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Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen

Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen

Titel: Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GABAL Verlag
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Taten folgen, kannst du das Denken gleich vergessen.
    Autosuggestion allein ist sogar eher schädlich. 2009 untersuchte Joanne Woodward von der Universität im kanadischen Waterloo, wie sich Selbstmanipulation auf das Selbstbewusstsein ihrer Probanden auswirkte. Ihre Testpersonen wurden per Klingelzeichen aufgefordert, während sie Aufgaben lösten, sich den Satz »Ich bin eine liebenswerte Person« vorzusagen. Viermal pro Minute klingelte es. Auf Probanden, die über ein eher geringes Selbstbewusstsein verfügten, wirkte sich diese Versuchsanordnung messbar aus – und zwar negativ! Ihr Optimismus ging in den Keller, ihre Motivation knickte ein.
    Der Grund dafür: Gerade diejenigen, die an sich zweifeln und sich zum Beispiel nicht als besonders liebenswürdig wahrnehmen, spüren die Diskrepanz zwischen ihrer Selbsteinschätzung und dem, was sie sich einreden sollen, genau. Ihr Fokus liegt plötzlich genau auf dem von ihnen empfundenen Mangel. Fazit: Gerade diejenigen, die ein Aufpeppen ihrer Selbstwahrnehmung am nötigsten hätten, profitieren am wenigsten von den pauschalen Tschakka-Rufen.
    Wer sein Heil einzig und allein in der Positiv-denken-Welt sucht, läuft nicht nur Gefahr, sich noch mehr herunterzuziehen, auch ein ausgewachsener Realitätsverlust steht zu befürchten. Colin Goldner, Leiter beim Forum Kritische Psychologie e.V., kritisiert den Zwang zum positiven Denken, da auf diese Weise Denk- und Wahrnehmungsdefzite entstehen. »Wir sind alle so toll!« ist eben einfach nicht wahr. Der »psycho- und sozialdarwinistische Machbarkeitswahn« ist ihm ein Graus.
    Positives Denken kann dich runterziehen.
    Es nutzt dir nichts, wenn du dich in einem »Positiv-Denken«-Panzer für die Wechselfälle des Lebens gerüstet glaubst. »Wird schon werden« hat noch niemandem genutzt, wenn es hart auf hart kommt. Mit reinem Positive Thinking hast du, wenn die Welt um dich herum in Trümmer fällt, nichts, aber auch gar nichts in der Hand, um dich der Situation zu stellen. Wenn du selbstsicher und erhobenen Hauptes dein Leben führen und auch den übelsten Schicksalsschlägen mutig entgegentreten willst, musst du den Umgang mit schlimmen Situationen erst einmal lernen.
    Heißt das etwa, dass du dir jetzt für jede vorstellbare Katastrophe im Leben und jeden drohenden Schicksalsschlag ein Szenario vorstellen und dir einen Plan in die Schublade legen sollst? Nein. Natürlich nicht.
    Nur für die zwanzig schlimmsten. Das reicht.
Chair-Flying
    Spiel doch mal durch, was alles passieren könnte. Was würdest du tun, wenn du morgen deinen Job verlierst? Manche brauchen Wochen und Monate, bis sie sich aus der Schockstarre gelöst haben und wieder fähig sind, ihre erste Bewerbung zu schreiben. Mit einer grob vorformulierten Bewerbung in der Schublade machst du das am nächsten Montag.
    Schöner Nebeneffekt: Wenn du dir Gedanken über eine mögliche Arbeitslosigkeit gemacht hast, werden dir vielleicht die Augen aufgehen, dass du ohne deinen Job keine paar Monate überstehen würdest. Du hast zum Beispiel kein Geld flüssig, um die Miete weiter zu bezahlen. Dann ist Zeit zu handeln! Denn wenn du keine paar Monate überbrücken kannst, dann kannst du auch nicht frei über eine Kündigung von deiner Seite aus entscheiden. Dann bist du ein Sklave.
    Überlege auch, was passiert, wenn du krank wirst. Ich rede natürlich nicht von einer kleinen Grippe, sondern von wuchtigeren Schlägen. Trotzdem: Die meisten schweren Krankheiten sind nach drei oder vier Monaten überstanden. Hast du die Luft dafür? Hast du genug Reserven?
    Welche Krankheiten oder Verletzungen können dich aus der Kurve tragen, auch wenn sie gar nicht so schrecklich daherkommen? Wenn jemand eine Stimmbandfistel hat, muss er eben ein paar Monate still sein. Normalerweise wäre das kein großes Problem. Aber für einen Opernsänger wäre das katastrophal. Er muss seine Engagements absagen, ist vielleicht schnell ganz aus dem Geschäft. Es gibt ja genug Nachwuchstalente, die sich über eine Chance freuen. Auch ich könnte in so einem Fall nicht mehr als Speaker arbeiten. Dagegen wäre für mich ein gebrochener Finger Peanuts. Für einen Berufsmusiker könnte er das Aus bedeuten. Ausschließen kannst du solche Fälle nicht, aber du kannst dich fragen: »Was wäre, wenn?«
    Wenn du einen Kunden verlierst, brauchst du sechs Wochen oder sechs Monate, um die Lücke wieder zu schließen? Was genau kannst du in dieser Zeit tun?
    Gegen manche Dinge auf deiner Top-20-Liste kannst du

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