Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen

Ferdinand von Zeppelin sei einer der »Dümmsten aller Süddeutschen«. Auf offener Straße wurde er verlacht. Zuspruch und Motivation sehen anders aus. Dann suchte er Lieferanten für die Zeppelinhülle, den Motor und tausend andere Dinge. Dazu kam, dass er noch eine Montagehalle brauchte, in der die 128 Meter lange »Zigarre« zusammengebaut werden und von wo aus sie starten konnte. Bis er alles beisammen hatte, vergingen Jahre. Eine Herkules-Aufgabe.
    Aber er ist den Weg gegangen. Schritt für Schritt.
Urknalltheorie
    »Eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt.« Diesen Spruch hast du schon tausendmal gehört. Und doch ist er wahr. Selbst die besten Ideen, die größten Vorhaben brauchen eine aller-allererste Bewegung, die sie in die Tat umsetzt. Das, was sich zuerst nur im Kopf abspielt, muss irgendwann in die Realität gebracht werden. Nur träumen und visionieren hilft nichts. Irgendwann muss es einen Zeitpunkt geben, zu dem aus der Idee die Tat wird. Genau das ist der erste Schritt.
    Zum Beispiel die deutsch-französische Partnerschaft. Die begann ja nicht damit, dass Adenauer und de Gaulle im Januar 1963 einträchtig zusammen an einem Tisch saßen und den Freundschaftsvertrag unterschrieben. Das war ganz sicher nicht der erste Schritt. Im Gegenteil: Die Situation war geprägt von tiefem Misstrauen und Vorbehalten. Aber es gab eben auch ein Ziel. Davor lag die Terminabsprache, wann die beiden Staatsmänner zusammenkommen würden. Noch davor lag das Aushandeln der Paragrafen in diesem Vertrag. Und so weiter. Du kannst dir diesen Prozess rückwärts denken, bis du an die eigentliche Initialzündung kommst. Ganz am Anfang stand vielleicht, dass Adenauer, der die Idee eines Abkommens zwischen Deutschland und Frankreich schon lange im Kopf hatte, zum Telefon griff, um seinen Staatssekretär Globke anzurufen und ihm sein Vorhaben mitzuteilen.
    So wie du ein Wollknäuel aufwickeln kannst, bis du an den Anfang des Fadens gekommen bist, kannst du jedes Geschehen bis zum allerersten Schritt zurückverfolgen. Genauso machen es die Wissenschaftler mit dem Urknall. Sie gehen davon aus, dass er irgendwann einmal vor etwa 13,7 Milliarden Jahren stattgefunden hat. Astronomen und Physiker rund um den Globus forschen darüber, wie es zum großen Knall kommen konnte. Sie tasten sich am Zeitstrahl zurück in die Vergangenheit und kommen dem eigentlichen Ereignis immer näher. Anfangs ging es noch darum, nachzuvollziehen, was in den ersten 300 000 Jahren nach dem Big Bang geschah. Im Vergleich zu den 13,7 Milliarden Jahren, die seit dem Urknall vergangen sind, ist das ein Fliegenschiss. Dann kam man auf ein paar hundert Jahre heran. Mittlerweile berechnen sie, was in den ersten 10 -33 Sekunden (das sind 0,000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.001 Sekunden) der Welt geschah. Und immer noch gibt es Rätsel auf, was
davor
war. Was war wirklich der Beginn?
    Keine Sorge, du musst nicht das Weltall neu erfinden. Es geht um dein Leben, nicht um die Milchstraße. Bleiben wir im alltagstauglichen Bereich: Was muss passieren, damit eine Idee, ein Vorhaben, ein Plan wirklich in die Tat umgesetzt wird? Denn das ist es ja, was »der erste Schritt« bedeutet.
    Natürlich musst du als Erstes eine Idee haben. Du musst wissen, wo die Reise für dich hingehen soll. Schauen wir uns noch einmal deine Idee oder dein Vorhaben an. Sie sind nichts anderes als positive Zukunftsvisionen. Das heißt: Du stellst dir etwas vor, das dein Leben schöner oder besser machen wird, als es in der Gegenwart ist. Denn niemand auf der Welt handelt ja in dem Wunsch, es hinterher schlechter zu haben. Selbst wenn einer sich scheinbar verschlechtert, zum Beispiel, indem er ein großes Auto gegen ein kleineres eintauscht, wird dieser Tausch für ihn unterm Strich einen positiven Effekt haben. Die Spritkosten sinken, er kann leichter in seine Garage einparken oder was auch immer.
    Was für den einen lang erstrebte Glückseligkeit ist, ist für den anderen der blanke Horror.
    Die Bewertung dessen, was eine Verbesserung ist, hängt von jedem Einzelnen ab und kann sehr unterschiedlich ausfallen. Heiraten, Haus bauen, Kinder bekommen – was für den einen lang erstrebte Glückseligkeit ist, ist für den anderen der blanke Horror. Das Fiese ist, dass uns gar nicht so hundertprozentig bewusst ist, was wir wirklich als gut empfinden oder wovor wir Angst haben. Und dann spielt dir dein Unterbewusstsein einen Streich.
    Was du persönlich für gut für dich