Huebsch in alle Ewigkeit Roman
an.
»Meine Güte, Leni, sag schon!«
»Dem Forschungsinstitut Vampire Sun Moon Science! «
»Oh«, macht Vivian. Dann fällt der Groschen. »Oh mein Teufel, wie bei Heribert Kaminski!« Sie sieht mich einen Moment fassungslos an, dann springt sie auf. »Ha!«, schreit sie. Läuft einmal durchs Zimmer und wieder zurück. »Ha!«, ruft sie noch mal. »Leni, da stimmt was nicht.«
»Das hab ich mir auch schon gedacht.«
Sie reibt sich die Hände. »Weißt du, seit ich mit zehn Kalle Blomquist gelesen habe, möchte ich einen Kriminalfall lösen!«
»Ich weiß«, sage ich.
»Und hier ist er endlich!« Sie geht zur Wand und reißt mit einem Ruck das riesige C.S.I New York -Poster runter.
»Hey, das ist kein Grund, auszuflippen«, sage ich.
Aber Vivi ist ganz in ihrem Element. »Wir brauchen eine Wand, wo wir Fotos von Verdächtigen und Spuren und so was hinhängen können. Die gibt es in jeder Mordkommission.« Sie nimmt sich einen dicken Edding, und bevor ich einschreiten kann, schreibt sie in Schwarz auf die Tapete: »Motive und Möglichkeiten.« Sie unterstreicht beides zweimal und dreht sich zu mir um. »Das
ist mein Motto. Wer hat welches Motiv, und wer hat welche Möglichkeiten, den Mord auszuführen?« Sie schaut mich triumphierend an, als hätte sie den Fall schon gelöst.
»Und du meinst, wir können den Vampirkiller wirklich finden?«
»Logo! Als Erstes finden wir heraus, ob in den Testamenten der anderen Mordopfer auch das Institut bedacht wird. Dann untersuchen wir, wer hinter dem Institut steckt, und dann - Bingo! - haben wir unseren Mörder. Die Sache ist ganz einfach!«
Ich schaue sie skeptisch an. »Ist es in irgendeiner deiner Krimiserien ganz einfach , einen Mörder zu fangen?«
»Nein«, gibt Vivian zu. »Aber erstens sind wir es Elli schuldig. Und zweitens weiß ja niemand, dass wir Detektivinnen sind. Der Überraschungseffekt ist also auf unserer Seite.«
»Dein Wort in Draculas Ohr«, sage ich.
Bevor wir aber weitere Pläne schmieden können, überfällt uns schlagartig die Müdigkeit. Wir schaffen es gerade noch, uns in unsere Betten zu schleppen, bevor uns der Schlaf übermannt.
Am nächsten Abend gehen wir mit neuer Energie zur Arbeit. Auf dem Weg durch die Kölner Nacht höre ich wieder diese knackenden Geräusche der Fledermäuse. Vivian hört sie nicht.
»Echt nicht?«, frage ich. »Komisch.«
Sie sieht mich neugierig an. »Leni, es könnte sein, dass du doch Vampirkräfte entwickelst.«
»Meinst du wirklich? Das wäre ja super. Wobei ich mir eigentlich etwas Cooleres gewünscht hätte als bloß ein gutes Gehör. Ist doch voll öde. Ich meine, ich kann sie bloß knacken hören , aber ich kann sie noch nicht mal verstehen!«
»Sei doch froh, dass du überhaupt irgendwas Besonderes kannst. Ich habe noch überhaupt keine Superkräfte, dabei bin ich schon viel länger Vampir als du.« Sie macht eine Pause und sagt gespielt beleidigt: »Mindestens zwei Stunden!«
Ich kichere. »Jeder bekommt eben, was er verdient!«, sage ich.
Vivian knufft mich in den Arm und mahnt: »So und ab jetzt, Konzentration. Die Operation Elli läuft.«
Der Plan sieht vor, dass Vivian die Namen der anderen Opfer raussucht und ich - da ich sowieso an den Daten arbeite - die Testamente checke. Doch es dauert nicht lange, bis meine Begeisterung sich legt. Denn die anderen Opfer heißen Degenhardt, Schreber, Wilhelm und Zimmermann, wie mir Vivian heimlich simst. Und da wir bei der Digitalisierung alphabetisch vorgehen, sind nur die Unterlagen von Degenhardt, Karl schon eingescannt, die der anderen Opfer noch nicht. Ich liege mit dem Buchstaben K in den letzten Zügen, ich weiß, dass die ganzen Hohlköpfe vor mir noch bei E, F und G sind, und auf Gertruds Schreibtisch neben mir sehe ich Akten mit M. Mist. Es dauert also noch eine ganze Weile, bis alle Unterlagen im Computer sind. Immerhin habe ich ein kleines Erfolgserlebnis. Denn auch Degenhardt, Karl hat
seinen Besitz sämtlich dem Institut Vampire Sun Moon Science vermacht.
»Das kann kein Zufall sein«, sage ich zu Vivian in der Mittagspause.
»Ist es auch nicht«, sagt sie mit der Überzeugung des geborenen Kriminalisten. »Jetzt müssen wir herausfinden, wer überhaupt die Möglichkeit hat, Testamente zu fälschen.«
Es stellt sich heraus, dass sie mit »wir« mich meint. Vivian aber sagt, sie sei ja der Kopf der Ermittlungen, das sei ganz normal.
Als ich ins Büro reinkomme, sitzt Richard Brunner wichtig an seinem Schreibtisch und
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