Huebsch in alle Ewigkeit Roman
von der Welt, dass wir uns hier treffen. Ich gucke Vivian vorwurfsvoll an, und sie zieht eine Schnute, als ob sie nichts dafür könne. Das darf doch nicht wahr sein! »Was macht die denn hier?«, zische ich Vivian leise zu und ziehe sie etwas beiseite.
»Sorry, Leni, ich konnte nicht anders. Sandra hat gesagt, wenn sie schon so lange auf die Behandlung warten müsse, dann müssten wir ihr wenigstens die Zeit vertreiben«, flüstert Vivian.
»Aber du hättest mich wenigstens warnen können.«
»Ich wollte dir nicht schon im Voraus den Spaß verderben.«
»Na, herzlichen Dank«, brumme ich beleidigt. »Und mit wem hast du dich noch verabredet? Mit Ernst G. Nagel, dem Vampirjäger?«
Vivian geht gar nicht auf meine Bemerkung ein, sondern sagt nur pikiert: »Es ist Karneval. Da verliert man sich sowieso im Gedränge.«
»Seid ihr jetzt fertig mit Tuscheln?«, fragt Sandra laut.
Wir wenden uns ihr zu. »Wir mussten nur was Organisatorisches besprechen«, sage ich.
»Tolle Organisation«, mault Sandra angesichts der Schlange vor dem Eingang. »Müssen wir wirklich warten?«
»Ja, aber das dauert meistens nicht lang, bis man drin ist«, beschwichtigt Vivian sie.
»Das werden wir ja sehen«, gibt Sandra zurück, und ich kann nicht an mich halten, spöttisch zu fragen: »Was hast du denn gedacht? Dass Prostituierte vom Türsteher durchgewunken werden?«
»Ich bin doch nicht als Prostituierte verkleidet«, protestiert Sandra. »Ich bin Britney Spears!«
»Dann ja wohl eher die Mutter von Britney Spears«, murmele ich.
»So«, sagt Sandra eingeschnappt, »die Madonna auf Crack kriegt schon mal keinen.« Sie holt zwei Piccolos aus ihrer Tasche und reicht einen Vivian.
»Oh wie schade …«, sage ich.
»Leute, Schluss damit!«, geht Vivian dazwischen. »Wir sind zum Feiern hier und nicht zur Zickenolympiade.«
Sandra wirft mir einen giftigen Blick zu und stößt demonstrativ mit Vivian an. »Auf uns«, sagt sie und kippt sich in null Komma nichts den Sekt hinter die Binde. Gut, denke ich grimmig, je schneller sie besoffen ist, umso besser. Dann ist sie flottigaloppi weg vom Fenster. Sandra greift nach dem dritten Fläschchen in ihrer Tasche.
»Du kannst meinen Piccolo auch ruhig trinken«, biete ich ihr freundlich an.
»Ach, wie nett von dir, dass ich meinen Piccolo trinken darf«, giftet sie zurück. Das kann ja heiter werden!
Wenige Minuten später winkt uns der Türsteher weiter, und kurz darauf stehen wir in der Kneipe. Die Scheiben sind beschlagen, so heiß geht es her. Hier wird natürlich schon seit nachmittags gefeiert, und der ganze Laden ist eine einzige grölende, tanzende Masse.
»Meine Güte, die Luft hier drin ist ja eine Katastrophe«,
stöhnt Sandra. Ha ha, denke ich schadenfreudig und singe laut: »Bier und’nen Appelkorn, schalalalala!«
Das mit der schlechten Luft habe ich natürlich nicht bemerkt. Noch so ein Vorteil unseres Daseins! Sandra sieht jetzt schon ein bisschen mitgenommen aus. Mit Karnevalsfeiern hat sie offensichtlich keinerlei Erfahrung. »Das Beste ist, wenn man sich direkt auf Pegel trinkt«, rufe ich, »sonst ist es nur der halbe Spaß.«
»Dann hol uns was!«, befiehlt sie. »Ich kann mich gerade nicht bewegen.« Sie bleibt wie angewurzelt stehen.
Was soll’s?, denke ich, es ist für einen guten Zweck. Die Aussicht, sie abgefüllt in der Ecke liegen zu sehen, motiviert mich, ihrer Aufforderung nachzukommen. Ich quetsche mich zum Tresen durch, hole ein Kölsch und einen Korn, kippe den Schnaps als Beschleuniger direkt ins Bier rein und nehme mir vor, mir durch nichts und niemanden die Feierlaune verderben zu lassen. Ich gehe zurück und gebe Sandra das Getränk. »Trinkt ihr nichts?«, fragt sie erstaunt.
Vivian hebt ihren Piccolo. »Hab noch.«
»Und ich hab meines direkt am Tresen geschüttet. Ein Schluck und der Appelkorn ist weg, schluckschluck! Also, Prost!« Ich grinse sie an, und sie trinkt tatsächlich auf ex.
»Uih.« Sie schüttelt sich, als sie absetzt. »Ich dachte, Kölsch sei milder.«
Ja-ha, denke ich befriedigt, aber nicht in dieser Speed-Version. Ich kann es kaum erwarten, ihre gestrafften Gesichtszüge im Alkoholrausch entgleisen zu sehen.
»Supercool, dass meine Behandlung bald anfängt«,
versucht Sandra jetzt ein Gespräch anzufangen. Aber ich finde, ich war schon sehr geduldig mit Lady Shave. Außerdem ist mir sowieso nicht nach Konversation zumute.
»Echte Fründe stonn zesamme«, gröle ich und tanze mit Vivian davon. Gehen kann man in
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