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Huebsch in alle Ewigkeit Roman

Titel: Huebsch in alle Ewigkeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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Jahre Banklehre habe ich nichts vorzuweisen. Und das ist über zwanzig Jahre her! Danach haben Vivian und ich nur ein bisschen an der Börse spekuliert (so ziemlich das Einzige, was ich in meiner Ausbildung gelernt und behalten habe!), wobei wir in dem Hype um die Dot-Com-Aktien ein paar super Treffer gelandet haben.
    Danach wurde es leider schwieriger mit dem Geldverdienen
an der Börse. Und in letzter Zeit hatten wir dann nur noch Pech.
    »Keine Ahnung«, sagt Vivian leichthin, »aber ist doch auch egal. Da hab ich eh keinen Bock drauf.«
    »Ist nicht egal!«, rufe ich erschüttert. »Wenn wir jetzt was total Schwieriges machen müssen, was wir nicht können, dann werden wir doch einen Kopf kürzer gemacht!«
    »Ach was, wir sind jung, wir sind clever, wir können alles!«, behauptet Vivian.
    »Du vielleicht, aber ich nicht«, jammere ich. »Was, wenn ich irgendwas ins Englische übersetzen muss? Oder einen Felgaufschwung machen?«
    »Du wirst ja wohl kaum vorturnen müssen«, sagt Vivian.
    Ich aber bin mehr als beunruhigt. »Vielleicht können wir ja doch noch die 1500 Euro zahlen?«, frage ich. »Was macht denn unser Aktiendepot? Sind deine China-Fonds endlich gestiegen?«
    »Guck ich gleich mal«, sagt Vivian und setzt sich an den Computer. »Ach du jemine.«
    »Was denn?«, frage ich.
    »Das sieht nicht gut aus. Da hattest du wohl doch recht, dass wir nicht am asiatischen Markt spekulieren sollen.«
    »Mist. Und jetzt? Wie viel Geld haben wir denn noch?«
    »Unser Depot weist leider nur noch knapp 1000 Euro auf.«
    »Verdammt«, rufe ich und lasse mich aufs Sofa plumpsen. »Wir müssen uns was einfallen lassen.«

    »Blöd, dass Daimler und Beiersdorf gerade so im Keller sind. Aber der DAX wird bald wieder steigen, da bin ich mir ganz sicher. Und dann stehen wir auch wieder gut da.«
    »Aber was machen wir bis dahin?«, jammere ich.
    »Dann gehen wir eben zu diesem dämlichen Gemeinschaftsdienst!«, sagt Vivian. »Wird schon nicht so schlimm werden. Wie heißt es in Köln: Et hätt noch immer jot jejange.«
    Ich verziehe den Mund zu einer Grimasse. Ich habe echt keine Lust, mich durch seichtes Gelaber von meiner Panik abbringen zu lassen. Das Einzige, was mich ablenkt, ist die Notiz von meinem Torero. Ich nehme mir den Stadt-Anzeiger und starre auf die netten Zeilen, die er mir geschrieben hat, so dass mir fast die Schlagzeile nicht aufgefallen wäre. Doch dann sehe ich sie.
    »Ach du jemine, hier ist schon wieder ein Artikel über eine verschwundene Frau!«, lese ich laut. »Seit Dienstagabend wird die achtzehnjährige Kim aus Koblenz vermisst. Der Fall ähnelt dem der zwanzigjährigen Marion aus Solingen, die vor drei Wochen verschwunden ist und bisher nicht gefunden wurde.«
    »Zeig mal.« Vivian beugt sich über meine Schulter. »Oh nein, das ist ja furchtbar!«
    »Ja, wirklich. Außer, wenn die beiden wie wir Vampire geworden sind …«
    »Das meine ich doch gar nicht«, sagt Vivian und zeigt mit dem Finger auf die Nachricht von meinem Torero. »Das da! Leni, sag mir nicht, dass du dich ernsthaft in ihn verliebt hast.« Sie sieht mich prüfend an, dann seufzt
sie: »Leni, das gibt einen Riesenhaufen Ärger, das weiß ich.«
    »Gibt es nicht«, antworte ich patzig, aber Vivian schüttelt nur den Kopf.

    »Hi, ich hab es schon ein paar Mal versucht. Ruft doch mal zurück, ich würde so wahnsinnig gerne mit euch plaudern!« Der Anrufbeantworter signalisiert mit einem Piepen das Ende von Sandras hunderttausendstem Schleimanruf. Ich drücke auf Löschen. Diese dämliche Kuh lässt einfach nicht locker. Und sie hat es tatsächlich schon geschafft, dass Vivian und ich uns streiten, weil Sandra nämlich dauernd anbietet, dass sie Unmengen Kosmetikpröbchen mitbringen könnte, wenn wir uns treffen.
    »Stell dir vor, eine ganze Kiste voller Make-up und Lippenstifte und Wimperntusche«, schwärmt Vivian. Ich schüttele den Kopf. »Und alles gratis!«, schiebt sie hinterher. »Was wir da an Geld sparen können!«
    Ich werde hibbelig. Wenn es etwas Teures umsonst gibt, werde ich nervös. Das passiert den Besten unter uns, sage ich immer. Selbst die Superreichen sind sich nicht zu schade, sich um die Goodie-Bags zu kloppen, die es bei Oscar-Veranstaltungen und anderen Partys gibt.
    »Wir können ihr ja sagen, dass sie uns was schicken darf«, schlage ich vor.
    »Das ist eine super Idee«, ruft Vivian und schickt Sandra eine SMS. Das Treffen verschieben wir wegen »Stress« auf »ganz bald«. Wir sind ja so

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