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Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen

Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen

Titel: Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GABAL Verlag
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ernst. Ich hab ihm klargemacht: »Eins ist sicher: Auch wenn du die Landung total verbockt hast, musst du doch wieder zurückfliegen. Oder willst du mit dem Zug heimfahren?«
    Mit eigenen Fehlern ist es wie mit Verlusten: Du musst mit ihnen abschließen können. Es hilft nicht, sich verstecken zu wollen. Wenn du nach jedem Fehler, der dir passiert, gleich aufgeben und alles hinwerfen wolltest, dann kämst du irgendwann gar nicht mehr aus deinem Sessel hoch. Du hast einen Fehler gemacht? Face it! Ja, er ist passiert. Du wirst ihn nicht noch einmal machen.
    Über die eigenen Fehler kommst du genauso hinweg wie über Verluste: Du trauerst eine angemessene Zeit lang, und irgendwann begräbst du die Geschichte. Dann ist es vorbei.
    Es stimmt, manche Fehler sind so tragisch und folgenschwer, dass ihre Konsequenzen dein gesamtes Leben beeinflussen. Wenn du im Jurastudium das Staatsexamen auch beim zweiten Versuch nicht geschafft hast, dann ist es aus. Dann hast du dein gesamtes bisheriges Studium in den Sand gesetzt. Und wenn du beim Skifahren jemanden umgenietet hast, der dann sechs Monate im Krankenhaus und in der Reha verbringen muss, dann wirst du vielleicht ein Leben lang zahlen müssen.
    Im Leben gibt es keinen Reset-Knopf.
    Aber was bringt es denn, wenn du noch Jahre später nachts aufwachst und dich vor Scham oder Schuldgefühlen windest? Wenn du dich bis an dein Lebensende mit Selbstvorwürfen quälst? Im Leben gibt es keinen Reset-Knopf. Es gibt nicht die Karte, die dir sagt: Alles zurück auf Start. Fehler können schlimme Auswirkungen haben. Aber richtig schlimm wird es erst, wenn du über deine Fehler nicht hinwegkommst. Was also tun?
    Das Zauberwort heißt verzeihen.
Haderlumpen
    Ich hab mir einmal das Handgelenk gebrochen. Das war in Graz, an dem Tag, an dem ich meine Prüfung zum Linienpiloten bestanden hatte. Ein Grund zu feiern! Wir führten die Sekretärin der Flugschule zum Essen aus. Ich war beschwingt, happy. Als wir vor dem Restaurant ankamen, wollte ich der Sekretärin ganz gentlemanlike die Autotür aufhalten. Doch aus der weltmännischen Geste wurde ein Desaster. Ich rutschte auf einer Eisplatte aus. Das Hinfallen, das Brechen meiner Knochen – all das weiß ich nicht mehr. In dem einen Augenblick war alles noch in Ordnung, im nächsten lag ich im Rinnstein und hatte eine gebrochene Hand. Es tat verdammt weh. Ich war geschockt. Und dann wütend. Warum ich? Es war doch nur ein Augenblick gewesen, in dem ich unaufmerksam war; nicht mehr.
    Nach dem ersten Schrecken hatte ich drei Möglichkeiten. Ich entschied mich für folgende Variante: einen kräftigen Fluch loslassen, ein paar Wochen mit Gips rumlaufen und leiden. Und dann mit der Geschichte abschließen.
    Ich hätte natürlich auch den Opfer-Modus wählen können. Dann hätte ich die Ursache für meinen Sturz überall gesucht, nur nicht bei mir. Statt zu sagen: »Ich hab halt nicht aufgepasst«, hätte ich es dann so gedreht: Warum haben die Leute von dem Restaurant nicht Salz gestreut? Warum ist das Mädel nicht einfach selbst aus dem Auto gestiegen? Ich hätte dann genauso gut fragen können: Warum gibt es Dunkle Materie im Universum?
    Entschuldigungen und Sündenböcke für eigene Fehler zu finden – manche Menschen machen das zu einer Kunstform. Klar, du kannst Fehler leugnen. Oder sie selbstgerecht wegdiskutieren. Wenn du meinst, dir passieren niemals Fehler, dann kannst du ja deine Haftpflichtversicherung kündigen. Doch wenn es immer nur die anderen waren, wirst du nie aus deinen Fehlern lernen können. Schlimm!
    Ich finde die dritte Variante sogar noch schlimmer. Dann hadern diejenigen, die einmal einen Fehler gemacht haben, ihr Leben lang mit sich. »Weil ich mir damals vor dem Vorstellungsgespräch unbedingt noch eine Currywurst holen musste und mir natürlich das Hemd vollgekleckert habe, habe ich den Job nicht bekommen. Wenn das nicht gewesen wäre, könnte ich jetzt Abteilungsleiter in dieser Firma sein!« Oder: »Warum habe ich mich nicht mehr um meine Frau gekümmert? Jetzt ist sie weg und ich werde nie wieder glücklich sein können.«
    Selbst wenn das nicht nur reines Selbstmitleid ist, sondern echter Kummer über vergossene Milch, hilft dir das Hadern mit der Vergangenheit keinen Schritt weiter. Dann bist du in einer Zeitschleife gefangen, die dich nie wieder loslässt.
    Hinfallen, aufstehen, Krone richten, weiterlaufen.
    Wie also sollst du mit eigenen Fehlern umgehen? Ganz klar: Nichts leugnen oder beschönigen. Und auch nicht

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