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Huebsch in alle Ewigkeit Roman

Titel: Huebsch in alle Ewigkeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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stark zu sein. So eine Art Obelix-Vampir. Nur ohne die gestreiften Hosen. Und den dicken Bauch natürlich.«
    »Und was willst du dann machen? Hinkelsteine durch die Gegend schleppen? Das ist doch überflüssig. Ich wäre gerne so richtig schlagfertig, dann hätte ich es der ollen Lady Shave aber gegeben.«
    »Schlagfertigkeit ist doch nun wirklich keine Vampirkraft«, sagt Vivian. »Lass dir einfach nichts gefallen!«

    »Mach ich auch nicht mehr«, sage ich. Dann äffe ich Sandra nach: »Lass uns über die gute alte Zeit sprechen! Welche gute alte Zeit? Als sie hübscher war als wir? Tja Mädel, Pech gehabt.«
    Vivian bleibt still. Ich merke sofort, dass was nicht stimmt.
    »Du hast ihr doch nicht etwa unsere Telefonnummer gegeben?«, frage ich.
    Vivian verzieht den Mund.
    »Ach, das darf doch nicht wahr sein!«
    »Was sollte ich denn machen? Sie wollte mich nicht gehen lassen! Außerdem, wer von uns beiden musste sich denn unbedingt mit ihr unterhalten?«, rechtfertigt sie sich.
    »Bäbäbäbäbäbääää!«
    Wir gehen schweigend weiter. Dann sage ich: »Ist ja wohl nicht gerade cool, dass Lady Shave uns erkannt hat.«
    »Nein«, sagt Vivian, »das ist wirklich nicht cool.«
    »Meinst du, sie wird uns verraten?«
    »Weiß nicht. Wir können nur hoffen, dass sie schnell wieder nach Amerika fährt. Bevor sie rauskriegt, dass die Leni und die Vivian, die sie einmal kannte, eigentlich tot sind.«
     
    Wir halten bei Mister Night , einem Büdchen, das nur auf den ersten Blick wie ein Kiosk aussieht, im Hinterzimmer aber der hippste Blood Shop der Stadt ist und fantastisches »Blood to go« anbietet. Wir holen uns einen Frozen Hämoccino mit Karamell-Flavour für mich und für Vivian
den lauwarmen Plasma Latte 37 Grad. Seit die Neuvampirquote noch strenger geworden ist, schießen diese Blood Shops überall aus dem Boden. Das Ernährungsministerium unterstützt die Neugründungen, damit die Nahrungszufuhr für alle Vampire gesichert ist. Schlürfend gehen wir nach Hause.
    »Ich möchte wirklich mal wissen, wie alt Lulu in Wahrheit ist«, sage ich, als wir unsere Haustür aufschließen. Lulu macht, seit wir sie kennen, ein Geheimnis aus ihrem Geburtsjahr. Eine wahre Dame verrät so was nicht, sagt sie immer. »Meinst du, sie wurde im alten Ägypten geboren?«
    »Ach, ich weiß nicht. Nur weil sie das mit den Opiaten gesagt hat?«
    »Irgendwann finden wir es heraus«, sage ich und bleibe wartend im Hausflur stehen. Seit ich ein Vampir bin, brauche ich keine Uhr mehr, denn mein innerer Zeitmesser funktioniert atomgenau. Und der sagt mir: Er müsste jeden Moment kommen.
    »Leni, komm rein. Es ist wirklich besser, wenn du ihn nicht triffst«, sagt Vivian.
    »Ich mach doch gar nichts«, sage ich patzig. »Ich unterhalte mich nur kurz mit ihm. Das ist doch wohl nicht verboten.«
    Vivian sieht mich mit sorgenvollem Blick an. »Du darfst dich nicht verlieben. Nicht in einen Pulsschläger.«
    »Tu ich ja gar nicht«, sage ich und schaue verlegen weg.
    Es ist nämlich schon längst passiert. Ich bin in den Zeitungsausträger verliebt. Heimlich natürlich. Er kommt
jeden Morgen zwischen fünf und Viertel nach fünf und verteilt bei uns im Haus den Kölner Stadt-Anzeiger .
    Das erste Mal trafen wir ihn zufällig, als wir eine Woche nach unserem Einzug von einer langen Herr der Ringe- Kinonacht nach Hause kamen. Er stand am Ende des Hausflurs bei den Briefkästen und steckte die Zeitungen hinein. Ich war wie erstarrt, als ich ihn entdeckte.
    Er ist ungefähr so alt wie ich, hat dickes schwarzes Haar, das er mit Gel zurückkämmt und das so kräftig und satt glänzt wie früher der frisch gepflügte Ackerboden der Felder, an denen meine Eltern und ich immer vorbeikamen, wenn wir an die See fuhren, und die in der Nachmittagssonne leuchteten. Er hat weit geschwungene Augenbrauen, und seine fast schwarzen Augen umrahmen dichte Reihen Wimpern, wie sie sich jedes Mascara-Model wünscht. Sein ebenmäßiges Gesicht ziert ein markantes Kinn, seine Wangen sind dabei aber eigentümlich glatt, als hätte er überhaupt keinen Bartwuchs, und trotzdem strahlt er eine stolze, urwüchsige Männlichkeit aus. Er hält sich sehr gerade und bewegt sich mit der präzisen Eleganz eines spanischen Stierkämpfers.
    Ich verknallte mich in dem Moment, als ich ihn sah. Er bemerkte uns erst gar nicht, weil seine Ohren mit einem MP3-Player verkabelt waren, aber als er uns sah, glitt ein verschmitztes Lächeln über sein Gesicht und ließ seine blendend weißen

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