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Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Titel: Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Walbrecker
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mal aus dem Fenster, ob er nicht zu Fuß kommt. Vielleicht hat er sich verlaufen.“
    Ich hörte, wie der Mann, der offenbar Mr. Phelps war, ans Fenster ging. Im selben Moment tauchte Mrs. Phelps am Bett auf und gab mir ein Zeichen, aus meinem Versteck zu kommen. Dabei grinste sie und konnte es kaum erwarten, dass sich ihr Gatte umdrehte: „Ja, wer ist denn da?“ sagte der und blickte mich entgeistert an.
    â€žNa, was meinst du denn?“
    â€žKeine Ahnung.“
    â€žDas ist Tom Sawyer!“
    Wie bitte? Mich hätte es beinahe umgehauen. Aber bevor ich zum Durchschnaufen kam, hatte der Mann schon meine Hand gepackt, schüttelte sie in einem fort. Und gleichzeitig tanzte seine Frau wie närrisch im Zimmer herum, lachte und weinte abwechselnd. Und dann kam ein wahres Kreuzfeuer von Fragen nach Sid und Mary und Tante Polly und der ganzen Sippschaft in St. Petersburg.
    Ich kann nur sagen: Mir soll nur ja niemand kommen und behaupten, es gäbe keine Wunder! Ich selber habe es leibhaftig, mit Augen und Ohren und bei vollem Verstand, erlebt. Mit einem Mal war ich nicht mehr Huckleberry Finn, sondern mein eigener bester Freund: Tom Sawyer!
    Es lässt sich so leicht erzählen. Aber man muss sich mal vorstellen: Da ist man wochenlang unterwegs und landet ausgerechnet bei Verwandten von jemandem, den man besser kennt als den eigenen Vater. Kein Wunder, dass ich ohne Punkt und Komma erzählen konnte, bis mir plötzlich siedendheiß einfiel: Und was ist, wenn Tom, der echte Tom, jetzt hier auftaucht, mich hier sieht und mich einfach mit meinem echten Namen anquatscht?
    â€žIch muss noch mein Gepäck holen“, fiel mir eine glänzende Ausrede ein. „Darf ich euren Wagen nehmen?“
    Die Phelps waren einverstanden. Umgehend machte ich mich auf den Weg und hatte mal wieder die richtige Nase: Ich war kaum den halben Weg zur Anlegestelle gefahren, da kam mir ein Kutschwagen entgegen. Und wer thronte auf dem Bock?
    â€žHalt!“ rief ich, als wir genau auf gleicher Höhe waren.
    Der Mensch mir gegenüber sperrte seinen Mund auf und bekam ihn nicht mehr zu. Er starrte mich an, schluckte ein paar Mal und sagte mit trockener Kehle: „Ich ... hab dir nie was zuleide getan. Wa... warum kommst du dann zurück und suchst mich heim?“
    â€žIch war ja gar nicht weg“, gab ich zur Antwort.
    â€žBi ... bitte spiel mir keinen Schabernack! Bitte, sag mir die Wahrheit! Bist du ein Geist oder nicht?“
    â€žEhrenwort! Ich bin's wahrhaftig und in echt.“
    â€žAber du bist doch ermordet worden!“
    â€žQuatsch! Ich hab doch alles nur so gedreht. Komm her und fühl mich an, wenn du's nicht glaubst.“
    Tom Sawyer tat es, und dann fielen wir uns in die Arme und drehten erst einmal durch – so verrückt war dieses Wiedersehen.
    Natürlich musste ich ihm berichten, was mir inzwischen passiert war. Und das war beileibe nicht wenig. Erst ganz zuletzt erzählte ich, wie und warum ich zu Toms Verwandten geraten war. „Und nun will ich Jim wieder befreien, den Jim, verstehst du?“
    â€žAber der ist doch ...“
    Tom hielt inne. Und ich wusste, was er hatte sagen wollen.
    â€žIch weiß schon“, sagte ich kleinlaut. „Es ist verboten und Sünde und was weiß ich alles. Und trotzdem tu ich's. Er ist mein Freund!“
    â€žOkay, ich helfe dir dabei“, sagte Tom, und seine Augen blitzten.
    Ich war platt. Ich wusste: Mit Tom Sawyer konnte man Pferde stehlen und alle möglichen anderen Abenteuer bestehen. Aber einen Nigger stehlen, um ihm in die Freiheit zu helfen – das war schon ein größeres Ding!
    Vorläufig aber hatten wir anderes zu klären. Wie sollten die Phelps begreifen, dass es plötzlich noch einen zweiten Neffen Tom gab? Ich konnte doch unmöglich gestehen, ein wildfremder Bursche zu sein, der sich außerdem noch von einer wildfremden Frau hatte abküssen lassen.
    â€žIch hab 'ne gute Idee“, sagte Tom plötzlich. Und dann entwickelte er einen Schlachtplan, wie er eben nur von Tom Sawyer höchstpersönlich sein konnte. Am Schluss luden wir sein Gepäck auf meine Kutsche, nahmen Abschied voneinander, und während ich zur Farm zurückfuhr, ließ sich Tom wieder zurück zur Anlegestelle kutschieren.
    â€žAlles in Ordnung“, erklärte ich kurz darauf den Phelps, als ich mit dem Gepäck das Haus betrat. Dann nahm ich wieder bei ihnen Platz und wurde mit den

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