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Huebsch in alle Ewigkeit Roman

Titel: Huebsch in alle Ewigkeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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Milo.«
    »Ist mir doch egal, wie er heißt«, sagt Vivian.
    Aber mir nicht. Denn mein Milo schreibt, dass er mich vermisst hat heute Abend. Aber da ist noch was - und das überwältigt mich fast! Er schenkt mir Karten für das Konzert vom Orquesta Buena Vista Social Club!
Wir hatten vor Monaten mal davon gesprochen, dass die kubanische Musik wirklich toll ist, fröhlich und lebenslustig und mit der richtigen Prise Schwermut. Und er hatte es sich gemerkt! »Wahnsinn. Die wollte ich immer schon mal sehen«, schwärme ich.
    »Aber du willst doch nicht ernsthaft mit ihm da hingehen?«
    »Das ist doch erst in zwei Monaten.«
    »Na und? Du musst ihm absagen, Leni, das weißt du.«
    Ich schaue traurig auf die Karten. »Ja«, brumme ich. Und es ist das erste Mal, dass ich Vivian nicht die Wahrheit sage.
     
    Am nächsten Abend müssen wir wieder zur Arbeit. Vivian steht vor dem Spiegel und zieht zum dritten Mal den Lippenstift nach. Sie putzt sich ja richtig raus, denke ich argwöhnisch. Mir will sie den Spaß mit meinem Torero verderben, aber für den Höllenfürst brezelt sie sich auf. »Meinst du nicht, das ist etwas übertrieben?«, frage ich angesichts ihres Dekolletés.
    »Wieso? Ich mache immer die obersten zwei Knöpfe auf«, entgegnet sie und überprüft den Sitz ihrer Bluse im Spiegel. »So kann man doch noch nicht mal den Brustansatz sehen!«
    »Ja, wenn du gerade stehst. Aber wenn du dich bückst, dann schon.«
    Vivian wirft mir einen genervten Blick zu. »Keine Sorge«, sagt sie sarkastisch, »wenn Ludwig Kloarsch mich anpackt, mach ich ihn einen Kopf kürzer.«
    Sie schnappt sich ihre Tasche, die rote Gucci. Irgendwie
herrscht schlechte Stimmung zwischen uns. Nicht dass das noch nie vorgekommen ist. Immerhin kennen wir uns schon seit über dreißig Jahren. Und seit zwanzig Jahren wohnen wir zusammen und verbringen fast unsere gesamte Zeit miteinander. Da kann man sich auch schon mal auf den Wecker gehen. Aber dieses Mal ist es etwas anderes als nur eine zerrissene Nylonstrumpfhose. (Ich hatte ihr mal meine beste Nylon von Joop geliehen, eine, die wirklich alles mitgemacht und mit der schicken Ziernaht auch besonders toll ausgesehen hatte - und was macht sie? Schlitzt sie mit ihrem blöden Brilli-Ring auf! Und sagt auch noch, da könne sie nichts für, so sei das eben mit Nylonstrumpfhosen!) Es ist auch anders als unser ewiger Streit um die Fernbedienung. (» Spiegel TV « - »Nein, Criminal Intent « - »Aber in Spiegel TV kommt was über Neonazis« - »Aber bei Criminal Intent spielt heute Mister Big mit« - und dann schalten wir als Kompromiss immer hin und her, so dass man von beidem nur die Hälfte mitkriegt.) Dieses Mal geht es um viel mehr, das weiß ich einfach: Es geht um unsere Freundschaft. Das ist eben so, wenn Männer ins Spiel kommen (und mit Männern meine ich potenzielle Ehemänner oder zumindest Lebensabschnittsgefährten und nicht irgendwelche Typen), wird es manchmal auch unter besten Freundinnen kompliziert.
    »In drei Tagen ist endlich der II. II.«, sagt Vivian auf dem Weg zur Arbeit.
    »Das wird genial«, rufe ich begeistert. »Es wird wirklich mal wieder Zeit für eine geile Party!«
    Bei Vivi und mir war es schon immer so: So wie
Paare Versöhnungssex haben, haben wir Versöhnungspartys. Und auf den Karnevalsauftakt freuen wir uns seit Aschermittwoch!
    »Denk dran, wir müssen uns noch freinehmen«, mahnt Vivian.
    »Logo, mach ich gleich als Erstes.«
     
    »Guten Abend«, rufe ich fröhlich und werfe Richard Brunner einen zuckersüßen Blick zu, aber er scheint heute für meine weiblichen Reize nicht empfänglich zu sein. Im Gegenteil, er hockt auf seinem hölzernen Bürostuhl wie eine beleidigte Leberwurst und sieht mich giftig an. Als ich seinem Blick gleichmütig standhalte, schaut er schnell in seine Unterlagen. Ich bleibe neben seinem Schreibtisch stehen.
    »Herr Brunner«, säusele ich, »ich wollte mir gerne am 11. 11. freinehmen.«
    Er sieht mich an, und in seinem Schädel fängt es sichtlich an zu rattern. »Wie, freinehmen? «, fragt er irritiert.
    »Ja, eine Nacht Urlaub machen.«
    » Urlaub machen? «
    Dieser idiotische Papageientrick nervt so sehr! Dabei tut er doch nur so, als hätte er keine Ahnung, worüber ich rede. Also versuche ich es noch mal. »Herr Brunner, wie viele Urlaubstage stehen mir denn pro Jahr zur Verfügung?«
    »Urlaubstage«, murmelt er und nimmt sein Lieblingsbuch, die Statuten für Verwaltungshauptmänner des VRD zur Hand, ein dicker Wälzer mit

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