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Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen

Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen

Titel: Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GABAL Verlag
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Schmerz und allem Kummer richtet die Familie den Blick in die Zukunft und fixiert ihn nicht wie von Medusas Augen angezogen auf die Vergangenheit. Mircos Zimmer ist nicht zu einer Gedenkstätte geworden, es gehört nun einer seiner Schwestern.
    Die Vergangenheit ist vergangen. Deshalb heißt sie so. Zeit kennt nur eine Richtung. Was passé ist, ist unwiederbringlich dahin. Es würde nichts nutzen, sich die Welt anders zu träumen. Und weil die Vergangenheit in die Gegenwart hineinreicht, gilt auch: Was ist, ist. Auch daran kannst du nichts ändern. Denn die Weichen für die Gegenwart wurden bereits in der Vergangenheit gestellt. Was du aber beeinflussen kannst, ist die Art und Weise, wie du mit der Gegenwart umgehst.
    Der österreichische Philosoph und Psychologe Victor Frankl sagte einmal: »Ich kann die Rahmenbedingungen nicht beeinflussen, nicht ändern. Aber die Bewertung der Rahmenbedingungen.« Für einen, der Jahre im Konzentrationslager verbringen musste, ist das ein starker Satz.
    Noch einmal: An der Vergangenheit und an der Gegenwart kannst du nicht schrauben. Nur an der Zukunft kannst du etwas ändern. Indem du jetzt etwas tust. Jetzt, in diesem Moment kannst du Fehler machen, sie verleugnen oder verzeihen; du kannst dich von Liane zu Liane schwingen – oder dich krampfhaft an ihnen festkrallen.
    Deine Entscheidung.

KAPITEL 8
Schub: Was voranbringt
    »Fließendes Wasser fault nicht, die Türangeln rosten nicht; das kommt von der Bewegung.« LÜ BUWEI
     
    Ferdinand Adolf Heinrich August von Zeppelin war 25 Jahre alt, als er zum ersten Mal in seinem Leben in einem Ballon fuhr. Das war 1863 und er tat es nicht aus Spaß, sondern als militärischer Beobachter im amerikanischen Sezessionskrieg. Der Einsatz von Ballonen zur Ausspähung der feindlichen Linien beeindruckte ihn tief. Diese bemannten Ballone hatten allerdings eine große Schwäche: Sie ließen sich nicht lenken und waren von der Windrichtung vollkommen abhängig. Nicht selten kam es vor, dass solche Ballone hinter die feindlichen Linien abdrifteten und abgeschossen wurden.
    Zurück in Deutschland ließ ihn die Idee eines lenkbaren Luftschiffes nicht mehr los. Viel Zeit, Energie und Geld setzte der leidenschaftliche Ingenieur daran, dass seine Vision Wirklichkeit würde. Empfindliche Rückschläge musste der »Narr vom Bodensee« überwinden, bis sich seine Lenk-Luftschiffe durchgesetzt hatten: Von 1908 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges fuhren fast 35 000 Passagiere mit diesem Transportmittel. 1914 waren 22 Zeppeline im Einsatz. Die Luftschiffe mit der Zigarrenform wurden im folgenden Vierteljahrhundert zu Ikonen der modernen Technik, standen für den Aufbruch, den Erfindergeist und die Weltoffenheit einer neuen Zeit. Erst mit der Katastrophe der LZ 129 »Hindenburg« am 6. Mai 1937 ging die große Ära der Zeppeline in Flammen auf.
    Ideen für »Schraubenflieger«, »Schlagflügelapparate« und »Luftschiffe mit Ruderflügeln« gibt es zu Dutzenden.
    Dennoch: Eine Erfolgsgeschichte. Doch Zeppelin war ja nicht der Einzige gewesen, der die Ballone manövrierfähig machen wollte. In den technikbegeisterten Zeiten Ende des 19. Jahrhunderts hatten unzählige Menschen Ideen für Flugapparate aller Art. Nur die wenigsten von ihnen schafften es bis zur Patentreife; trotzdem sind im Archiv des Otto-Lilienthal-Museums in Anklam über sechshundert Patente aufgelistet. »Luftschiffe mit Lenkvorrichtung« gibt es da gleich im Dutzend. Dazu noch jede Menge »Schraubenflieger«, »Schlagflügelapparate«, »Drachenflieger« und vieles mehr. Sogar ein Namensvetter von mir ist mit dabei: Einen »Flugapparat mit bei Beugestellung der Arme bewegten Flächen« hat er erfunden. Doch jener Herr Brandl hat sich mit seiner Idee nicht durchsetzen können – genauso wenig wie die allermeisten der Patenthalter. Zeppelin aber hat Luftfahrtgeschichte geschrieben. Er hat das, was als Idee funktionierte, in die Realität umgesetzt.
    Wie hat er das gemacht? Es war sicher nicht so, dass er an einem Tag eine Idee gehabt hatte, am nächsten seinen Zeppelin baute und am übernächsten Tag ihm alle zujubelten und er sich in seinem Erfolg sonnen konnte. Nein, der Weg war viel länger und beschwerlicher. Erst einmal musste er Geldgeber finden und sie überzeugen – ein mühsames Geschäft. Für den Bau seines ersten Luftschiffes brauchte er 1 Million Mark an Kapital. Kaiser Wilhelm II. hatte gerade mal 6000 Mark Zuschuss übrig – dafür aber als »Bonus« das Urteil,

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