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Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Titel: Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Twain
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Familie in solcher Aufregung. Sie hätten nicht mehr in Angst sein können, wenn das ganze Haus voller Geister gewesen wäre und hinter jedem Schrank, hinter jeder Tür ein Totengerippe geklappert und geisterhaftes Seufzen und Stöhnen beständig durch die Luft gezittert hätte. Wurde eine Tür irgendwo zugeschlagen, so fuhr Tante Sally mit einem Wehruf in die Höhe, fiel etwas zu Boden, sprang sie wie von einer Feder geschnellt auf und schrie: »Herrje!« Kam man ihr zufällig nahe, ohne daß sie's merkte, geschah dasselbe. Nie konnte sie ruhig bleiben, immer fuhr der Kopf nach hinten, um zu sehen, ob da alles in Ordnung sei. So drehte sie sich beständig um sich selbst und stieß ihr »Herrje« heraus, und ehe sie halbwegs mit einer Drehung fertig war, so fuhr sie schon wie besessen nach der anderen Seite herum. Sie fürchtete sich, zu Bett zu gehen, und hatte Angst aufzubleiben. Unser Schreckschuß hatte also seine Wirkung getan, Tom meinte, er habe noch nie eine befriedigendere erzielt. Er sagte, man sähe daraus, wie richtig wir gehandelt hatten.
    »Jetzt zur letzten Bombe!« rief er. Die Zeit zum Haupt- und Schlußakt sei gekommen! Vor Anbruch des nächsten Tages hatten wir also einen zweiten Brief fertig und überlegten, was wir damit beginnen sollten, denn wir hatten sie beim Abendessen sagen hören, daß diese Nacht ein Nigger die Türen bewachen müsse. Tom ließ sich dann am Blitzableiter hinunter und spähte umher, und da er den Nigger an der Hintertüre schlafend fand, steckte er ihm den Brief hinten in seinen Halskragen.
    Der Brief lautete:
»Verratet mich nicht, ich möchte Euer Freund sein! Eine mordgierige Räuberbande drüben aus den Indianergebieten plant diese Nacht, Euren gefangenen Nigger zu befreien, und sie haben versucht, Euch einzuschüchtern, damit sich niemand aus dem Hause wagt und ihnen so freie Hand bleibt. Ich selbst gehöre der Bande an, mein edler Sinn aber erlaubt mir nicht, dieser Schandtat beizuwohnen, ohne wenigstens den Versuch einer Warnung zu wagen. Mein heißester Wunsch ist, die Räuber und Mörder zu verlassen und ein neues Leben zu beginnen. So verrat' ich denn den höllischen Plan! Sie werden von Norden her einbrechen und mit einem falschen Schlüssel die Tür der Hütte öffnen, um den Nigger zu befreien. Ich selbst bin als Wache ausgestellt und soll auf einem Horn blasen, sobald Gefahr im Anzug ist. Statt dessen werde ich wie ein Schaf blöken, sobald sie in die Hütte eindringen. Dann – während sie die Ketten lösen – könnt Ihr die Türe schließen und sie nach Belieben töten. Tut genau, wie ich Euch sage, sonst riechen sie Lunte, und alles ist Essig! Belohnung verlange ich keine; das Bewußtsein, meine Pflicht getan zu haben, genügt mir.
    Ein unbekannter Freund.«

31. Kapitel
Das Floß – Sicherheitskomitee – Ein Dauerlauf – Jim rät zum Arzt
    Eins hätt' ich fast vergessen zu erwähnen, nämlich daß wir bei all den Vorbereitungen nicht versäumt hatten, uns die Mittel zur Flucht auf dem Strom zu verschaffen. Nach und nach hatten wir angetriebenes Holz, Stämme aus der Sägmühle, Bretter, und was uns sonst in die Hände kam, gesammelt und damit allmählich ein ganz stattliches Floß gebaut. So fest und schön wie unser altes war's freilich nicht geworden, konnte sich aber trotzdem sehen lassen, und wir dachten, es werde wohl einen Stoß vertragen können. Dieses Floß hatten wir an einer kleinen Insel im Fluß draußen im Binsendickicht in Sicherheit gebracht, und da lag's zur Flucht bereit. Heute galt's noch, letzte Hand anzulegen, und so ruderten wir auf Onkels Boot, das immer am Ufer lag, hinaus. Tante hatte uns ein Frühstück mitgegeben, und nachdem wir unser Werk vollendet, vertrieben wir uns die Zeit mit Fischen. Als wir spät am Abend nach Hause kamen, fanden wir alles in der größten Aufregung. Niemand schien mehr zu wissen, wo ihm der Kopf stand. Wir mußten denn auch sofort nach dem Essen hinauf in unser Zimmer und zu Bett, aber niemand sagte auch nur ein Wörtchen von dem neuen Brief oder von der Ursache des Wirrwarrs überhaupt. Es war auch nicht nötig, denn wir wußten alles so gut wie nur irgend jemand. Sobald wir die Treppe halb oben waren und niemand mehr um den Weg war, schlichen wir uns in den Keller zum Speiseschrank und packten uns gehörig Eßvorräte ein, die uns eine Woche reichen konnten, und dann ging's hinauf und ins Bett. Wir schliefen bis halb zwölf Uhr und standen dann flink auf. Tom warf Tante Sallys Rock über und

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