Huebsch in alle Ewigkeit Roman
viel steht mal fest.
»Da scheint aber jemand jeden Morgen seine Haferflocken zu essen«, sagt Vivian. Der Küchenblock donnert zwei Meter von uns entfernt auf einen Servierwagen und begräbt ihn unter sich.
»Jetzt weiß ich, warum sie mir zur Begrüßung nur ein schlaffes Pfötchen gereicht hat«, sage ich.
»Ja, wenn sie richtig zupackt, bleibt kein Stein auf dem anderen. So was hab ich ja noch nie gesehen!«
Wir gehen ein Stück zur Seite, weil Tessa sich gerade mit einem schweren Topfset bewaffnet hat.
»Dann ist Tessa wohl einer von den Obelix-Vampiren«, schlussfolgere ich.
»Verdammt!«, ruft Vivian. »Das will ich auch! Superkräfte sind das Must-have der Saison!«
Wir bücken uns, als eine Pfanne über uns hinwegfliegt und ein schönes großes Loch in die Kachelwand haut. »Jetzt bleibt doch mal stehen, ihr kleinen Mistkröten!«, kreischt Tessa.
»Sie ist wirklich auf hundertachtzig«, stelle ich fest.
Vivian und ich schauen einem Kessel nach, der ungefähr zwei Meter von uns entfernt in ein Regal kracht.
»Wäre ich auch, wenn ich nichts treffen würde«, sagt Vivian und kichert. »Ich wette, wenn sie nüchtern ist, kann sie ganz schön unangenehm werden.«
»Huaaaa«, brüllt Tessa und haut vor Wut mit der Handkante den Tisch in zwei Stücke.
»Damit solltest du wirklich im Fernsehen auftreten«, schlage ich vor.
»Tessa - die unmenschliche Abrissbirne!«, ruft Vivian lachend.
Tessa schaut sich nach neuer Munition um und entdeckt das Marmorspülbecken, das sie mit einem Ruck aus der Wand reißt. Wir springen zur Seite, als das Spülbecken geflogen kommt.
»Du alte Angeberin«, ruft Vivian. »Du glaubst wohl, du bist die Einzige hier, die was Besonderes drauf hat, was?«
»Vivi, nicht!«, sage ich erschrocken. Aber zu spät. »Leni kann sich in eine Fledermaus verwandeln! Das ist noch viel cooler als diese abgedroschene Hulk-Nummer.«
»Mann, Vivi, mir ist wirklich lieber, wenn niemand davon erfährt«, ermahne ich sie.
»Achtung«, sagt Vivian und zieht mich zur Seite, denn Tessa dreht sich irre im Kreis, schnappt sich den Küchenschrank und wirft ihn begleitet von einem Urschrei genau an die Stelle, wo wir eben noch standen. Langsam wird das Ausweichen komplizierter, denn überall liegt
Schrott rum, und man läuft Gefahr, sich einen Splitter zu holen.
»Was ist denn hier los?«, ruft auf einmal eine tiefe Stimme. Ture steht im Türrahmen und glotzt die durchgeknallte Tessa an, die den Herd hoch über ihren Kopf hält.
»Er hat eine Delle«, sagt sie wie in Trance und schmeißt ihn gegen die Wand, so dass die Kacheln krachen. Ture ist mit zwei Schritten bei ihr, packt sie an beiden Armen und hält sie fest. Sie windet sich, kann sich aber nicht befreien. Obwohl sie so stark ist wie eine komplette Wrestlingmannschaft, scheint Ture nicht die geringsten Schwierigkeiten mit ihr zu haben.
»So, Tessa, es ist besser, du gehst jetzt«, befiehlt er.
»Die kleinen Schlampen sind an allem schuld!«, schreit sie.
»Nun«, sagt er, » sie sehe ich jedenfalls nicht meine Küche demolieren.«
»Nur weil ich hier ein bisschen Unordnung gemacht habe, schmeißt du mich raus?«
»Ja. Und auch weil dank deines Partykonzepts jemand in mein Arbeitszimmer gebrochen hat.«
»Wie bitte?« Für einen Moment sackt sie in sich zusammen.
»Ja«, sagt Ture, »es scheint, als wären die Schnittchen doch keine gute Idee gewesen.«
»Aber die waren doch reine Dekoration! Es sollte doch niemand davon essen «, verteidigt Tessa sich schockiert. Vivian und ich gucken uns an und müssen ein Lachen unterdrücken.
»Wie dem auch sei. Die Party ist für dich auf jeden Fall beendet.« Ture hebt sie hoch und trägt sie aus der Küche.
»Tschüss, Tessa«, Vivian winkt ihr nach, »war mir ein Vergnügen!«
»Gute Besserung«, rufe ich.
Tessa fängt wieder an zu brüllen. »Das werdet ihr mir büßen, das schwöre ich!«, schreit sie wie von der Tarantel gestochen und strampelt mit den Beinen. Einer ihrer Pumps fliegt im hohen Bogen davon und trifft die Deckenlampe, die in einem Sprühregen aus Glas zersplittert. Wir betrachten einen Moment die völlig zerstörte Küche.
»Man kann über sie sagen, was man will«, sagt Vivian, »gründlich ist sie.«
Wir ziehen die dämlichen Schürzen aus und gehen in den Pariser Salon. Dort hat Zarah Leander alias Lulu mittlerweile Aufstellung genommen. Der Pianomann klimpert ein paar Auftakttöne, dann fängt Lulu an zu singen: »Es ist ja ganz gleich, wen wir lieben und wer
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