Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Huebsch in alle Ewigkeit Roman

Titel: Huebsch in alle Ewigkeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
Vom Netzwerk:
hat denn alles Zugang zu dem Raum?«, fragt Vivian.
    »Keine Ahnung. Ich weiß, dass Brunner eine Codekarte hat, die trägt er an einer Kette um den Hals wie ein verklemmter Schüler auf Klassenfahrt seinen Brustbeutel. Da komme ich nicht ran. Und dann kenne ich nur noch einen, der eine hat.« Mir wird ganz schwindelig vor Angst, denn das ist Ludwig Kowarsch. »Er trägt die Karte lose in seiner linken Jackentasche.«
    »Bingo, das ist unser Mann«, sagt Vivian und tut so, als sei es ein Kinderspiel, sie ihm zu stehlen.
    »Aber wie soll ich das machen?«, jammere ich. »Ich kann doch nicht einfach zu ihm sagen: Bitte grapschen
Sie mir nicht an den Busen, ich will mir nur mal eben Ihre Codekarte leihen!«
    »Ohne Körpereinsatz wird es aber nicht funktionieren«, sagt Vivi.
    »Aber selbst wenn ich ihn ranlasse, wie soll ich ihm denn die Karte aus der Tasche ziehen? Ich bin doch kein Klau-Kid!«
    Also trainieren wir zu Hause Taschendiebstahl. Vivian ist ein knallharter Trainer, und ich habe schon bald keine Lust mehr. »Niemand hat gesagt, das würde einfach werden«, sagt Vivian.
    »Wie bitte? Aber du …«
    »Ha!«, schreit Vivian und packt meine Hand, die in ihrer Jackentasche steckt. »Schon wieder erwischt! Du musst dich mehr anstrengen.«
    Zwei Nächte später klappt es schon besser. Langsam beginnt mir die Sache sogar Spaß zu machen.
    »Morgen ist Showtime«, sagt Vivian, als sie zum wiederholten Mal nicht gemerkt hat, dass ich ihr was aus der Tasche gezogen habe.
    »Okay«, sage ich schicksalsergeben.

    Normalerweise lese ich noch nicht mal Krimis, aus Angst mich zu fürchten. Und jetzt muss ich so etwas Nervenaufreibendes machen, wie dem obersten Verwaltungschef seine superwichtige Codekarte zu klauen. Im ersten Teil meines Plans muss ich mir eine Entschuldigung einfallen lassen, um mich von meinem Arbeitsplatz zu entfernen. Also stöckele ich in meinem schwarzen Ledermini und der weißen Bluse auf Richard Brunner zu. Seine Augen klackern wie Murmeln hin und her, als er mich sieht. Vielleicht gibt es die Geschichte, dass Vampire sich gegenseitig nicht anziehend finden, nur deswegen, weil die meisten Vampire aussehen wie die letzten Heckenpenner. Besonders die weiblichen Vampire (außer Vivi und mir natürlich) schöpfen ihre Möglichkeiten überhaupt nicht aus, da muss man sich nur mal in diesem Büro umschauen. Dabei kann man offensichtlich auch in den ewigen Jagdgründen mit den Waffen der Frauen angreifen. Oder zumindest für Verwirrung sorgen.
    »Hallo Chef«, flöte ich, »ich müsste mal eben ins Verwaltungssekretariat.«
    »Äh ja, sicher«, stammelt er.
    »Kann aber ein paar Minütchen dauern«, sage ich und klimpere mit den Wimpern.

    »Kein Problem«, sagt Mister Obergenau.
    Ha! Punkt eins erledigt. Jetzt zu Punkt zwei. Schwierigkeitsstufe: hoch. Walburga Heimlich zu überwinden, ist wirklich keine Kleinigkeit, schließlich ist sie einer der wenigen Vampire, die einem nicht bloß vor den Kopf gucken können. Als Vivian davon gehört hat, dass ich an ihr und ihrem Röntgenblick für Gedanken vorbeimuss, um zu Kowarsch zu kommen, wollte sie die Operation schon abbrechen. Aber ich habe ihr versichert, dass ich dafür einen Plan habe, der eigentlich funktionieren müsste. Zum Glück sind Frauen in der Lage, zwei Sachen gleichzeitig zu machen. Und ich kann eben nicht nur parallel bügeln und fernsehen, sondern ich kann auch sprechen und dabei an was anderes denken. Zumindest an bestimmte Sachen.
    Bevor ich an ihre Bürotür klopfe, sammele ich mich noch einen Augenblick, denke an Elli, wie sie mit ihrem Martini vor dem Kamin sitzt, und nehme allen Mut zusammen. Gerade als ich klopfen will, kommt eine meiner verhuschten Kolleginnen mit Aktenordnern unter dem Arm aus dem Büro. Ich nicke ihr zu, aber sie eilt mit schnellen Schritten davon, ohne mich zu beachten.
    »Klopf-Klopf«, sage ich, als ich eintrete.
    »Hallo«, brummt Walburga Heimlich, die hinter dem Tresen steht und Papiere ordnet.
    »Guten Tag«, sage ich, »ich bin Leni Burmanns.«
    »Ich weiß«, herrscht sie mich an. »Was gibt es?«
    Eine Bratwurst mit Brötchen hat 585 Kalorien, eine ordentliche Portion Pommes 700 plus Mayonnaise 220 …
    »Ich möchte dem Herrn Verwaltungsdirektor einen Vorschlag zur Verbesserung der Arbeitsleistung machen.«

    100 Gramm Brie haben 410 Kalorien, ein Glas Vollmilch 175, eine Tafel Vollmilchschokolade 520.
    Sie mustert mich aufmerksam.
    Wenn ich morgens zwei Brötchen mit Hüttenkäse esse und mittags einen

Weitere Kostenlose Bücher