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Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Titel: Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Walbrecker
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feinsten Köstlichkeiten verwöhnt und musste erzählen, erzählen, erzählen ... bis plötzlich Mrs. Phelps rief: „Da kommt ja schon wieder Besuch!“
    Wie mir schien, tauchten in dieser Gegend nicht so oft Freunde auf. Denn sofort war die ganze Familie zur Tür gestürzt, um den Ankömmling erst einmal neugierig zu beschnüffeln.
    â€žBin ich hier richtig bei Familie Archibald Nichols?“
    Ich konnte mir das Grinsen kaum verkneifen: Tom Sawyer spielte seine Rolle grandios. Er flunkerte nur so das Blaue vom Himmel herunter, erzählte von seiner Familie aus Hicksville und allen möglichen anderen Blödsinn. Er ließ sich auch zum Essen einladen und dann – mitten im Gespräch – stand er auf und küsste Mrs. Phelps einfach auf den Mund! Die gute Frau war geschockt. Mr. Phelps war sprachlos. Die Kinder kicherten heimlich.
    â€žDu unverschämter Bengel!“, entfuhr es schließlich der Frau.
    Und Tom, der unvergleichliche Tom Sawyer, machte ein unschuldiges Gesicht und sagte: „Alle haben gemeint, ich soll Sie küssen, weil Sie so gern geküsst werden.“
    Und dann drehte sich dieser Teufelskerl zu mir um und sagte: „Nicht wahr, Tom, Tante Sally könnte sich von ihrem Neffen doch eigentlich einen Kuss geben lassen, oder?“
    â€žSid Sawyer?“ entfuhr es Mrs. Phelps, und sie war nicht mehr zu halten. „Wie kann ich denn ahnen, dass ihr zu zweit kommt! Komm, lass dich umarmen und küssen und gib mir gefälligst noch einen Kuss!“
    Man kann sich vorstellen, wie es jetzt im Haus der Phelps zuging. Nun musste Tom, der jetzt sein eigener Bruder Sid war, alles noch mal von vorne erzählen. Tante Sally war überglücklich, gleich beide Neffen bewirten zu dürfen. Und Onkel Silas sprach zur Feier des Tages ein besonders langes Tischgebet. Mich aber interessierte vor allem eines: Wie ging es Jim, und wo wurde er gefangen gehalten? Dieser Silas Phelps sah nicht gerade wie jemand aus, der Menschen quält. Aber auch für ihn war ein Nigger eben ein Nigger. Und die waren hier im Süden wie bei uns in St. Petersburg Sklaven und keine Menschen. So seltsam ist das nun mal.
    Nachdem wir also Ewigkeiten am Tisch verbracht hatten, wurde Tom und mir erstmal unser Zimmer im ersten Stock gezeigt. Es war gemütlich, und wir hatten zusammen ein Bett. Viel wichtiger aber war, was ich mit dem ersten Blick entdeckte: Gleich neben dem Fenster war der Blitzableiter! Keine Probleme also mit nächtlichen Ausflügen. Und um zu sehen, wie das in diesem Haus funktioniert, beschlossen Tom und ich, gleich am ersten Abend einen Test zu machen. Wir gähnten ein paar Mal kräftig, erzählten was von anstrengender Reise und so, und nach dem Abendbrot wünschten wir allen eine gute Nacht. Dann warteten wir noch ab, bis es ruhig war im Haus und – nichts wie runter am Blitzableiter! Glücklicherweise machten die Hunde keinen Ärger, mit denen hatten wir uns schon am Nachmittag angefreundet. Und die Familie hatte ihre Zimmer alle auf der anderen Seite des Gebäudes.
    Natürlich hätten wir am liebsten sofort das ganze Farmgelände nach Jim abgesucht. Aber erstens wussten wir gar nicht, ob er hier eingesperrt war. Zweitens war das viel zu riskant, weil jeden Augenblick aus einer Hütte ein Nigger auftauchen konnte. Und drittens hatte ich mir was ganz anderes in den Kopf gesetzt: Wie ich ja vom Herzog erfahren hatte, wollte an diesem Abend „Seine Majestät“, der „König Ohnegleichen“, eins seiner berühmt-berüchtigten Gastspiele geben. Was also lag näher, als sich heimlich ins Theater zu schleichen und Tom diesen Erz- und Obergauner in seiner ganze Pracht und Herrlichkeit vorzustellen?
    Wir gingen also ins Dorf und suchten nach dem Theatersaal – da kam uns ein ganzer Haufen Leute entgegen. Mit Fackeln, Geschrei und Gekeife, und dazu tuteten sie in Hörner und klopften wie wild auf Trommeln herum. Tom und ich traten beiseite und wollten den Tross an uns vorbeilassen – was entdeckten da meine scharfen Augen? In ihrer Mitte trugen sie ein riesiges Brett. Und da drauf war irgendwas festgebunden. Zwei Gestalten waren da auf dem Brett – sie waren schwarz, hatten weiße Federn und zitterten und zappelten. Ich schaute genauer und konnte siegerade noch erkennen:
    â€žDer König und der Herzog“, flüsterte ich Tom zu, der genauso geschockt war wie ich. Die wilde Meute

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