Huebsch in alle Ewigkeit Roman
Fernsehen und bringt Sandra augenblicklich zum Schweigen. Sie verfällt wieder in die TV-Starre, und ihr Puls normalisiert sich. Die Frau ist nicht ganz dicht, so viel steht fest. Meine Zähne schrumpfen. Als wäre nichts geschehen, verfolgen wir die Geschehnisse in der Wisteria Lane. Dann kommt die nächste Werbepause.
Sandra schnippt mit den Fingern, und ich fasse das als Aufforderung auf, weiterzuerzählen. »Aber die Behandlung hat Nebenwirkungen«, warne ich.
»Schlimme Nebenwirkungen!«, sagt Vivian.
»Was denn für welche?«, will sie wissen.
»Äh, Appetitlosigkeit!«, sagt Vivian.
»Und was ist das da?« Sandras Arm fährt aus, und sie zeigt mit ihren scharfen Krallen auf das Pfund Belgische Trüffel.
»Ach so, das.« Ich mache eine wegwerfende Handbewegung. »Nur weil man keinen Appetit hat, heißt das ja noch lange nicht, dass man nichts essen muss.«
Sie sieht mich abschätzig an. »Aber du bist so dünn. Ausgerechnet du!«
»Ja«, sage ich schrill. »Toll, was? Ich glaube, ich habe mit dem Alter einfach einen super Stoffwechsel bekommen, weißt du, ich verbrenne jetzt so unheimlich schnell.«
Ihr Mund verzieht sich zu einem spöttischen Grinsen. » Ich will diese Behandlung! «, sagt sie mit Nachdruck. »Und ich hieße nicht Sandra Albrecht, wenn ich nicht alles bekommen würde, was ich will.« Sie sieht uns herausfordernd an.
»Aber man wird sehr sonnenempfindlich«, ruft Vivian.
»Na und? Wir haben super Self-Tan-Spray in unserer Kosmetiklinie. Also, wo muss ich mich melden?«
Vivian und ich werfen uns einen zögernden Blick zu. Sandra greift zu ihrem Handy und sagt mit freundlichgehässigem Ton: »Oder soll ich eure Familien anrufen und sagen, dass ihr doch am Leben seid? Oder vielleicht lieber die Polizei?« Sie fängt an zu wählen. Bevor wir einschreiten können, hört die Werbung auf, und Bree und Orson streiten sich weiter. Sandra ist wieder wie schockgefroren. Meine Nerven! Lady Shave ist wirklich eine Plage.
Erst mit der Abspannmelodie erwacht Sandra wieder zum Leben und fängt augenblicklich an, auf ihrem Handy rumzutippen.
»Nein, nein«, ruft Vivian schnell. »Ist okay. Wir schauen, was wir tun können.«
»Schaut besser schnell«, sagt Sandra und klappt das Mobiltelefon zu. »Wenn es um die Elastizität meiner Haut geht, kann ich sehr ungemütlich werden. Also, Sweeties, ihr habt eine Woche Zeit, dann will ich die Behandlung!«
Passend zu unserer Laune regnet es. Es ist Donnerstag, der 22. Oktober, und Vivi und ich sind auf dem Weg zum Gemeinschaftsdienst. Oder zum Schafott. Das werden wir gleich sehen.
»Hey, gib mir auch was von dem Schirm«, motze ich Vivian an und ziehe den Griff von unserem Doppelregenschirm weiter zu mir.
»Nicht so viel«, ruft sie. »Ich werde noch nass!«
Wir quetschen uns dichter aneinander, um nur ja kein Tröpfchen abzukriegen. Die Ungewissheit, was uns erwartet, lässt die Panik in mir brodeln. Um mich abzulenken, frage ich: »Was machen wir nur mit der blöden Lady Shave?«
»Keine Ahnung. Wir bringen sie um und lassen es wie einen Unfall aussehen«, schlägt Vivian vor.
»Ja«, sage ich kichernd, »wir klemmen sie auf einer Sonnenbank ein und lassen sie verschrumpeln.«
»Oder wir füllen Anti-Glatzen-Mittel in ihr Duschgel und warten, bis sie vor lauter Haaren wahnsinnig wird.«
»Oder wir laden sie zu einer Botoxparty ein und spritzen ihr Zyankali«, pruste ich.
»Genau!«, wirft Vivian ein. »Wir fragen Lulu, ob sie sich als Schönheitschirurg verkleidet, dann könnte sie
ihr die Injektion verpassen.« Unser Lachen verliert sich im Rauschen des Regens. Ich sehe die Szene bildlich vor Augen.
»Na ja«, sage ich zögernd. »Wir könnten sie auch einfach erst mal vertrösten und hoffen, dass ihre Firma sie wieder nach Amerika abkommandiert.«
Wir nähern uns unserem Ziel und das Lady-Shave-Problem wird plötzlich unwichtig. Ich bin so nervös! Wenn ich doch nur diese Nacht überlebe! Und wenn ich doch nur was Anständiges zum Anziehen hätte! Aber nein! Das beste Businesskostüm, das mein Schrank hergegeben hatte, war ein babyblauer Doppelreiher mit Schulterpolstern von 1989 (huaaa!).
»Ich sehe unmöglich aus, und ich kann nichts, das wird nicht gut ausgehen«, murmele ich.
»Jetzt geh mir mit deinem Pessimismus nicht auf den Sack«, herrscht Vivian mich an. »Wie hat mein alter Leichtathletiktrainer immer gesagt? Die anderen kochen auch nur mit Wasser.«
»Vampire mögen kein Wass…«
»Schnauze, jetzt!«, unterbricht Vivian
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