Huebsch in alle Ewigkeit Roman
Ich ahne Schreckliches. Zum Glück ist das Lied gerade zu Ende.
»Ich komm gleich wieder, geh nicht weg«, sage ich zu Milo.
»Ohne dich auf keinen Fall«, antwortet er.
Auch Vivian und der Höllenfürst beenden ihr Tänzchen. Ich werfe Vivian einen erbosten Blick zu, aber sie kontert mit einer Grimasse. Dann nähern wir uns Sandra und der Königin. Eigenartigerweise ist Carla Sandra noch nicht an die Gurgel gesprungen. Entweder ist die Königin von der ausgelassenen Karnevalsstimmung weichgespült worden, oder Sandra hatte recht damit, dass sie sich mit Zicken auskennt. Sie scheinen sich unglaublicherweise sogar zu amüsieren!
Als Sandra uns sieht, kommt sie zu uns und zischt: »So, ihr beiden, jetzt hört ihr mir genau zu. Wenn ihr sie jetzt nicht auf der Stelle fragt, ob ich eurem Club beitreten
kann, dann bleibt mir nichts anderes übrig, als mit meiner kleinen Story zu RTL zu gehen.«
»Schon gut«, winkt Vivian ab.
Carla hat sich auf einem Barhocker niedergelassen und thront dort, ganz Majestät. Vivian geht zu ihr und flüstert ihr was ins Ohr. Während Vivian redet, beobachtet die Königin Sandra mit undurchdringlichem Blick. Und dann verkündet sie gönnerhaft: »Ist in Ordnung. Sie darf aufgenommen werden. Ich erteile euch eine Ausnahmegenehmigung.«
Vivian und ich schauen uns an. So einfach ist das? Doch dann fügt die Königin mit scharfer Stimme hinzu: »Unter einer Bedingung.« Sie deutet in die Richtung, wo ich eben gestanden habe. »Ich will den da!«, fordert sie.
Ich folge ihrem Finger, aber es dauert einen Moment, bis ich begreife, wen sie meint. Milo. »Nein!«, rufe ich entsetzt.
Carla grinst mich grausam an. »Bringt mir den Torero, dann darf sie in den Club.«
Ich bin wie erstarrt. Die Musik, das Geschrei der Leute, die flackernden Lichter, die lachenden Gesichter, die Luftschlangen und Girlanden, alles dreht sich, verschwimmt um mich herum. Der Strudel reißt mich mit sich, und ich fühle mich, als würde ich ertrinken. Eine orientalische Prinzessin beugt sich zu mir und flüstert mir ins Ohr: »Geh. Ich regele das hier.« Sie drückt mit ihrer Hand die meine. »Wir schaffen das - zusammen.«
Ich nicke wie ferngesteuert und drängele mich durch die Leute zu meinem Torero, fasse seine Hand und ziehe ihn aus der Kneipe. Draußen legt er den Arm um mich, und ich gehe normal neben ihm her, dabei fahren meine Gefühle Achterbahn. Geh mit ihm, ruft mein wiederbelebtes Herz, doch längst weiß ich, was die Forderung der Königin bedeutet. Mein Torero muss fliehen. Er muss mich verlassen, wenn er nicht als Lustknabe der Königin enden soll, für immer in den Palast eingesperrt, bis sie eines Tages seiner überdrüssig wird und ihn nur so zum Spaß hinrichten lässt. Und mir wird klar, dass ich nur eine Wahl habe. »Milo«, sage ich und bleibe stehen. »Du musst weggehen.«
»Wie meinst du das?«, fragt er verwundert.
»Ich weiß, das klingt jetzt merkwürdig, aber du musst
verschwinden. Am besten noch heute.« Ich kann ihm nicht in die Augen sehen, das würde mir das Herz brechen.
»Das ist das erste Mal, dass ein Mädchen mit mir Schluss macht, noch bevor wir zusammen waren«, sagt er, aber sein Grinsen gefriert, als ich ihn anschaue. »Du meinst das ernst?«, fragt er entgeistert. »Aber warum?«
»Ich bin da in eine schlimme Sache verstrickt«, erkläre ich, »und habe dich in große Gefahr gebracht. Es geht um Leben und Tod. Mehr kann ich dir dazu nicht sagen, zu deinem eigenen Schutz.«
Er sieht mich verwirrt an.
»Du musst mir vertrauen«, sage ich mit Nachdruck.
Milo schaut mich hin- und hergerissen an. Dann schüttelt er den Kopf: »Keine Ahnung, warum ich das mache«, murmelt er. Dann sagt er laut: »Also, Leni, ich weiß zwar nicht, worum es geht. Ich weiß nur eines: Du bist etwas Besonderes, das habe ich von Anfang an gemerkt. Und das nicht nur wegen deiner coolen Frisur!«
Er streichelt zärtlich über meine Locken, und ich möchte weinen. Ein Mann, der sogar meine Frisur liebt! Und ich muss ihn loswerden. Niemals werde ich das der Königin verzeihen.
»Leni, ich lasse dich nicht im Stich.« Er will meine Hand greifen, aber ich entziehe sie ihm.
»Es tut mir wirklich leid«, sage ich ernst, »aber wenn dir dein Leben lieb ist, musst du Köln verlassen, besser noch Deutschland. Du wolltest doch sowieso auswandern, dann tu es. Aber noch heute!«
»Dann komm mit mir. Lass uns zusammen durchbrennen.
Lass uns …« Er spricht nicht weiter, als er sieht, dass ich den Kopf
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