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Huebsch in alle Ewigkeit Roman

Titel: Huebsch in alle Ewigkeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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fassen?«
    »Kein Wunder, dass hier alle so verbiestert sind«, sagt
Vivian und schnappt sich ein Glas, um sich eine ordentliche Ladung Ziegenbockblut abzuzapfen.
    »Und der Brunner hat mir schon gedroht für den Fall, dass ich blaumache.«
    »Also wird es dieses Jahr nichts mit einem wilden Karnevalsauftakt.«
    Und vor allem wird nichts aus dem Treffen mit meinem Torero. Schon wieder nicht! »Es ist wirklich zum Kotzen!«, fasse ich zusammen.
    »Und ich muss heute auch noch Überstunden machen«, stöhnt Vivian.
    »Überstunden?«, wiederhole ich dümmlich.
    »Ja, Uteschnute will, dass ich ihn begleite. Er hat eine Audienz.«
    »Beim Papst, oder was?«, scherze ich.
    »Bei der Königin.«
    »Bei der Königin? «, entfährt es mir, und ich komme mir schon vor wie der blöde Papageien-Brunner. »Aber warum musst du denn da mit?«
    »Vielleicht soll ich mal wieder ein paar Schnittchen servieren?«, witzelt Vivian, aber mir kommt was ganz anderes in den Sinn, warum Uteschnute sie mitnimmt. Wer weiß, vielleicht zeigt er ihr anschließend noch seine Briefmarkensammlung. Verdammt noch eins. Irgendwie läuft echt alles schief, seit wir diesen dämlichen Gemeinschaftsdienst machen müssen. Der Höllenfürst verliebt sich in Vivi, und ich kann meinen Angebeteten morgen nicht treffen, weil ich malochen muss. Das ist doch total ungerecht! Vielleicht gründe ich einfach eine Gewerkschaft und rolle mal dieses ganze Ausbeutersystem von
unten auf. Ich könnte Streiks organisieren und die verknöcherten Chefs dazu zwingen, endlich auf die Bedürfnisse des kleinen Vampirs einzugehen.
     
    Nach der Arbeit laufe ich alleine nach Hause. Vivian trifft gerade die Königin, das muss man sich mal reinziehen! Ich sehe sie förmlich vor mir, wie sie und Ture von einem Hofmarschall in grotesk bunten Pumphosen angekündigt werden. Er knallt seinen Stab aufs Parkett und schreit: »Und jetzt Herr und Frau Höllenfürst!« Vivian und Uteschnute schreiten nebeneinander durch die Menge zum Thron und küssen der Königin die Füße. Ich kenne die Königin nur aus dem Fernsehen, wenn sie am Königinnentag, dem ersten Sonntag im Januar, um Mitternacht von ihrem Balkon aus in die Menge winkt. Dann steht sie da mit ihrer weißen Madame-Pompadour-Perücke und wirkt total lustlos, als wäre es ihr zu viel, mal eben den Arm zu heben und ihre Untertanen zu grüßen. Ansonsten habe ich keine Ahnung, was sie so den ganzen Tag über macht. Sie wohnt in Schloss Lohenstein, das ist irgendwo in der Nähe von Wuppertal. Richtig viel zu tun hat sie, glaube ich, nicht. Aber vielleicht erfährt man darüber auch einfach nichts. Und da Majestätsbeleidigung ein ernstes Vergehen ist, schreibt und sagt auch niemand etwas Kritisches über sie. Ab und zu erlässt sie mal ein Gesetz, aber für den Rest hat sie wahrscheinlich ihre Leute, die ihr die Arbeit abnehmen. Sie ist auch weder Vorsitzende irgendeiner Charity-Organisation noch sonst wie für den guten Zweck unterwegs. Ich kann mich auch nicht an Staatsbesuche erinnern, die sie absolviert
oder empfangen hätte, obwohl Ede uns in seinem Unterricht ja beigebracht hatte, dass es durchaus andere Vampirkönigreiche gibt - Karpatia zum Beispiel, das Vampirreich Albanien und Hellas Wrukolaka, das mir besser unter Griechenland bekannt ist. Dann gibt es noch Vampirkönige in Togo, in Schottland und sogar in China. Aber so weit ich das mitbekommen habe, mauschelt jeder einfach vor sich hin. Die Globalisierung ist bei uns Untoten jedenfalls noch nicht angekommen.
    Ich bin jedenfalls echt gespannt, was Vivian gleich zu erzählen hat. Im Briefkasten finde ich die Zeitung mit einer Nachricht von meinem Torero. Ich freue mich auf morgen! Bis dahin, schlaf schön . Verdammt noch mal. Ich will gerade frustriert die Zeitung weglegen, da fällt mein Blick auf den Artikel auf Seite eins. Schon wieder wird eine junge Frau vermisst. Diesmal ist die siebzehnjährige Julia aus Remscheid nach einer Party verschwunden. Blöd, denke ich, denn jetzt sind es schon drei. Und wenn sie Vampire geworden wären, dann würde man irgendwann was von ihrem Tod lesen, den die Vampirpolizei eingefädelt hätte, so wie bei uns damals. Na ja, vielleicht kommt das noch, hoffe ich. Sie sind ja noch nicht so lange verschwunden. Ich lege die Zeitung in meinen Schrank zu den anderen, auf denen mir mein Torero eine Nachricht hinterlassen hat. (Vivian darf natürlich nicht sehen, dass ich die aufbewahre.) Dann zappe ich bei Hedwig & Hermann rein, aber diese blöde

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