Huebsch in alle Ewigkeit Roman
Vivian wirft mir einen bestürzten Blick zu. Verdammt.
»Gehört zu meiner Verkleidung«, nuschele ich.
»Na klar«, sagt Sandra. »Also, ich war zwar noch nie besonders gut in Mathe, aber zwei plus zwei ist auch für mich immer noch vier. Und ihr habt es vielleicht verpasst, aber im Spiegel stand letztens, dass der endgültige Beweis für die Existenz von Vampiren gebracht worden ist.« Sie schaut uns triumphierend an.
»Ach, das haben die doch vor zwanzig Jahren auch schon behauptet«, winke ich ab.
»Aber sie hatten einen Zeugen, der …«
»Warte mal«, unterbricht Vivian und zieht mich in eine der Toilettenkabinen.
»Was machen wir jetzt nur?«, wispere ich.
»Wir sagen ihr die Wahrheit«, flüstert Vivian.
»Spinnst du?«
»Nein. Das ist die Lösung!«, sagt Vivian mit glänzenden Augen. »Sie lässt doch niemals locker. Aber wenn sie hört, dass wir wirklich Vampire sind, dann wird sie das abschrecken! So eine Behandlung will sie doch niemals!«
»Und was, wenn doch?«
»Dann beißen wir sie eben.« Vivian zuckt mit den Schultern.
»Aber wir haben keine Genehmigung.«
»Noch nicht. Aber wenn du den Antrag stellst, wird es nicht lange dauern, bis wir eine Genehmigung kriegen. Du als Vampir-Virgin hast doch Sonderrechte!«
»Niemals! An der Tussi mache ich mir nicht die Zähne schmutzig!«
»Aber dann wären wir sie los!«
»Hallo?! Schon vergessen? Wenn ich sie beiße, wäre ich ihr Vampirpate und hätte sie auf Ewigkeiten am Hals.«
»Stimmt auch wieder.«
»Hey Leute«, ruft Sandra von draußen. »Was ist jetzt? Meine Zeit läuft!«
Wir gehen wieder zu ihr.
»Okay«, sagt Vivian, »du hast recht. Wir sind Vampire.«
Sandra ballt die Faust. »Ha! Wusste ich doch, dass hinter eurem Aussehen mehr steckt als eine Hormonbehandlung.«
»Ja genau, wir sind tot«, sage ich.
»Mausetot«, bekräftigt Vivian. Sie hält Sandra ihren Arm hin. »Fühl mal. Keinen Puls.«
Aber Sandra interessiert das alles nicht. »Also, wie läuft das? Müsst ihr mich jetzt beißen? Soll ich mich hinlegen, oder wie?«
»Du willst freiwillig ein Vampir werden?«, frage ich verblüfft.
»Mann Leute, habt ihr eine Ahnung, wo ich mich mittlerweile alles rasieren muss?« Sie hält anklagend ihre Finger hoch. »Sogar auf den Fingerrücken! Und letztens habe ich hier ein langes Haar gefunden!« Sie zeigt auf ihr Kinn. »Es ist einfach widerlich! Mit jedem Jahr, das ich älter werde, gibt es fünf Stellen mehr, wo Haare wachsen. Das macht mich noch verrückt! «, schreit sie manisch
und zappelt herum, als ob sie am ganzen Körper Juckreiz hätte.
»Aber als Vampir darf man seine Freunde und seine Familie nie mehr wiedersehen«, wirft Vivian ein. »Das willst du doch nicht wirklich?«
»Ha ha ha ha ha!« Sandra lacht wie eine Irre. Dann bricht sie urplötzlich ab und knurrt: »Ist mir so was von egal, wenn ich dafür für immer jung bleibe!«
Ich betrachte ihre geliftete vierzigjährige Fratze. »Aber das bist du doch sowieso nicht mehr«, stelle ich sachlich fest, und Sandra will sich schon auf mich stürzen, da geht Vivian dazwischen.
»Ruhe, Leute.« Sie seufzt. »Tja, wir würden dir ja gerne helfen, Sandra, aber leider dürfen wir dich nicht einfach so zum Vampir machen.«
»Genau! Auch bei uns gibt es Gesetze«, rufe ich.
Sandra stöhnt genervt. »Na sicher«, sagt sie zuckersüß, »und Sandra Albrecht hat auch Regeln. Und die oberste Regel ist«, sie stampft mit dem Fuß auf und kreischt: » Sie bekommt, was sie will! «
Eine Nonne ist reingetorkelt und ruft besoffen: »Richtig!« Sie bleibt dicht gedrängt bei uns stehen und schaukelt vor und zurück, als ob sie sich nicht entscheiden könne, ob sie lieber auf ihre Nase oder auf den Hinterkopf knallen möchte. »Komm, geh kotzen«, sage ich und schiebe sie Richtung Toilette.
»Ich verlier langsam die Gedu…«, sagt Sandra.
»Schon gut, schon gut«, unterbricht Vivian sie mürrisch. »Wir werden fragen, ob wir dich in unseren Club aufnehmen dürfen.«
»Nur leider hast du dir eben die Chancen ein kleines bisschen versaut«, werfe ich triumphierend ein.
»Wieso? Wer bestimmt denn darüber, ob ich Vampir werden darf?«
Die Nonne steckt den Kopf aus der Toilettentür und lallt: »Hey Britney, lass dir von den zwei Spaßbremsen nichts einreden. An Karneval kann man sich verkleiden, wie man will!« Ich donnere der Nonne die Tür vor der Nase zu, und kurz darauf dringen Brechgeräusche aus der Kabine.
»Zufällig entscheidet die Bienenkönigin darüber«,
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