Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Huebsch in alle Ewigkeit Roman

Titel: Huebsch in alle Ewigkeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
Vom Netzwerk:
klopft mit einem Bleistift auf die Tischplatte, während er mich beobachtet. Keine Ahnung, was das soll. Wahrscheinlich hat er das auf der Akademie für behämmerte Chefs gelernt. Aber sein Imponiergehabe macht auf mich keinen Eindruck.
    »Sie haben da einen Kratzer ins Holz gemacht«, sage ich im Vorbeigehen. »Ich dachte, Sachbeschädigung ist streng verboten.«
    Er hört auf zu klopfen und wischt irritiert seinen Tisch ab. Da er den Kratzer nicht gleich entdeckt (weil ja auch keiner da ist), beugt er sich mit dem Gesicht näher an den Schreibtisch und untersucht ihn aus verschiedenen Winkeln. Dann beäugt er mich aus der Distanz kritisch.
    »Oh nein«, stöhne ich laut mit Blick auf meinen Computer.
    »Was? Was ist los?«, schreit Brunner und springt auf. Er ist wirklich null stressresistent.
    »Ich habe einen Fehler gemacht«, sage ich.

    Brunner stürmt zu mir. »Wie? Was für einen Fehler?«
    »Ich habe eine Akte falsch abgespeichert«, gebe ich freimütig zu. »Wie kann ich denn die Daten im Computer verändern?«
    Er schaut sich meinen Bildschirm an. »Was ist denn daran falsch?«
    »Ich habe aus Versehen den Eintrag hier geändert«, behaupte ich und zeige auf das Geburtsdatum von Krause, Mike im Identitätsformular I, wie die Geburtsurkunden nach ihrer Digitalisierung heißen.
    »Das können Sie doch gar nicht«, faucht Brunner.
    »Ach nein?«
    »Nein«, sagt er. »Ihre Sicherheitsstufe befugt sie nur zum Abspeichern und Lesen der Daten. In den Formularen etwas ändern können nur die wichtigen Leute.«
    »Aha«, sage ich einfältig, »und ich gehöre nicht dazu?«
    »Natürlich nicht.« Er schüttelt den Kopf, fast belustigt über diese Naivität.
    »Aber Sie gehören zu den wichtigen Leute, nicht wahr?«
    » Selbstverständlich .« Er wirft sich in die Brust und schaut arrogant auf mich herunter.
    »Das ist ja wirklich eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, die Sie da haben«, schleime ich weiter. »Sie könnten ja dann theoretisch auch ganz wichtige Sachen in den Dokumenten ändern, wie zum Beispiel Lebensläufe oder Testamente.«
    »Ja, in der Tat«, protzt Brunner. »Mit meiner Sicherheitsstufe und meinen Fachkenntnissen kann ich das.«
Sein Tonfall wird jovial. »Ich habe aber auch einige Semester Informatik an der Fernuniversität studiert und …«
    »Danke«, unterbreche ich ihn. Er scheint richtiggehend enttäuscht, dass er nicht weiter angeben darf, und verharrt in seiner Wichtig-Pose. Aber ich weiß, was ich wissen will, und widme mich wieder meiner Arbeit.
    »Tja, äh. Ich geh dann auch mal wieder auf meinen Posten«, kommentiert Brunner ins Leere und wackelt zu seinem Platz, natürlich nicht, ohne kurz bei meinen Kolleginnen innezuhalten und ihnen, irgendetwas Chefmäßiges brabbelnd, über die Schulter zu gucken.
     
    »Es sind also doch eine ganze Menge Leute, die im Computer rumpfuschen können. Nach meinen Recherchen gibt es mit Brunner zwölf Verwaltungshauptmänner. Und dann natürlich noch die Oberbosse«, fasst Vivian zusammen, nachdem ich ihr auf dem Nachhauseweg von meinen Erkenntnissen berichtet habe.
    »Der Punkt ist der: Elli ist erst vor vier Tagen ermordet worden! Die Buchstaben C sind aber schon bestimmt seit einem Monat im Computer«, sage ich.
    »Mmmhh«, macht Vivian. »Das stellt uns natürlich vor ganz neue Herausforderungen.«
    »Wieso?«
    »Ist doch klar. Wir müssen selbst ins zentrale Identitätsregister, um herauszufinden, ob das Testament von Elli vor der Digitalisierung gefälscht wurde oder danach. Und die der anderen Opfer auch!«
    »Nein. Das geht doch nicht!«, rufe ich entsetzt.
    »Willst du nun den Fall lösen, oder nicht?«

    »Ja, natürlich. Aber ein Einbruch in den am besten gesicherten Raum des Gebäudes ist nicht gerade ein Anfängerjob.«
    »Es geht aber nicht anders«, bestimmt Vivian.
    »Ich weiß«, sage ich und fühle mich vor Aufregung total flatterig, weil mir jetzt schon klar ist, wer in diesen Raum rein muss. Ich. Vivian kann es nicht, weil sie in einem ganz anderen Gebäudetrakt arbeitet und sich außerdem derzeit keine Verfehlung leisten kann, denn der Höllenfürst ist noch grantiger als sonst und schikaniert sie mit Bergen von Arbeit. Wir wissen immer noch nicht, ob er weiß, dass Vivi das Dokument gefälscht hat, aber wir ahnen, dass er es ahnt. Deswegen kann sie sich keinen Ausrutscher leisten. Außerdem war ich schon mal in dem Raum und kenne mich damit hundert Prozent besser aus als Vivi, die bisher nur davon gehört hat. Auweia.
    »Wer

Weitere Kostenlose Bücher