleich mitbackten. Und am Ende hatten wir eine riesige knusprige Pastete, die Nat gegen Belohnung heimlich in die Hütte schmuggelte. Das war unser Tagesjob. Und nachts musste nebenbei weitergebuddelt werden. Jim konnte es kaum noch aushalten bis zu seiner Befreiung und tat brav alles das, was Tom von ihm verlangte.
    â€žJim haben alle Zinnteller mit schönen Zeichen voll geritzt“, meldete er uns voller Stolz und warf uns die zerkratzten Dinger nach draußen.
    â€žHeute haben Jim Bauchweh von vieles Pastete“, meldete er uns als nächstes. „Strickleiter und anderes Klimbim alles unter Bett versteckt.“
    Er war einfach rührend, mein Jim. Und selbst als Tom mit seiner Tiernummer anfing, machte er noch geduldig mit. Das kam so:
    â€žHast du eigentlich Spinnen bei dir drin?“ wollte Tom eines Nachts wissen.
    â€žO nein, Master Tom, ich haben Angst vor Spinnen!“
    â€žUnd Schlangen?“
    â€žO nein, die Jim schrecklich Angst machen!“
    â€žUnd Ratten?“
    â€žNein, nix gesehen Ratten.“
    â€žAber du brauchst ein Tier, Jim“, erklärte Tom, und er meinte es wirklich ernst. „Jeder Gefangene braucht einen stummen Liebling. Er kann ihn dressieren und liebkosen und sich die Zeit damit vertreiben. Wir werden uns sofort darum kümmern.“
    Und tatsächlich – am nächsten Tag gab's nur noch eine Arbeit: Tiere fangen!
    In Kisten, Schachteln, Körben und einer echten Rattenfalle sammelten wir alles, was uns unter die Finger kam. Dann versteckten wir das Getier in einem abgelegenen Geräteschuppen und warteten wieder einmal, bis der Mond schien.
    â€žHeute Nacht werden wir deinen Jim besuchen“, erklärte Tom, bevor wir uns ans Buddeln begaben. Nach zwei Stunden hatten wir es doch wirklich geschafft. Wir konnten durch den Tunnel krabbeln und kamen genau unter Jims Bett heraus. Welche Aufregung, welche Freude. Zur Feier des Tages zündeten wir die „geborgten“ Kerzen an und pafften mit Jim ein gemütliches Pfeifchen. Anschließend verkündete Tom: „Und jetzt holen wir die Tiere, und dann kannst du anfangen mit dem Dressieren.“
    â€žMaster Tom, Jim brauchen keine Lieblinge“, protestierte Jim. Doch Tom ließ sich nicht beirren. Wir krabbelten wieder nach draußen, und eine halbe Stunde später wimmelte es in Jims Hütte nur so von Tieren: Blindschleichen, Ratten, Frösche, Raupen, Wanzen und Ringelnattern machten sich da breit. Mir tat der Nigger unendlich leid, und ich fragte Tom: „Können wir Jim nicht gleich heute Nacht mitnehmen? Der Fluchtweg ist doch fertig.“
    â€žJa, spinnst denn du!“ belehrte mich Tom eines anderen. „Wir können doch keine Entführung machen, ohne die Bewacher vorher zu warnen.“
    â€žUnd wie willst du das machen?“
    â€žMit anonymen Briefen natürlich“, erklärte mir Tom. „Sonst ist ja alle Spannung weg.“
    Ich musste mal wieder einsehen, dass Tom mehr von richtigen Verbrechen verstand als ich.
    Was in den nächsten drei Tagen auf der Farm von den Phelps los war – ich kann's kaum erzählen. Der erste Brief, den Tom verfasste und den wir nachts vor die Tür legten, war ja noch harmlos:
    â€žVorsicht, Gefahr im Anzug! Seid wachsam! – Ein unbekannter Freund.“
    Als wir am nächsten Morgen beim Frühstück

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