Huebsch in alle Ewigkeit Roman
geschickt!
Heute haben wir ein großes Paket bekommen. Eyeliner, Rouge, Puder, Lidschatten, Nagellack und zwei kühlende Augenmasken.
»Was soll das denn?«, fragt Vivian. »Reitet die etwa immer noch auf unseren Augenringen rum?«
»Diese arrogante Schnepfe«, sage ich.
»Dabei haben wir noch nicht mal einen Kühlschrank, wo wir die reinlegen könnten!«
»Ja, genau! Was fällt der eigentlich ein, uns Augenmasken zu schicken. Die spinnt ja wohl!«
Wir lachen. Es gibt wirklich nicht viel Besseres, als mit der besten Freundin über eine Zimtzicke herzuziehen, mit der man noch eine Rechnung offen hat. In Hochstimmung werfen wir uns aufs Sofa, denn jetzt fängt Desperate Housewives an. Ich reiße eine Pfund-Packung Belgische Trüffel auf. Da schellt es plötzlich.
»Niemand, der mich kennt, würde mittwochs um Viertel nach acht vorbeikommen«, sagt Vivian und bleibt sitzen.
Ding Dong!
Auch ich habe keine Lust aufzumachen. »Derjenige wird schon wieder abhauen«, hoffe ich.
Vergebens. Es klingelt Sturm. Dann kurze Pause. Ich will mich gerade entspannen, da läutet es wieder. Aber diesmal ist es das Telefon. Der Anrufbeantworter springt an.
»Hi, hier ist Sandra.« Ihre Stimme klingt anders als beim letzten Mal. Der Schleimgehalt ist von hundert auf null Prozent gefallen. Stattdessen ist da wieder dieser arrogante Lady-Shave-Tonfall: »Hey, Leute. Jetzt ratet doch mal, wo ich am Wochenende war? In Hamburg.«
Vivian und ich schauen uns entsetzt an.
»Und da habe ich Tobias getroffen, ihr wisst schon, den Backes«, redet Sandra weiter. »Und der hat mir eine komische Geschichte erzählt. Nämlich, dass ihr tot seid. Das ist doch wohl sehr merkwürdig, hab ich mir gedacht, wo ich euch quietschfidel getroffen habe. Ich habe natürlich nichts gesagt, weil ich dachte, ihr wollt vielleicht erst einmal mit mir darüber reden.« Sie macht wieder eine Pause.
Ich zucke ergeben mit den Schultern, und Vivian hebt den Hörer ab. »Ja, Sandra, hallo?«
Keine Minute später steht sie in unserer Wohnung. Stolziert herum und glotzt sich die Augen aus dem Kopf, als ob sie so dem Geheimnis auf die Spur kommen würde.
»Also«, sagt sie scheinbar freundlich und wirkt dabei so vertrauenerweckend wie ein Skorpion, der gerade seinen Giftstachel aufrichtet. »Dann erzählt mir doch mal eure Geschichte.«
Vivian und ich sehen uns an. »Du wirst es uns vielleicht nicht glauben«, sage ich, »aber wir sind …«
»Schschsch«, herrscht Sandra mich an, » Housewives fängt an.« Sie setzt sich zwischen uns aufs Sofa. Fünfzehn Minuten rührt sie sich nicht. Ich traue mich kaum, mit meiner Trüffelpackung zu knistern, weil sie so gebannt ist. Als die Werbung anfängt, sagt sie: »So, eure Geschichte, schnell.«
»Also«, sage ich, »du wirst es nicht glau…«
»Das hatten wir schon. Weiter!«
»Wir …«
»Wir haben an einem Experiment teilgenommen«, wirft Vivian ein.
»Ein Experiment«, wiederholt Sandra.
»Genauer gesagt, ein Konservierungsexperiment«, erklärt Vivian.
Sandra sitzt mit halb zugekniffenen Augen da wie ein blasierter Pharao, der sich an seinen Gefangenen ergötzt, die sich aus ihrer misslichen Lage herauszuwinden versuchen. Ich würde ihr am liebsten in ihren arroganten Arsch treten.
»Wir haben eine Behandlung bekommen, die uns für immer aussehen lässt wie zwanzig«, sage ich.
»Eine Behandlung!«, ruft Sandra triumphierend. »Wusste ich es doch! Was war es? Eine Botox-Ganzkörper-Therapie? Wachstumshormone? Genmanipulation?«
»So was in der Art«, weiche ich aus. »Es war so total geheim, dass wir selber nicht wissen, was es war.«
»Ja, und weil es ein Geheimexperiment ist, wurden wir zu absolutem Stillschweigen verpflichtet«, sagt Vivian.
Wir beobachten sie neugierig. Sie regt sich nicht. Ihre Augen sind nur noch Schlitze. Dann springt sie plötzlich auf, reißt manisch die Augen auf und schreit: »Ich will diese Behandlung auch! Ich will diese Behandlung! Ich - will - diese - Behandlung!!! «
Sie steigert sich in null Komma nichts in Rage. Ihre Halsschlagader fängt an zu pochen. Oh je! Bitte nicht das! Wenn Vivian und mir jetzt die Zähne wachsen, dann können wir uns gleich ein Schild umhängen mit: Hallo, Vampir!
»Das geht nicht«, sagt Vivian schnell und hält sich
schon die Hand vor den Mund. »Das Experiment wurde abgebrochen.«
»Wieso?«, kreischt Sandra. »Es hat doch offensichtlich gewir…«
»… weiterhin viel Vergnügen mit Desperate Housewives «, sagt die Stimme im
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