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Huebsch in alle Ewigkeit Roman

Titel: Huebsch in alle Ewigkeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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uns das Herz einmal bricht. Wir werden vom Schicksal getrieben, und das Ende ist immer Verzicht.«
    Mir wird schon zum zweiten Mal heute warm, und ich denke, dass Lulus Stimme es nicht sein kann, denn sie singt zwar inbrünstig, aber nicht besonders gut. Zarah Leander würde sich jedenfalls im Grab rumdrehen. Ich schaue mich um. Ture ist gerade reingekommen und streift sich die Fussel von seinem Smoking. Und dann mache ich eine Beobachtung, die mich wirklich sehr beunruhigt. Er sucht mit den Augen den Saal ab und bleibt bei Vivian hängen. Dann sehe ich, wie sie kurz seinen
Blick erwidert, und mir wird schlagartig klar, warum Ture Vivian wegen der gefälschten Unterschrift nicht verpfiffen hat. Weil etwas viel Schlimmeres passiert ist. Er hat sich verliebt.

    »Man lernt nie aus«, sagt Vivian auf dem Rückweg. »Verwandlungen, Gedankenlesen, Supermann-Kräfte - möchte mal wissen, was unter Vampiren noch alles möglich ist.«
    Ich schaue aus dem Fenster. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, ich sei nicht beunruhigt. Denn obwohl ich weiß, dass die Liebe unter Vampiren so selten ist wie ein Tag ohne Sonne, so habe ich doch gesehen, was ich gesehen habe. Ich werfe Vivian, die immer noch über Tessa und ihren desaströsen Auftritt herzieht, einen prüfenden Blick zu. Liebt sie ihn auch? Es ist ja nicht so, dass ich es ihr nicht gönnen würde, wenn sie den Mann fürs ewige Leben findet. Aber das hieße natürlich, dass sie mich verlassen würde.
    »Was ist los, Leni?«, fragt sie. »Du guckst so traurig.«
    »Ach, nichts«, sage ich.
    »Los, sag schon.« Sie stößt mich sanft mit dem Ellenbogen an.
    »Du … du wirst mich doch nicht im Stich lassen?«
    »Hast du etwa heimlich an Tessas Aphrodite-Tuch geschnuppert und bist auch verrückt geworden?« Sie lacht. »Wieso sollte ich das denn tun?«
    »Ich meine, wenn du den Mann fürs Leben finden würdest.«

    »Hey, Leni. Seh ich etwa so aus, als würde ich eine spießige Ehefrau werden wollen?«
    »Nein«, gebe ich zu.
    »Du kennst doch meinen Wahlspruch. Was soll ich mit einem Traumprinzen, wenn ich viele richtige Männer haben kann?«
    »Ich weiß.«
    »Außerdem ist doch wohl weit und breit kein Traumprinz in Sicht, oder?«
    Ich antworte nicht. Vivian plappert weiter, total aufgekratzt. Tausend Gedanken schwirren mir im Kopf herum. Warum kann es nicht wenigstens jemand sein, den ich auch mag? Warum muss es ausgerechnet er sein, der Höllenfürst persönlich? Aber vielleicht liebt sie ihn ja tatsächlich nicht. Ich meine, Vivian ist einfach nicht der Typ für die Liebe, das war sie noch nie. Außerdem wollte sie ihn noch nicht mal in unsere Detektivarbeit einbeziehen. Also vertraut sie ihm nicht. Umso besser. Außerdem können Vampire einander ja sowieso nicht lieben, das weiß doch jeder. Siehst du, Leni, da hast du dir nur was eingebildet, ganz bestimmt sogar. Aber richtig erleichtert bin ich trotzdem nicht. Am Barbarossaplatz steigen wir aus. Und mir fällt etwas ein! Plötzlich habe ich es eilig.
    »Los, komm«, sage ich und fange an zu laufen.
    »Was ist los?«, ruft sie. »Bis Sonnenaufgang haben wir noch ein bisschen Zeit!«
    Der Sonnenaufgang interessiert mich nicht! Ich muss schleunigst dafür sorgen, dass auch mein Liebesleben in Schwung kommt.

    »Was rennst du denn so?«, ruft Vivian. »Heute ist doch Sonntag. Da gibt es keine Zeitung.«
    Ach ja, stimmt ja! Ich bleibe stehen und warte auf sie. Trotzdem kann ich nicht an mich halten und gifte sie an: »Bäbäbäbäbäää.« Wütend stapfe ich weiter. »Das ist einfach eine totale Scheißnacht«, schimpfe ich. »Ich werde mich jetzt vor die Glotze hängen und mir einen Doris-Day-Film reinziehen.«
    »Gute Idee.« Sie legt mir den Arm um die Schulter, aber ich widerstehe der Versuchung, dadurch bessere Laune zu bekommen. Die kriege ich erst, als ich sehe, dass etwas an unserem Briefkasten klebt. Ein Briefumschlag, mit Tesafilm festgemacht. Für die kleine Nachtschwärmerin steht drauf. Ich drücke ihn an mich.
    »Ach was«, sagt Vivian, »sieh mal einer an, wer da auf einmal wieder lächeln kann.«
    Ich werfe mich aufs Sofa und öffne vorsichtig den Umschlag. »Nein!«, rufe ich. »Das gibt’s doch nicht!«
    »Was ist?«, murmelt Vivian griesgrämig. »Macht dir dein Zeitungsjunge etwa einen Heiratsantrag? Oder bist du so begeistert, weil er das Wort ›ficken‹ richtig geschrieben hat?«
    »Pass bloß auf, Vivi, sonst platzt du gleich noch vor Neid«, erwidere ich ungerührt. »Außerdem heißt er

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